Glarner Bildergalerien

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von Ursula Kampmann

1. März 2018 – Für alle Mitbürger aus dem großen Kanton jenseits des Rheins: Der Kanton Glarus liegt nicht in der „Innerschwyz“, wie Nordlichter fälschlich glauben könnten, sondern östlich daran angrenzend, entlang des Linthtals. Die Linth war vor dem 19. Jahrhundert eine verkehrstechnische Hauptschlagader der Schweiz, die den Zürich- mit dem Walensee verband, und so eine Teilstrecke des Wegs von Italien ins Rheinland darstellte, was Arbeit und Geld ins gebirgige Glarus brachte.
Der wichtigste Ort des Kantons heißt ebenfalls Glarus, und Exportschlager waren früher nicht die Glarner Pastete, sondern Stoffe, Schiefertafeln und Söldner. Mit gut 40.000 Einwohner und einer Gesamtfläche von 685 Quadratkilometern ist der Kanton überschaubar. Und dass er eine reiche Geschichte hat, davon zeugen unter anderem seine Münzen und seine Medaillen, zu denen der Historische Verein des Kantons Glarus drei Publikationen mit dem Untertitel „Eine Bildergalerie“ herausgegeben hat.

Fredy Bühler-Zimmermann, Glarner Münzen aus dem 17. Jahrhundert. Eine Bildergalerie. Sonderdruck aus dem Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus 2008. 15 x 22,5 cm. 79 S., mit farbigen Abbildungen. Paperback. 50 CHF zzgl. Porto und Verpackung.

Für das erste Bändchen mag die „Bildergalerie“ ja noch zutreffend sein. Denn der Beitrag ist durchaus bildlastig. Es handelt sich dabei um einen Sonderdruck aus dem Jahrbuch des Historischen Vereins vom Jahr 2008. Diese erste Bildergalerie präsentiert die Glarner Münzen des 17. Jahrhunderts mit einer kleinen Einleitung aus der Feder von Fredy Bühler-Zimmermann. Der Rest ist ein Stempelkatalog. Jeder Stempelkombination ist eine Seite gewidmet, auf der das Stück 1:1 und in Vergrößerung abgebildet ist. Insgesamt 25 Typen werden so präsentiert.

Veronika Feller-Vest, Fredy Bühler-Zimmermann, Glarner Schulprämien anfangs 17. bis Mitte 19. Jahrhundert. Eine Bildergalerie. Historischer Verein des Kantons Glarus, Glarus 2013. 15 x 22,5 cm. 112 S., mit farbigen Abbildungen. Paperback. ISBN: 978-3-85546-281-0. 50 CHF zzgl. Porto und Verpackung.

Der zweite Band ist schon wesentlich umfangreicher und enthält entschieden mehr Text. Er ist den Glarner Schulprämien gewidmet, jenen wunderschönen Medaillen, die eifrigen Schülern von staatlicher Seite geschenkt wurden, wenn sie den Stoff ihres Jahrgangs vollständig beherrschten und sich hinsichtlich ihres Fleißes vor allen anderen auszeichnet hatten. In dem 2013 publizierten Bändchen findet der Leser eine ausführliche Einleitung von Veronika Feller-Vest, die sich mit den Quellen beschäftigt hat. Dies ist äußerst lohnend, denn wir erfahren aus den Verordnungen, wie wichtig es zunächst der Obrigkeit erst war, die fleißigen Schüler zu belohnen, und dann bei diesen Belohnungen auf die wirtschaftliche Seite zu achten.
Durch die vielen Details, die Veronika Feller-Vest zusammengetragen hat, erscheinen die tatsächlich erhaltenen Stücke, die Fredy Bühler-Zimmermann zusammenstellte, vor einem ganz anderen Hintergrund. Spannend auch, dass man die Medaillenehrung dann Mitte des 19. Jahrhunderts durch ein allgemeines Schulfest ersetzte, was anscheinend billiger kam und mehr Schüler zu besseren Leistungen motivierte…

Susanne Peter-Kubli, Fredy Bühler-Zimmermann, Gedenkmedaille zum Brand von Glarus 1861. Eine Bildergalerie. Historischer Verein des Kantons Glarus, Glarus 2014. 15 x 22,5 cm. 69 S., mit farbigen Abbildungen. Paperback. ISBN: 978-3-85546-291-9. 50 CHF zzgl. Porto und Verpackung.

Der jüngste Band, der zwar die Jahreszahl 2014 trägt, aber erst 2017 erschienen ist, hat mit einer Bildergalerie höchstens noch die umfangreiche Bebilderung gemein. Bei ihm handelt es sich um eine hochinteressante Monographie zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die dem Brand von Glarus im Jahr 1861 gewidmet ist mitsamt der dazugehörigen Medaille. Das Büchlein verrät dem Leser, wie man bei uns vor gar nicht so langer Zeit mit den finanziellen Folgen eines Unglücks umging, als noch nicht alles standardmäßig durch Versicherungen abgedeckt war.
Mit 10,56 Millionen Franken wurde der Schaden beziffert, der durch einen Großbrand entstanden war, der am 11. Mai 1861 über 2.200 Menschen des Glarus obdachlos machte. Die Hilfsbereitschaft war groß. Sowohl von privater als auch von staatlicher Seite kam finanzielle Unterstützung. Um sich dafür zu bedanken, ließ das Glarner Hilfskomitee eine Medaille prägen mit der Aufschrift „Gross war die Noth, Grösser die Bruderliebe! Dafür dankt das wiedererstehende Glarus.“
Versandt wurden die Stücke nicht nur in benachbarte Städte, sondern in die ganze Welt, 18 Exemplare gingen nach Amerika, eins nach Persien, sechs nach Russland und 17 nach Großbritannien.
Diese kleine Publikation, die so lebendig von Not, Hilfe und Solidarität spricht, ist ein Gemeinschaftswerk des Autorenteams Susanne Peter-Kubli (Quellen und historischer Hintergrund) und Fredy Bühler-Zimmermann (Numismatik).

Man kann nur hoffen, dass bald wieder eine so lebendige Arbeit zu einem numismatischen Sujet erscheint. Das wunderbare Autorenteam beweist nämlich mit seinen Publikationen, dass die Numismatik erst dann so richtig spannend wird, wenn die Quellen zu den geprägten Objekten einbezogen werden.

Hier kommen sie zur Website des Historischen Vereins des Kantons Glarus.

Und über diese Seite können Sie die Hefte beziehen.

Der Historische Verein des Kantons Glarus hat übrigens eine eigene Münzsammlung!

Möchten Sie wissen, wie die Original Glarner Pastete gemacht wird? Dann schauen Sie sich diesen Film an.

Dass man im Glarus nicht nur Pastete isst, zeigt dieser Film der NZZ.

Und dieser Film folgt der Linth durchs Linthtal, heute eher eine beschauliche Angelegenheit, seit der Fluss begradigt worden ist.