Des Kaisers Kulturhauptstadt Linz um 1600

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24. Mai 2012 – Die Ausstellung „Des Kaisers Kulturhauptstadt Linz um 1600“ im Schlossmuseum Linz findet vom 16. Mai bis 26. August 2012 statt und erinnert erstmals an die nahezu vergessene Rolle von Linz als habsburgische Residenz, in der unter anderem die ehemalige Königin Katharina von Polen ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Der spätere Kaiser Matthias versammelte hier bedeutende Künstler aus den Niederlanden, darunter Lukas van Valckenborch, dem wir die erste getreue Ansicht der Stadt verdanken. Kaiser Rudolf II., der größte Mäzen seiner Zeit, ließ ab 1604 das Linzer Schloss prachtvoll erneuern und ausstatten, um sich einst hierher zurückzuziehen.

Linz um 1600
Der erste Teil der Ausstellung thematisiert die Pläne Kaiser Rudolfs II., seine Residenz von Prag nach Linz zu verlegen. Linz war zu dieser Zeit durch die zentrale Lage als Verkehrsknotenpunkt und als bedeutendes Handelszentrum eine wohlhabende Stadt. Wesentliche Grundlage dieses Wohlstandes und des Status als Warenumschlagplatz war die Abhaltung der beiden großen überregionalen Märkte: des seit 1382 abgehaltenen Bartholomäi-Marktes (um den 24. August) und des Ostermarktes, der ab der Mitte des 14. Jahrhunderts nachweisbar ist.

Lukas van Valckenborch, Blick auf Linz, sign. u. dat. 1599, Öl auf Holz, Inv. Nr. G 2647 (Neuerwerbung 2011). Foto: Oberösterreichische Landesmuseen.

Seit dem späten 15. bis ins späte 16. Jahrhundert war Linz als Residenzstadt Aufenthaltsort habsburgischer Familienmitglieder. Auch der Bruder Kaiser Rudolfs II., Erzherzog Matthias, residierte in Linz. Auf Wunsch von Kaiser Rudolf II. wurde der spätmanieristische Bau des Schlosses geplant und mit dem Neubau 1604 begonnen. Dem Kaiser war es ein großes Anliegen, die Baumaßnahmen voranzutreiben und finanziell zu unterstützen. Seit dieser Zeit prägt das majestätisch über der Donau thronende Gebäude die Ansicht der Stadt.

August Krahl (Dresden 1858-1926 Wien), Kopie der Hauskrone Kaiser Rudolf II., um 1900 Metall, Glas, Perlimitation, Textil © Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort: Hofmobiliendepot, Möbel Museum Wien, Foto: Edgar Knaack.

Auch wenn Linz – unter anderem aufgrund seines frühen Todes – niemals Residenz Kaiser Rudolfs II. war, weisen zahlreiche, der höfischen Repräsentation dienende Feste ebenso auf die Bedeutung der Stadt hin, wie die mehrjährige Tätigkeit Johannes Keplers in Linz, der hier an seinen bahnbrechenden Schriften über die Astronomie arbeitete.
Diese Entwicklungen fanden im 17. Jahrhundert durch den Beginn des Dreißigjährigen Krieges und die Verpfändung des Landes ob der Enns an Bayern ein jähes Ende.

Kunst um 1600
Die Werke von Jacopo Tintoretto, El Greco und zahlreichen anderen bedeutenden Künstlern aus dem Szépmüvészeti Múzeum Budapest vermitteln den Besuchern ein abgerundetes Bild aus der Zeit um 1600. Das Weltbild des 16. Jahrhunderts beruhte vielfach nicht auf wissenschaftlich überprüfbaren Beobachtungen der Natur, sondern nach wie vor auf den aus der Antike überlieferten Traditionen. Die Darstellung von Aktfiguren beispielsweise wird für den Eingeweihten zur Wiedergabe eines Weltsystems, wie es schon von den antiken Philosophen überliefert wurde.

Jacopo Robusti, genannt Tintoretto (Venedig 1518-1594 Venedig), Herkules stößt den Faun aus dem Bette der Omphale, Öl auf Leinwand © Szépmüvészeti Múzeum Budapest, Inv. Nr. 6706.

Italien war in der Neuzeit bevorzugtes Ziel jeder Künstlerreise. Hier konnte man die gefeierten Vorbilder antiker Kunst selbst sehen, hier lebten und wirkten Künstler, die wie Michelangelo und Raffael allgemein als vorbildhaft verstanden wurden. Diese Vorbildhaftigkeit galt vor allem für die Darstellung der menschlichen Figur. Dem ästhetischen Ideal der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam in besonderer Weise die „Figura serpentinata“ entgegen, die allansichtig und ohne bestimmte Schauseite konzipiert wurde. Die Bedeutung von Zeichnung und Druckgraphik nahm stark zu. Erstmals wurde nach Werken bestimmter Künstlerpersönlichkeiten gesammelt. Mittels Druckgraphiken wurden aber auch Kunstwerke, die in Kirchen oder fürstlichen Sammlungen aufbewahrt waren, der Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Das Konzil von Trient, das 1545 bis 1563 die katholische Glaubenslehre erneuert hatte, befasste sich auch mit Grundfragen der Sakralkunst. Dabei wurde von religiösen Darstellungen jene rhetorische Klarheit und Unmittelbarkeit verlangt, die in vielen Bildern der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erkennbar ist. In diesen Jahrzehnten hatte sich die Landschaftsmalerei vor allem in den Niederlanden zu einem ersten Höhepunkt entwickelt, stellte jedoch immer noch primär eine Bühne menschlichen Handelns dar, die an Hand typischer Versatzstücke charakterisiert wurde.

