Erinnerungen an Dietrich Dorfstecher (11. 2. 1933 -30. 5. 2011)

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9. Juni 2011 – In den einschlägigen Medaillenpublikationen ist der Name Dorfstecher nicht zu finden, und dennoch besitzt der Grafiker, Briefmarken- und Münzgestalter, Buchillustrator und Ausstellungsmacher Dietrich Dorfstecher unter den Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst einen klangvollen Namen. Bereits zu DDR-Zeiten hatte er kreativ mit Bildhauern (Gerhard Rommel, Evelyn Hartnick) zusammengearbeitet, die seine grafischen Entwürfe umsetzten. Zu nicht weniger als 15 Gedenk- und Sondermünzen lieferte er die Vorlage, darunter die gesuchte 20 Mark-Münze auf Leibniz von 1966. Als Gestalter von Briefmarken war er bereits seit 1959 gefragter Künstler. Mehr als 50 Entwürfe zu Briefmarken entstanden von seiner Hand, die meisten vor 1990. Weniger in diesem Metier war er nach der Wende erfolgreich, sondern als Entwerfer zu Gedenkmünzen, darunter mit begehrten Goldprägungen zu 100 Euro: UNESCO-Weltkulturerbe – Klassisches Weimar 2006 (Abbildung Vorderseite) und Würzburger Residenz und Hofgarten 2010.

Im Münzkabinett Berlin verging seit 1993 kaum ein Treffen des Freundeskreises „Berliner Medailleure“, an dem nicht auch Dietrich Dorfstecher teilnahm.  Besonders wertvoll erwies sich seine künstlerische Erfahrung auf dem Gebiet der Ausstellungsgestaltung. Hier konnte er zur Mitarbeit an mehreren großen Ausstellungen gewonnen werden:
1995/96 „Europäische Medaillenkunst von der Renaissance bis zur Gegenwart“ in Bonn, Gotha und Nürnberg, 2000 Biennale der FIDEM im Goethe-Museum Weimar, der „Weltausstellung“ der zeitgenössischen Medaillenkunst und ebenfalls 2000/2001 für die Jahrhundertausstellung des Münzkabinetts Berlin zur Medaillenkunst in Deutschland, die in Gotha, Bonn und Weimar gezeigt werden konnte. Dankbar griff ich auf seine gestalterische Mitarbeit an einzelnen Bänden in der Reihe „Kunstmedaille in Deutschland“ (Bände 7-8, 10-13, 17) zurück, einige davon avancierten zu Handbüchern. Leise und behutsam konnte er sich den inhaltlichen und gestalterischen Wünschen anpassen und dabei sein Können und seine Erfahrungen souverän einbringen.

So bleibt uns Dietrich Dorfstecher – mit einem Satz von Michelangelo – noch lange gegenwärtig: „Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume. Ich bin in Euch und geh durch eure Träume.“

von Wolfgang Steguweit