Bayerische Landesausstellung 2014: „Ludwig der Bayer. Wir sind Kaiser!“

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3. Juli 2014 – Das Haus der Bayerischen Geschichte und die Stadt Regensburg veranstalten in Zusammenarbeit mit der Diözese Regensburg im Jahr 2014 bis zum 2. November in Regensburg die Bayerische Landesausstellung unter dem Titel „Ludwig der Bayer. Wir sind Kaiser!“.

Plakat der Bayerischen Landesausstellung 2014 in Regensburg. © Büro Wilhelm, Amberg.

Anlass für die große Retrospektive sind das siebenhundertjährige Jubiläum der Königswahl Ludwigs des Bayern im Jahr 1314 und der Blick auf eine Zeit, in der viele grundlegende Neuerungen in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht das überkommene Weltbild in Frage stellten. Kaiser Ludwig IV. genannt „der Bayer“ (1294/1314-1347) war der erste Wittelsbacher auf dem Kaiserthron und führte als letzter deutscher Herrscher des Mittelalters eine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem Papsttum in Avignon. Der ursprünglich abwertend gemeinte Beiname „der Bayer“ wurde schließlich zum Ehrentitel für einen Förderer des Handels und der Städte, der das bayerische Herzogtum stärkte und zukunftsweisende Reformen im Reich anstieß.

Eröffnung im Dom. © www.altrofoto.de.

Der Ort der Landesausstellung könnte nicht besser gewählt sein, um diese Epoche erlebbar zu machen. Ludwig der Bayer nutzte nach Kräften die Möglichkeiten der Handelsmetropole Regensburg, in der er sich im Lauf seiner langen Herrschaft knapp vierzig Mal aufgehalten hatte. In jenen Jahren entstand hier der Chor der Bischofskathedrale mit seinen berühmten Glasfenstern. Der Regensburger Dom steht im Zentrum einer multimedialen Schau zur Geschichte der Stadt und Ludwig des Bayern.

Thron vor der ehemaligen Pfalzkapelle St. Ulrich am Dom. © graficde’sign pürstinger, Salzburg.

Die historischen Orte, wie die ehemalige Herzogskapelle und spätere Dompfarrkirche St. Ulrich, der bisher nur für Führungen zugängliche Domkreuzgang sowie die Minoritenkirche garantieren den Besucherinnen und Besuchern der Landesausstellung ein authentisches Erlebnis und bieten die einzigartige Möglichkeit, die Räumlichkeiten dank spektakulärer Ausstellungsarchitektur aus ganz neuen Perspektiven zu erleben.

Schmetterlingsreliquiar, Paris, um 1310/1320, Silber, feuervergoldet, transluzides Email, Perlen. © Diözesanmuseum Regensburg, Foto: Uwe Moosburger.

Mit Hilfe von kostbaren Originalobjekten, aufwändigen Rekonstruktionen und mit modernster Museumstechnik können die Besucher der Ausstellung vielfältige Einblicke …

Auf fünf Leveln, ähnlich einem Computerspiel, zeigt die Ausstellung in der Minoritenkirche den Aufstieg von Ludwig dem Bayern vom nachgeborenen Herzogssohn zum bis zum Kaiser. Foto: © www.altrofoto.de.

… in die Herrschaft des bayerischen Herzogs, deutschen Königs und römischen Kaisers Ludwig gewinnen und erleben die wechselhafte Geschichte der Zeit zwischen 1300 und 1350, als Bayern zum Mittelpunkt in Europa wurde.

Impression Landesausstellung Minoritenkirche. © www.altrofoto.de.

Streit um Niederbayern – bei Gammelsdorf trafen sich vor 700 Jahren Österreicher und Bayern zum Kampf
Moosburg. Stau auf der Isar-Brücke von Volkmannsdorf. Was so nüchtern nach Radiomeldung im Verkehrsfunk klingt, besaß auf den Tag genau vor 700 Jahren eine ungleich größere Dramatik: Getrampel, Geschrei, Gedränge, metallisches Geklirr von Waffen und Rüstungen – kurzum Panik!

