Neuigkeiten von Stevensons Schatzinsel?

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von Björn Schöpe

16. April 2015 – Erzählungen von einem märchenhaften Schatz auf der Kokos-Insel sollen Robert Louis Stevenson seinerzeit zu seinem Roman „Die Schatzinsel“ inspiriert haben. Seit 200 Jahren war alles Suchen nach den Reichtümern vergeblich. Nun lässt eine Meldung aufhorchen:

Die malerische Kokos-Insel. Foto: JRAWLS / http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en.

Nach einem schweren Unwetter war eine Gruppe von Rangern auf der zu Costa Rica gehörenden Kokos-Insel unterwegs, um Brutplätze von Zugvögeln zu kontrollieren. Plötzlich sahen die Männer eine Holzkiste aus dem Boden ragen. Es kamen noch vier weitere Kisten zum Vorschein – alle randvoll mit Gold und Silber, Münzen, Schmuck und Wertgegenständen.

Die Kokos-Insel, Ausschnitt aus dem Atlas „Theatrum orbis terrarum“ von Abraham Ortelius, gedruckt in Antwerpen 1592.

Die Beschreibung der Objekte stimmte exakt überein mit dem berühmten „Kirchenschatz von Lima“, der auf der Kokosinsel liegen soll. Jeder passionierte Schatzsucher kennt die Geschichte:
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Spanien dabei, seine Kolonien in Südamerika an die Unabhängigkeitskämpfer zu verlieren. Die Honoratioren und das Kirchenoberhaupt von Lima, der Hauptstadt von Peru, beschlossen daher, ihre Wertsachen von einem schottischen Händler nach Panama bringen zu lassen. Man schloss einen Vertrag, das Schiff stach in See – und der Schotte zog es vor, die Fracht für sich zu behalten. Angeblich soll er diese Kostbarkeiten auf der Kokos-Insel versteckt haben.
Geschätzte 500 Expeditionen forschten danach, ohne je etwas zu finden. Der Deutsche August Gissler ließ sich sogar zum Gouverneur der Kokosinsel ernennen, um dort in aller Ruhe suchen zu können. Fast fünfzehn Jahre grub Gissler mit Helfern auf der Insel, bis er 1903 mit leeren Händen wieder abzog.

Am 10. März 2015 meldete die Onlinezeitschrift „World News Daily Report“, dass ein traumhafter 200-Millionen-Dollar-Schatz wie oben beschrieben gefunden worden sei. Ein Foto zeigt eine goldene Madonna, die aus der Kathedrale von Lima stammen sollte – geschätzter Materialwert: über 1,4 Millionen Dollar.
Numismatiker waren Feuer und Flamme und in verschiedenen Schatzsucherforen beneideten die Experten die glücklichen Ranger und wünschten ihnen, dass sie wenigstens einen angemessenen Finderlohn behalten dürften.
Wenige Tage später wiesen mehrere Seiten nach, dass die Meldung eine Zeitungsente war. Die Bilder stammten teilweise von dem Bildportal Flickr, auch offizielle Stellen in Costa Rica wussten von keinem Schatzfund.
Tatsächlich ist die Seite „World News Daily Report“ spezialisiert auf falsche Meldungen und übernimmt im Disclaimer „volle Verantwortung für den satirischen Gehalt und die Fiktionalität der Artikel. … Alle Personen … sind erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden, toten oder untoten Personen wäre ein reines Wunder.“

Heute gilt die ganze Geschichte um den „Kirchenschatz von Lima“ übrigens als Legende, zumindest diesen Schatz wird man auf der Insel nicht erwarten dürften. Realistisch ist hingegen das Szenario: Selbst wenn auf der Kokos-Insel weitere Piratenschätze liegen, können sie nur durch einen derartigen Zufall gefunden werden. Das Eiland steht seit 1978 unter Naturschutz, Schatzsuche ist streng verboten.

Hier die Meldung auf „World News Daily Report“.

Die Enthüllung auf Thatsfake.com.

Die Nachricht wurde begeistert aufgegriffen von Numismatikern

… und Schatzsuchern.

Der Guardian stellte die tropische Insel und die Geschichte ihrer Schätze in seinem Reisedossier vor.