Münzausstellung im Schloss Krobnitz: 1000 Jahre Oberlausitz

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28. August 2014 – Die Sächsische Numismatische Gesellschaft und ihre fünf Oberlausitzer Münzvereine in Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Kamenz und Schönau-Berzdorf präsentieren gemeinsam mit dem Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund Krobnitz eine reiche Auswahl numismatischer Objekte zur 1000-jährigen Geldgeschichte der Oberlausitz. Die Ausstellung läuft vom 30. August bis zum 5. Oktober diesen Jahres.

Sie werden dabei unterstützt durch attraktive Leihgaben der Museen der Oberlausitzer Sechsstädte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Löbau, Zittau und Lauban/Luban, privater Sammler, sowie staatlicher und kirchlicher Einrichtungen: – Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden – Sächsisches Landesamt für Archäologie Dresden – Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften Görlitz – Sorbisches Museum Bautzen – Schlesisches Museum Görlitz – Universitätsarchiv Herrnhut – Ratsarchiv Görlitz.

Kipperdreier der Stadt Kamenz, 1622.

Das Landesamt für Archäologie präsentiert erstmals den erst 2008 beim Abbruch der Friedhofsmauer gehobenen Münzschatz von Nieder Seifersdorf – er ist das zentrale Ausstellungsobjekt. Die Leihgeber stellen hauptsächlich Objekte vom Rande der Numismatik aus. So erwarten den Besucher auch ein kostbarer barocker Münzschrank, kunstvolle Medaillen und zugehörige Gemälde, bibliophile numismatische Bücher und Münzprägelisten aus dem 15. Jahrhundert, Münzschmuck sorbischer Bräute, historische Geldbehältnisse, regionale Geldscheine mit ihren Druckstöcken, prächtige Aktien Oberlausitzer Firmen, sowie der historischen Sechsstädtebundpokal aus Löbau.

Geldgeschichte der Oberlausitz

Aktie der Oberlausitzer Zuckerfabrik AG Löbau, 1940.

Als vor etwa 1000 Jahren die in der Oberlausitz siedelnden slawischen Stämme von den deutschen Königen und Kaisern bedrängt und schließlich tributpflichtig wurden, wurden Zahlungsmittel notwendig. Silberschmuck und fremdländische Münzen wurden einfach zerkleinert und nach Bedarf und Gewicht als Geld genutzt. Zahlreiche Hacksilberfunde in der Oberlausitz künden von dieser Praxis – sie sind der Beginn der Oberlausitzer Geldgeschichte.

Dritteltaler, Kursachsen, Johann Georg II., 1666, Münzstätte Bautzen.

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann der Meißner Markgraf Konrad in Bautzen, dem neuen Bollwerk im Slawenland, Münzen zu prägen. Es waren hauchdünne und nur einseitig geprägte Denare oder Pfennige, heute Brakteaten genannt. Als 1156 die Oberlausitz zu Böhmen kam, setzten deren Herzöge und Könige die Münzprägung in Bautzen fort. Ein Jahrhundert später wurden auch in Zittau und Görlitz Brakteaten geschlagen. Aus Görlitz ist ein einzigartiger Brakteat mit der Randschrift GORLIC erhalten geblieben. Die böhmische Münzreform im Jahr 1300 veränderte die Geldwirtschaft Europas.

Richard Jecht-Medaille der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1942.

Der neue Prager Groschen im Wert von zwölf Pfennigen war fortan das Geld der Oberlausitz. In Görlitz, damals die größte und bedeutendste Stadt der Region, wurde im 15. und 16. Jahrhundert zum Ärger der Nachbarn selbstbewusst eigenes Geld geprägt. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges kamen so genannte Kippermünzen auf, sie wurden auch in Kamenz und Görlitz geschlagen. Als 1635 die Oberlausitz zu Sachsen wechselte, erprobte der sächsische Kurfürst Johann Georg II. sogleich in Bautzen eine für ihn vorteilhafte Münzverschlechterung. Die 1666 etablierte staatliche Münzstätte Bautzen prägte Geld mit geringerem Silberanteil. Auch wenn dieser Versuch scheiterte, sind uns daraus prächtige Münzen mit der Aufschrift MONETA NOVA SUPERIORIS LUSATIÆ – „Neues Geld der Oberlausitz“ – überliefert.

Die Geldgeschichte der Neuzeit war von sächsischem Geld gekennzeichnet, doch schon 1815 mussten sich die Bewohner im Raum Hoyerswerda, Muskau, Görlitz und Lauban auf neue preußische Münzen und Geldscheine einstellen. Der Wiener Kongress hatte die Oberlausitz in Sachsen und Preußen gespalten. Erst die Einführung der Mark als Reichswährung im Jahre 1871 brachte ihr wieder einheitliches Geld. Graf von Roon, damals Hausherr auf Schloss Krobnitz, war neben Fürst von Bismarck einer der Begründer des Deutschen Reiches.

Görlitzer Schekel, 19. Jahrhundert.

Interessante regionale Besonderheiten des Geldverkehrs sind alte Brauzeichen, Zehrpfennige der Handwerkszünfte, Belagerungsgeld aus dem Siebenjährigen Krieg, sowie die unzähligen Ersatzgeldausgaben der Consumvereine, Firmen oder Gemeinden. Letztere hatten ihren Höhepunkt in Form von Münzen und Geldscheinen während des Ersten Weltkrieges und der Inflation. Als Ausdruck der wirtschaftlichen Stärke der Oberlausitz gelten dagegen die aufwändig gestalteten Aktien großer Industriebetriebe. Das eigenartigste Geld sind jüdische Schekel aus Görlitz – was hatten sie wohl zu bedeuten?

Begleitend zur Ausstellung gibt es eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Das umfangreiche Programm finden Sie hier.

Das Schloss Krobnitz selbst können Sie sich hier anschauen.