Ludwig der Bayer auf dem Löwenthron. Werbemarke, Farblithographie. Höhe 6,2cm x Breite 4,8 cm, 1913. Foto: © Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg.

Die nackte Überlebensangst greift um sich. Mehrere hundert Ritter und Fußsoldaten versuchen verzweifelt, möglichst schnell das rechte Isar-Ufer zu erreichen. Verwundete werden abgedrängt, stürzen von der Brücke. Dann ein Knacken, ein Ruck, Balken bersten. Die hölzerne Konstruktion bricht ein und wirft Dutzende Männer in die reißenden Fluten der Isar, 1313 noch ein ungebändigter Gebirgsfluss. Erbarmungslos werden die Ritter in ihren schweren Harnischen unter Wasser gezogen. Wie war es zu diesem Unglück gekommen, hier in Gammelsdorf bei Moosburg, zwischen Ober- und Niederbayern?

Topfhelm. Eisen, 1. Hälfte 14. Jahrhundert. Foto: © Volkskundemuseum der Stadt Treuchtlingen (Foto: R. Nowak, München).

An jenem 9. November 1313 kam es zu einer Entscheidungsschlacht zwischen den österreichischen Truppen und dem jungen Ludwig, Herzog von Oberbayern, der als „Kaiser Ludwig der Bayer“ in die Geschichte eingehen sollte. Streitpunkt war die Vormundschaft im reichen Niederbayern. Auf Ludwigs Seite standen erstmals Aufgebote von Bürgern aus den Städten Landshut und Straubing. Sie sahen sich einer österreichischen Übermacht gegenüber, die auch noch durch Teile des niederbayerischen Adels verstärkt wurde. Gerade die Ritter im Bistum Passau, das damals noch Ober- und Niederösterreich mitumfasste, sahen ihre Zukunft eher bei den aufstrebenden Österreichern als bei den vergleichsweise armen Oberbayern.

Das österreichische Aufgebot hatte sich bei der einzigen Isarbrücke verschanzt, die nicht durch eine Stadt gesichert war. Aus dem Nebel des Novembermorgens lösten sich auf einmal die Truppen Ludwigs und errangen nach heftigem Kampf den Sieg. Den Österreichern blieb nur noch der Rückzug über die Brücke bei Volkmannsdorf. Wer nicht auf der Flucht erschlagen wurde oder ertrank, geriet in Gefangenschaft und musste für hohes Lösegeld ausgelöst werden. Ludwigs Strategie war aufgegangen.

Karlstein-Schatz. Prag, 14. Jahrhundert. Sammlung von Spangen und Knöpfen (Auswahl), Silber, vergoldet, gepresst, geprägt und geschnitten. Kunstgewerbemuseum Prag. Foto: www.altrofoto.de. Der sogenannte Karlstein-Schatz war noch nie in Bayern ausgestellt, nun wird fast ein Drittel davon in der Bayerischen Landesausstellung in Regensburg zu sehen sein. Prunkvolle Spangen, Knöpfe und Verzierungen zeigen die Mode zur Zeit Ludwigs am Hofe der Luxemburger. Der böhmische Schatz verdeutlicht auch den Reichtum, von dem die Konkurrenten des Kaisers zehren konnten.

Mit dem Sieg bei Gammelsdorf entschied Ludwig nicht nur die Frage der Vormundschaft, sondern gewann Aufmerksamkeit im gesamten Reich. So sahen es schon die Chronisten seiner Zeit: Gammelsdorf war der erste große Schritt Ludwigs auf seinem Weg zum Königtum. Kaum ein Jahr nach der Schlacht wählten ihn einige Kurfürsten zum deutschen König – in Konkurrenz zu dem Österreicher Friedrich dem Schönen. Der Kampf Wittelsbach gegen Habsburg ging in eine neue Runde.

