Neues Fundinventar zu frühmittelalterlichen Schatzfunden aus Kleinpolen

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Von Peter Ilisch

22. Januar 2015 – Ausländische Fundinventare sind naturgemäß nicht jedermanns Sache, aber in den Bereichen Antike und Früh- bis Hochmittelalter ist das anders. Westeuropäische Münzen und solche aus Deutschland im Besonderen sind wegen der großen Seltenheit inländischer ausreichend dokumentierter Schatzfunde angewiesen auf die Kenntnis der Fundvorkommen in Nord- und Osteuropa. In diesen Regionen Europas war die sogenannte Gewichtsgeldwirtschaft vorherrschend, bei der keine abzählbare Standardwährung vorhanden war, sondern als Tauschmittel Silber in jeder Form nach Gewicht genommen wurde.

Dementsprechend kommen dort sowohl deutsche als auch englische Silbermünzen vor. Gerade deren Mischung erlaubt eine genaue Datierung, die sich dann auch nutzbringend für die Datierung der westeuropäischen Münzen einsetzen lässt. Da die Münzen ja keine Jahreszahlen tragen, Umschriften oft nur aus der Tradition zu erklären sind und die Namen der Herrscher zwischen 936 und 1125 auf die Namen Otto, Heinrich und Konrad beschränkt waren, ist die Kenntnis solcher Fundvorkommen elementar.

Aus diesem Grunde förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft zusammen mit ähnlichen Einrichtungen anderer Länder in den 50-er-Jahren des 20. Jahrhunderts und später wie auch die Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland die Aufarbeitung der spätwikingerzeitlichen Schatzfunde in Schweden (bis heute rund 100.000 deutsche Münzen). Gedruckt zugänglich ist ein Teil der Ergebnisse seit 1975, doch wurde die Print-Publikation leider später abgebrochen. Eine Fortsetzung im Internet wurde angekündigt, aber – wie bei Vergleichsfällen – nicht in die Tat umgesetzt. Für Estland gibt es das 1994 in Hamburg erschienene Inventar der westeuropäischen Münzen von Arkadi Molvögin. Für Russland ist man auf ein auf die Zeit vor dem 1.Weltkrieg zurückgehendes Verzeichnis angewiesen. In Polen erschien in den 60-er-Jahren ein auf vier Bände aufgeteiltes Inventar der entsprechenden Münzfunde, das jedoch nur in kleiner Auflage und auch nur in polnischer Sprache erschien und deshalb außerhalb Polens kaum wahrgenommen wurde. Es litt auch darunter, dass die meisten Autoren Nichtnumismatiker waren und Kontakte zum Westen kaum bestanden.

Daher entstand in den 90-er-Jahren eine Vereinbarung zwischen der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Archäologie und Ethnologie, zur gemeinsamen Vorbereitung einer Neubearbeitung. Diese erfolgt durchgehend in deutscher Sprache, was hoffentlich zu einer verbesserten Benutzbarkeit in Westeuropa führen wird.

Nach langer Vorbereitungszeit konnte nun das erste Ergebnis der neuen „Frühmittelalterliche Münzfunde aus Polen“ vorgelegt werden. Den Beginn macht der Band IV: Kleinpolen und Schlesien. Bearbeiterinnen in den betreffenden Regionen waren Bozena Reyman-Walczak und Barbara Butent-Stefaniak. Für die islamischen Münzen war Dorota Malarczyk, für die westlichen Peter Ilisch für die Bestimmung nach neuestem Forschungsstand verantwortlich.

Zu allen Münzen sind die wesentlichen Daten wie Literaturzitat und Gewicht angegeben, während anders als in Schweden auf eine arbeitsmäßig nicht zu schaffende individuelle Erfassung von Sekundäreigenschaften (Verbiegungen, Einstiche, etc.) verzichtet werden musste. Auf 44 Abbildungstafeln sind ausgewählte Münzen, Silberbarren etc. abgebildet, wobei im Süden Polens der Anteil bayrischer Münzen besonders hoch ist. Die insgesamt 494 Seiten sind stabil eingebunden. Erstmalig ist somit das Fundmaterial auch für Interessenten außerhalb Polens nutzbar.

Preis 50 Zloty (ca. 23.92 Euro) zuzüglich der Versandkosten, die bei einer grenzüberschreitenden Einzelbestellung über den Buchkosten liegen können.

In redaktioneller Bearbeitung ist bereits der nächste Band III Masowien, dem dann II: Pommern und I: Großpolen folgen sollen.

Dieser PDF-Auszug aus dem Buch vermittelt einen ersten Eindruck von dem neuen Band.