Mayer & Wilhelm: Der 4. Katalog von Bernd Kaiser

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von Ursula Kampmann

15. Oktober 2015 – Wie viele Bücher würden nie geschrieben, gäbe es nicht begeisterte Sammler, die sich selbst eine Aufgabe stellen. Bernd Kaiser gehört zu ihnen. Als sich im Jahr 2009 das Jubiläum 150 Jahre Stuttgarter Metallwarenfabrik Mayer & Wilhelm nahte, entschied er, einen Katalog der Produkte des Hauses zu publizieren. Und wie es dann so geht, stellte es sich heraus, dass dieses Material so umfangreich war, dass nicht alles in einen Band passen würde, vor allem nicht in einen Band, der 2011 zum Firmenjubiläum vorliegen sollte. So ging Bernd Kaiser den vernünftigen Weg, einen ersten Band seines großen Werkes 2011 zu publizieren, um danach in Ruhe einen Band nach dem anderen vorzulegen: 2013 erschien Band 2, Ausstellungsmedaillen und Medailleure; 2014 kam Band 3, die Schützenmedaillen, heraus. Nun gibt es schon wieder ein Buch zu besprechen, den 4. Band mit Prägungen von Mayer & Wilhelm, die während des Ersten Weltkriegs entstanden.

Bernd Kaiser, Mayer & Wilhelm Band 4: Taler und Medaillen 1914-1918. Stuttgart 2015 (Selbstverlag). 144 S. mit vielen farbigen Abbildungen. 21 x 30 cm. Kartoniert. Fadenheftung. ISBN 978-3-00-049113-9. 36 Euro.

Natürlich ist jeder Spezial-Katalog grundsätzlich zu begrüßen. Er spart denen Zeit, die Münzen und Medaillen bestimmen müssen. Aber dieser Katalog von Erzeugnissen eines kommerziellen Unternehmens zu den Geschehnissen des Ersten Weltkriegs ist viel mehr als ein Katalog, es ist ein Bilderbuch der getäuschten Hoffnungen eines ganzen Volks.

Darin kann man verfolgen, was die Öffentlichkeit über den Krieg denken wollte. Mayer & Wilhelm ließen große Mustertafeln drucken, auf denen ihre Auftraggeber heroische Porträts wählten, die sie mit den unterschiedlichsten – nichtsdestotrotz ebenso heroischen – Rückseiten kombinierten. Das eiserne Kreuz war als Medaillenrückseite besonders beliebt. Und Hindenburg wurde – wenig überraschend – in vielen Varianten zu einem Verkaufsschlager. Neben patriotischen Floskeln, die die Einigkeit des deutschen Volkes beschworen, tauchen Rachegedanken auf wie „Gott strafe England“ oder „Ceterum censeo Britanniam esse delendam“. Und natürlich war der eiserne Bismarck ein Lieblingsthema.

Irgendwann kommen dann auch die nachdenklicheren Prägungen: Der würdige Greis, der den Verwundeten pflegt, das brennende Feuer am Grabesaltar. Ihnen stehen die Erzeugnisse modernster Technik gegenüber. Die dicke Berta zum Beispiel, deren Geschoss geschmückt mit dem preußischen Adler umgeben von der Umschrift „Gruss von der dicken Berta“ ins Münzrund gebannt wurde. Oder Zeppelin und U-Boote, sie alle finden sich detailreich dargestellt.

Selten wird einem deutlicher vor Augen geführt, wie Medaillen im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurden. Nehmen wir ein Motiv mit der Jahreszahl 1918, das einen heimkehrenden Soldaten zeigt. Der Autor hat mehrere stempelgleiche Stücke mit verschiedenen, von Hand eingravierten Widmungen zusammengetragen. Da dient eine Medaille Eltern, ihrem Sohn ein persönliches Andenken zu bescheren. Eine Frauengesellschaft beschenkte eine ganze Gruppe von Soldaten, jeden mit einem Stück mit persönlicher Namensgravur. Und in Stuttgart wurde ein Festschießen abgehalten, wohl erst später, in Erinnerung an die Heimkehr. Die Rückseite wurde neu gestaltet, die Vorderseite übernahm man.

Man kann sich verlieren in diesem Band. Die Darstellungen sind faszinieren – und die Fotos von Adolar Wiedemann sorgen dafür, dass man die Stücke in allen Details bewundern kann. Allerdings bringt es das Material mit sich, dass es keine chronologische, keine thematische Ordnung gibt. Der Autor orientiert sich an den Mustertafeln, um die Medaillen zusammenzustellen. Wer schnell ein Stück sucht, dem gelingt dies am ehesten über das Personenregister.

Bestellen kann man den Katalog direkt über den Autor per Email für 36 Euro + Porto und Versand.

Auch die anderen Kataloge kann man noch bestellen:
Band 1 – 150 Jahre Stuttgarter Metallwarenfabrik: 49,- Euro
Band 2 – Ausstellungs-Medaillen, Medailleure: 49,- Euro
Band 3 – Schützenmedaillen: 49,- Euro