Italiens gehüteter numismatischer Schatz

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von Björn Schöpe

4. Dezember 2014 – Italien mag zur Zeit gewichtigere Probleme haben als ein paar Tausend Münzen. Dennoch ist eine aktuelle parlamentarische Anfrage zu diesen Prägungen mehr als gerechtfertigt und längst überfällig.

Skandal 1: 1992 wurde die Staatliche Münze Italien (Zecca dello Stato) in den Teilbereich Zecca dello Stato des IPZS überführt; das IPZS (Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato) die Staatliche Münzstätte und Banknotendruckerei in Form einer Aktiengesellschaft in Händen des Staates. Damals stieß man auf elf Fässer voller Münzen, die seit Jahrzehnten in der Zecca gelagert waren. Um nichts zu überstürzen, setzte das Finanzministerium zunächst eine Kommission ein, die das Material sichten, katalogisieren und bewerten sollte. Nach 17 Jahren legte diese Kommission ihren Abschlussbericht 2009 endlich vor! Ergebnis: Zahlreiche Goldmünzen und Medaillen, aber auch Dollar, Mark, Pfund Sterling und viele seltene Prägungen aus der Zeit Vittorio Emanueles III. Über 10.000 Sammlermünzen, darunter Stücke aus der Vorkriegszeit, gehören ebenfalls zu dem Bestand. Das sorgte in Italien für Verwunderung, da es in der Nachkriegszeit stets geheißen hatte, alle Sammlermünzen seien während des Kriegs an meist ausländische Händler verkauft worden.

Skandal 2: Im Herbst 2013 machte der Numismatiker Domenico Luppino auf diese doch bemerkenswerte Situation aufmerksam. Er selbst war durch frei zugängliches Material im Internet zu seinen Informationen gekommen, die in einer Fußnote eines Fachartikels „versteckt“ waren. Ein Aufschrei ging in Sammlerkreisen durch Italien. Bricht der Marktwert seltener Prägungen ein, wenn nun neue Stücke verfügbar würden? Was geschieht mit den 10.000 Sammlermünzen? Wie kommt es, dass eine Expertenkommission für die Sichtung dieses Materials eine halbe Generation Arbeitszeit benötigt?
Fünf Jahre nach Abschluss der Kommissionsarbeit und über ein Jahr nach Erscheinen von Domenico Luppinos Artikel wissen wir immer noch nicht mehr. Es hat in der Zwischenzeit keine Stellungnahme des Finanzministeriums gegeben.
Im Oktober hat der Abgeordnete Francesco Laforgia eine schriftliche Anfrage in der Abgeordnetenkammer eingereicht. Er fragte konkret, „ob es stimme, dass die Kommission 17 Jahre statt 4 Monaten brauchte, um den Katalog zu erstellen; welche Kosten durch die Bezahlung der Kommissionsmitglieder entstanden … ob das Ministerium beabsichtigt, die Münzen zu veräußern bzw. nach und nach dem Markt zuzuführen.“

Noch müssen wir uns in Geduld üben. Vor diesem Hintergrund dürfte Italien Skeptiker schwerlich überzeugen, dass der Staat numismatisches Kulturgut besser schützt und bewahrt als Privatpersonen. Sofern man unter Bewahren nicht das einfache Wegsperren in Keller meint. Dass die staatlichen Institutionen das beherrschen, daran gibt es keinen Zweifel.

Auf die Anfrage machte Roberto Ganganelli in der italienischen Onlinezeitschrift Il Giornale della Numismatica aufmerksam.

Den Artikel von Domenico Luppino finden Sie noch als PDF.

Und hier ist die Anfrage des Abgeordneten Francesco Laforgia auf der Seite der Abgeordnetenkammer.