Impression Landesausstellung Minoritenkirche. © www.altrofoto.de.

Ludwig „der Bayer“ empfängt die Kaiserkrone
Rom. Die „Ewige Stadt“ war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Schon 30 Jahre lang residierten die Päpste im fernen Avignon. Zwischen den immer noch eindrucksvollen Zeugen der fernen Antike bröckelte das Mauerwerk, faulten die Holzbalken, wanden sich überwachsene Pfade. Adelige Clans, bis auf den Tod verfeindet, beherrschten einzelne Stadtviertel. Aber immer noch war der deutsche König zugleich auch römischer König, immer noch war es Rom, in der ein König die Kaiserkrone empfangen konnte.

Kaiser Ludwig der Bayer auf dem Adlerthron. Relief aus dem Nürnberger Rathaussaal, um 1340 (1945 zerstört). Abguss von 1855. Bayerisches Nationalmuseum, MA 2341. Foto: © Bayerisches Nationalmuseum, München.

Der bayerische Herzog Ludwig war 1314 von den deutschen Fürsten zum König gewählt worden und hatte sich in langwierigen Kämpfen gegen seinen Rivalen, Friedrich von Österreich, durchgesetzt. Allerdings hatte Papst Johannes XXII. in Avignon Ludwigs Königtum nie anerkannt, ja sogar den „bayerischen Ludwig“ mit dem Bann belegt, als dieser Besitztümer des Reichs in Italien beanspruchte. Denn der Papst sah sich selbst als Herr Oberitaliens. Mit Ludwig wagte nun wieder einmal ein deutscher König den Italienzug, ließ sich in Mailand zum lombardischen König krönen und ritt Anfang Januar 1328 mit seinen Vasallen in Rom ein. Die Chronisten berichten von jubelndem Volk, brachte ein König doch wieder etwas von dem lange entbehrten Glanz in die Tiberstadt.

Goldbulle. Goldbulle Kaiser Ludwigs IV. des Bayern. Gold, an geflochtenen Seidenschnüren anhängend. Italien, 1327/28. Stadtarchiv Passau (Urk. I, 43). Foto: Stadtarchiv Passau.

Ludwig der Bayer nutzte geschickt die politische Situation in Rom aus und verbündete sich mit dem mächtigsten der „Clanfürsten“, mit Sciarra Colonna. Der revanchierte sich und rief Ludwig auf dem Kapitol zum König der Römer aus. Am frühen Morgen des 17. Januar 1328 schützte er auch den Krönungszug Ludwigs. Damit konnte endlich wieder ein römischer König zur Peterskirche reiten, ohne sich vor feindlichen Angriffen fürchten zu müssen. In St. Peter wurden dem neuen Kaiserpaar Ludwig und Margarethe die Kronen aufgesetzt. Dies geschah im Beisein des römischen Adels durch zwei exkommunizierte Bischöfe.

Impression Landesausstellung Minoritenkirche. © www.altrofoto.de.

Der sich anschließende Festzug endete auf dem Kapitol – Symbol nicht des kirchlichen, sondern des säkularen Roms. Damit war ein neues Verfahren geschaffen: deutsche und italienische Fürsten und das Volk Roms hatten die Krönung gefördert, nicht etwa der Papst. Und Kaiser Ludwig machte dies auf der Rückseite seines goldenen Kaisersiegels nochmals deutlich. Sie zeigt erstmals eine einigermaßen reale Darstellung Roms und betont dabei besonders die antiken Bauten: das Colosseum, das Pantheon und in der Mitte das Kapitol. Mit Ludwig kehrte zum ersten Mal seit der Stauferzeit wieder ein Kaiser nach Deutschland zurück. Und so nannte er seinen Titel in den Urkunden nun: „Wir, Ludwig, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs“. Also sinngemäß: Wir sind Kaiser!

Alle Informationen zur Bayerischen Landesausstellung finden Sie auf der Internetseite des Hauses der Bayerischen Geschichte.