Blick in die Ausstellung. Foto: Oberösterreichische Landesmuseen, A. Bruckböck.

Katalog „Des Kaisers Kulturhauptstadt. Linz um 1600“
Begleitend zur Ausstellung wird ein reich bebilderter Katalog erscheinen. In einem einleitenden Beitragsteil zeichnen zahlreiche Essays ein Bild der Zeit um 1600. Für diese Beiträge konnten hochkarätige Wissenschaftler aus dem In- und Ausland gewonnen werden. Mehrere Artikel widmen sich der Stadt Linz als habsburgische Residenz. Besondere Beachtung findet hier das Linzer Schloss, das von Kaiser Rudolf II. als großer manieristischer Repräsentationsbau angelegt worden war. Der blühenden Handelsstadt Linz mit ihren großen Märkten, der bedeutenden Adelskultur und den damit in Verbindung stehenden Bauten sind ebenfalls Beiträge gewidmet. Zwei Essays eröffnen uns Einblicke in die manieristische Kunst, die zu dieser Zeit ihre Blüte erlebte. Im Katalogteil werden die verschiedenen in der Ausstellung vertretenen Themengebiete behandelt. Zu den einzelnen Objekten finden sich detailreiche Fotos und wissenschaftlich fundierte Begleittexte.

Kulturvermittlung
Zur Ausstellung werden Führungen und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten.

Das Smartphone-Spiel „Das Geheimnis der Krone“
Im Rahmen eines Alternate Reality Games sollte den Kindern/Jugendlichen das Museum selbst als spannender Ort vermittelt werden, an dem sie Geschichte nicht nur passiv erleben, sondern selbst aktiver Bestandteil davon werden. Dabei setzen sie sich intensiv mit den ausgestellten Werken, den Künstlern und den damit verbundenen Geschichten auseinander.
Das Spiel ist ein völlig neuer Zugang Kunst, Kultur und Geschichte zu vermitteln. Das Spiel erzählt eine spannende Geschichte und führt den jungendlichen Besucher durch das Schlossmuseum und die Ausstellung. Es ist kein Ersatz für die klassische Kulturvermittlung, sondern ist als Ergänzung und eine besondere Motivation für junge Museumsbesucher gedacht. Das Handyspiel für die Ausstellung ist in dieser Form einmalig in Österreich. Mit dem Smartphone sind Aufgaben in verschiedenen Bereichen des Schlossmuseums und der aktuellen Ausstellung zu lösen und Fragen zu beantworten.
Auf der Suche nach dem Stein der Weisen muss der Spieler aber auch Kreativität beweisen und zum Beispiel selbst ein Gemälde anfertigen, abfotografieren und in die virtuelle Galerie des Spieles speichern. Diese Galerie kann im Internet auf der für das Spiel eingerichteten Internetseite besucht werden. Wenn alle Aufgaben gelöst wurden, gibt es in der Ausstellung eine virtuelle Audienz bei Rudolf II. und der Besucher wird auch den „Stein der Weisen“ finden.
Das dazugehörige Programm (App) kann gratis zuhause am Computer von der Homepage oder direkt im Schlossmuseum beim Eingang heruntergeladen werden. Dazu wird für die Dauer der Ausstellung im Schlossmuseum Gratis-WLAN eingerichtet. Dem Spieler entstehen durch das Spiel keine Kosten. Das Spiel kann sowohl von Einzelpersonen als auch von Gruppen gespielt werden. Schülergruppen werden von einer Kulturvermittlerin des Schlossmuseums betreut und begleitet. Spieldauer für Gruppen ca. 90 Minuten.

Nicht jede(r) will mit dem Handy die Ausstellung besuchen:
Aktivblatt
In der Ausstellung stehen Aktivblätter für Besucher ab 8 Jahren für einen selbständigen Rundgang durch die Ausstellung zur Verfügung.

Blick in die Ausstellung. Foto: Oberösterreichische Landesmuseen, A. Bruckböck.

Das Rollenspiel „Rad des Schicksals“
Als besonderes Angebot für junge Besucher (ohne Smartphone) wird es in der Ausstellung die Möglichkeit geben, in Form eines Rollenspiels in die Welt um 1600 einzutreten. Die Zuteilung der Rollen auf der Bühne des Lebens übernimmt dabei die Hand des Schicksals in Form eines Glücksrades. Welche Rolle weist das Schicksal einem zu? Vom Kaiser über Adelige, Bürger und Bauern bis zum Bettler stehen für jede Rolle nach authentischen Vorlagen geschneiderte Kostüme und passende Requisiten zur Verfügung. Kindgerecht gestaltete Texte, die die Zeit um 1600 lebendig werden lassen, führen die Zeitreisenden in ihre Rolle ein und geben ihnen einen Auftrag für den Höhepunkt des Spiels: die Audienz am kaiserlichen Hof.

Kultur-Werkstatt für Kinder
Als Kombination von Ausstellungsrundgang und Workshop bietet die Kultur-Werkstatt die Möglichkeit, intensiver auf inhaltliche Fragen der Besucher einzugehen und im Anschluss das Gesehene in kreativer Weise zu reflektieren.

Ausführliche Informationen zu der Ausstellung „Des Kaisers Kulturhauptstadt. Linz um 1600“ im  Schlossmuseum Linz und zu allen angebotenen Aktivitäten finden Sie auf der Internetseite des Schlossmuseums.

Sollten Sie gleich Lust bekommen haben, sich die Ausstellung anzuschauen, können Sie sich über einen (Kurz-)Urlaub auf der Seite der Stadt Linz informieren.