Die Münzprägung des Maxentius

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von Ursula Kampmann

18. Juli 2013 – In der von der Schweizer Numismatischen Gesellschaft herausgegebenen Reihe „Schweizer Studien zur Numismatik“ ist ein neuer, bedeutender Beitrag zur römischen Münzprägung erschienen. Es handelt sich um ein Corpus der Münzprägung des Maxentius mit ausführlichem Kommentar, das weit über das hinausgeht, was der RIC bieten kann.
Beginnen wir zunächst mit dem Katalog, der wohl die meisten interessieren dürfte. Es handelt sich nicht um ein Stempelcorpus – dies wäre wegen der Menge des Materials im 3. Jahrhundert für wirklich niemanden zu leisten, sondern um eine Auflistung aller kleinsten Typen und Untertypen, die Maxentius zu bieten hat. Geordnet nach Münzstätten, Datum, Metallen präsentiert Vincent Drost die Basis seines Werkes, und er geht dabei um vieles genauer vor als der RIC. Alle Sammler, die sich an den verschiedenen Varianten der spätrömischen Münzprägung erfreuen können, haben hier eine wunderbare Übersicht.
Wie gesagt, das ist die Basis, und dass der Katalog in französischer Sprache abgefasst, spielt für die Verständlichkeit keine Rolle. Denn jeder einzelne Typ und Untertyp ist auf den Tafeln abgebildet. Doch eigentlich beginnt die Arbeit des Autors erst hier mit dem Material, das er ausführlich zum Sprechen bringt.

Vincent Drost,Le monnayage de Maxence (306-312 après J.-C.). Wetteren 2013. Leinen, Fadenheftung. A4. 432 S. mit 61 Tf. Dazu CD-ROM. ISBN 978-3-033-03991-9. CHF 150; 120 Euro.

Wenn Ihr Schulfranzösisch ein wenig eingerostet ist, machen Sie sich nichts draus. Wie ich sagte, die Schweizerische Numismatische Gesellschaft hat das Buch publiziert. Und das bedeutet, dass der Autor eine umfangreiche, 17 Seiten starke Zusammenfassung seiner Ergebnisse präsentiert, die ins Italienische, ins Englische und ins Deutsche übersetzt wurde. Was für ein Luxus, den man sich im Interesse der Verbreitung von Erkenntnissen auch in anderen Ländern wünschen würde! Die 17seitige Zusammenfassung hat dazu den Vorteil, dass sie wohl eher gelesen wird als der mehr als 200seitige eigentliche Text.

Ihr entnimmt man die Tatsache, dass Maxentius über fünf Prägestätten verfügte, die nicht alle gleichzeitig in Betrieb waren; nur über Rom konnte Maxentius während seiner gesamten Regierungszeit verfügen. Drost berichtet ausführlich über die Organisation des Münzwesens und der Münzproduktion – und natürlich lohnt es sich immer wieder in den französischen Text zu springen, wenn man mehr Details wissen möchte. Dazu klärt der Autor die metrologischen Grundlagen ab und stellt Überlegungen zum Umfang der Produktion an.
Das Kapitel über den Münzumlauf geht über eine Auflistung der bekannten Schatzfunde hinaus. Drost weist die wirtschaftliche und politische Isolierung des Kaisers anhand der Zusammensetzung von Schatzfunden nach. Nach dessen Niederlage an der Milvischen Brücke wurde übrigens ein großer Teil seiner Münzen eingesammelt und zum Einschmelzen in die konstantinischen Münzstätten gebracht, worauf der 313 vor der gallischen Küste verloren gegangene Schatz von Gruissan hinweist.

Natürlich interpretiert der Autor auch den Inhalt der Münzbotschaften, weist anhand der Prägungen für andere Kaiser nach, wie Maxentius sich um Bündnisse bemüht hat. Seine im Schatten Konstantins stehende Religionspolitik und sein Verhältnis zur Stadt Rom lassen sich prächtig an den Darstellungen ablesen.

Quantitativ den größten Teil umfasst die Behandlung der einzelnen Münzstätten und ihrer Produkte. Serie für Serie handelt der Autor hier geduldig ab, ehe er zu Maxentius in der Reichsprägung kommt.

Leider nur sehr wenig Raum ist dem Thema der modernen Fälschungen gegeben. Hier hätte man gerne eine Zusammenstellung all der Münzen gesehen, die der Autor als größter Kenner der Münzprägung des Maxentius für seine Arbeit ausschied. Als Rezensentin muss man über so ein Versäumnis aber eher froh sein, denn was hätte man sonst bei einer so überlegten, souveränen und wichtigen Arbeit bemäkeln sollen?

Werbung braucht man für dieses Buch sicher nicht zu machen. Denn es wird sich in den nächsten Monaten als das Standardwerk für die Bestimmung der Münzen des Maxentius durchsetzen.

Ach ja, ehe ich es vergesse: Es gibt ein Gadget oder wie man in der Schweiz sagt ein Bhaltis („behalt es“). Für all diejenigen, die den schwergewichtigen Katalog nicht auf Münzbörsen mitschleppen wollen, aber über ein Tablet verfügen, ist auf einer CD der Katalog als pdf beigelegt, was man leicht in den Tablet einlesen kann. So muss der Maxentiussammler selbst auf der Reise nicht auf das Bestimmen seiner Münzen verzichten. Soll man es jetzt schade finden, dass es (noch) keine interaktive Spalte gibt, in der man sein Kreuzchen machen kann? Nun ja, eigentlich hatte der Autor diese CD auch eher deshalb beigelegt, um dort noch ausführlicher als im Buch seine Materialsammlung zu präsentieren.

Wenn Sie den neuen Katalog bestellen wollen, können Sie von hier aus direkt ein E-Mail an Paul-Francis Jacquier schicken, der den Vertrieb übernommen hat.