Maria R.-Alföldi zum 90. Geburtstag

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von Helmut Schubert

9. Juni 2016 – Welchen Zweck soll die Numismatik erfüllen? fragte Maria R.-Alföldi am Schluss ihrer Einleitung zu dem Sammelband „Methoden der antiken Numismatik“. Numismatik heiße zu Deutsch Münzkunde. Deshalb müsse sie sich zunächst treu bleiben und Editionen der Münzen lege artis vorlegen. Bliebe sie aber dabei stehen, würde sie sich der „vielfältigen methodischen Möglichkeiten und Perspektiven“ verschließen, die die „antike Numismatik als Quelle hohen Ranges“ bietet. Diesem Verständnis ist die Jubilarin stets treu geblieben.

Ihr umfangreiches Oeuvre zeigt einen Schwerpunkt: die Spätantike, insbesondere die Epoche Konstantins des Großen. Mit der „constantinischen Goldprägung“, ihrer 1963 erschienenen Habilitationsschrift, begann es. Nach über 50 Jahren kehrt sie mit dem Beitrag „Der Name, nicht das Symbol“, in der Festschrift für Hans Reinhard Seeliger erschienen, noch einmal zu einer wichtigen Quelle, dem Silbermultiplum von 311, das die behelmte Büste mit dem Christogramm zeigt, zurück.

Maria R.-Alföldi liebt einen klaren und einfachen Stil, der auch schwierige Sachverhalte darstellen muss. Sie betont dabei stets die Notwendigkeit, die Quelle vor Augen zu haben. Ist diese durch eine Flut von Sekundärliteratur und einer sich verselbständigenden Diskussion überlagert, dann „häutet“ sie ihre Quelle so lange, bis eine ungetrübte Sicht erreicht ist. Dann aber stellt sie sine ira et studio ihre Fragen. Die oft verblüffend einfachen Antworten, zu denen sie kommt, lassen sich mit Mephistos Antwort an Faust „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum“ begründen.

Die Jubilarin, gebürtige Ungarin, kam nach nicht ungefährlicher Flucht 1956 über Wien und München nach Frankfurt am Main. Von 1973 bis 1991 hatte sie den Doppellehrstuhl für Geschichte und Kultur der römischen Provinzen sowie Hilfswissenschaften der Altertumskunde an der Goethe-Universität inne. Sie arbeitete mit bei dem Forschungsprojekt „Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland“ und übernahm nach dem frühen Tod von Konrad Kraft dessen Leitung. Nach 1989 kam auch die Leitung des „Griechischen Münzwerks“, initiiert von Theodor Mommsen, hinzu. Dass beide Großprojekte, von deutschen Akademien getragen, nicht mehr fortgeführt werden, lässt die Frage aufkommen, welchen Quellenwert man der Münze noch zubilligen möchte.

Wer Maria R.-Alföldi zufällig in ihrem früheren Institut begegnet, ist von der Würde des Alters und der Gelehrsamkeit, die sie ausstrahlt, beeindruckt. Schüler, Kollegen, Freunde denken am 6. Juni an sie und begleiten sie mit guten Wünschen für Wohlergehen und eine gehaltvolle Zeit.