Numismatisches Tagebuch einer Reise quer durch Griechenland – Teil 11

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von Ursula Kampmann

15. September 2011 – Sechs Tage dauerte unsere Heimfahrt von Nordgriechenland nach Lörrach – und sie war ein Abenteuer. Hier der erste Teil von Makedonien bis Delphi: Wir besichtigen Pella, erleiden ein griechisches Dorffest und kommen zu den heißen Quellen der Thermopylen. Ferner stehen Theben und Chaironeia auf unserem Programm…

27. Tag, 7. Juli 2011, In Richtung Süden
Nach 27 Tagen war es nun so weit. Wir mußten uns endgültig auf die Rückfahrt machen. Wir taten es völlig übermüdet. In unserem Hotel war eine Gruppe von griechischen Jugendlichen untergebracht, und die hatten eine etwas andere Vorstellung als wir, wozu die Nacht da sein könnte. Betrunken johlend kehrten sie um 3 Uhr früh von ihrem Ausgang zurück. Nachdem sie alle aufgeweckt hatten, gingen sie noch einmal auf Tour. Nach ihrer zweiten überfallartigen Heimkehr hatten wir keine Lust mehr. Wir standen auf und warteten vor dem Hotel auf unser Frühstück, um die ungastliche Stätte möglichst schnell zu verlassen.
Ach ja, die Truppe hatte im Hotel zum Vorzugspreis gewohnt. Es handelte sich um Mitglieder einer Sportmannschaft, die am nächsten Tag zum Segeln antreten sollte. Ich hoffe, sie haben haushoch verloren.

Ein modernes Standbild von Alexander dem Großen in Pella. Foto: KW.

Unser erstes Etappenziel war Pella, die alte Königshauptstadt der Makedonen. Sie lag ursprünglich viel näher am Meer, als Archelaos (413-399) seine Residenz hierher verlegte. Schnell entwickelte sich Pella zur wichtigsten Stadt Makedoniens.

Antiker Grabbau in der Stadtmitte. Foto: KW.

Hier beherbergte Archelaos Euripides und Agathon. Der Maler Zeuxis malte die Wände des königlichen Palasts aus. Philipp II. empfing 346 in Pella die athenischen Gesandten Aischines und Demosthenes zu Verhandlungen. Alexander der Große wurde hier geboren. Bis zur Niederlage Makedoniens bei Pydna blieb Pella das Zentrum des Reichs.

Pella. Gordian III. Bronze. Rv. COL IVL AVG PELLA Pan n. l. thronend. Aus Auktion Münzen und Medaillen GmbH 13 (2003), 93.

Danach kam der Abstieg. Der Statthalter residierte in Thessaloniki, und die Bevölkerung der Stadt war derart zurückgegangen, daß Augustus hier eine römische Kolonie namens Colonia Iulia Augusta Pella einrichtete, von der wir eine ganze Reihe von Münzen kennen. Eine Zeitlang konnte sich die Stadt noch behaupten, doch die sie umgebenden Sümpfe waren Grund dafür, daß die Siedlung immer wieder von Malaria heimgesucht wurde. Bereits in slawischer Zeit erinnerte nur noch die Bezeichnung „Bad Alexanders“ an die ehemalige Hauptstadt Makedoniens.

Ein Museum irgendwo im Nirgendwo. Foto: KW.

Heute ist das prachtvolle Museum irgendwo im Nirgendwo am Rande des Ortes das, was die Touristen anziehen soll. Es wirkt, als sei in aller Verlassenheit ein Ufo gelandet, so fremd nimmt sich die moderne Architektur inmitten des eher ärmlichen Dorfes aus. Hierher werden all die wundervollen Mosaiken von Pella nach und nach verbracht. Einige sind schon im Museum; andere ziehen noch einige wenige Besucher in die Ausgrabungen.

Figürliches Mosaik aus Kieselsteinen. Foto: KW.

Die Mosaiken sind der Höhepunkt des Museums. Es ist unglaublich, mit welch großem Können die Handwerker mit den wenigen Schattierungen, die ihnen die natürlichen Kieselsteine boten, natürliche Szenen schufen. Unübertroffen die Jagdszene, bei der zwei Männer einen Löwen gestellt haben. Noch besser kommen die Farben natürlich zur Geltung, wenn das Mosaik mit Wasser übergossen oder eingeölt wurde, was früher zu den täglichen Aufgaben der Dienstboten gehört haben dürfte.

Porträt Alexanders. Foto: KW

Ein weiterer Höhepunkt ist ein Porträt des jugendlichen Alexanders, das aus dem 3. Jh. v. Chr. stammen soll.

Fund von makedonischen Münzen und Drachmen der rhodischen Peraia. Foto: KW.

Münzen gibt es in diesem Museum genug zu sehen. Und das liegt vor allem daran, daß die Verantwortlichen anscheinend ein Problem haben, ihr etwas überdimensioniertes Museum mit Ausstellungsobjekten zu füllen (der 2. Stock ist derzeit noch völlig leer).

Hortfund platzraubend in einer Wandvitrine ausgestellt. Foto: KW.

So entschloß man sich, mehrere Hortfunde derart in einer Vitrine zu präsentieren, daß jede einzelne Münze eine gewaltige Leerfläche um sich herum hat. Auch wenn man es auf dem Bild selbstverständlich nicht sehen kann: Es handelt sich bei den ausgestellten Münzen um zumeist typgleiche Stücke, die alle nebeneinander und mit großem Abstand montiert sind.

Ein Gewicht. Foto: KW.

Natürlich gibt es nicht nur Münzen und Mosaiken zu sehen, sondern eine Vielzahl von hübschen Exponaten, die durchaus einen ausführlichen Besuch lohnen. Wir waren so sehr davon angetan, daß wir – unkonventionell wie wir nun einmal sind – am Ende der Ausstellung umkehrten, um uns die schönsten Objekte noch einmal anzusehen. Da hatten wir aber nicht mit dem scharfen Auge der Aufsicht gerechnet. Es handle sich hier um Einbahnverkehr, und man dürfe selbstverständlich nicht in die Gegenrichtung laufen. Das hätte ich durchaus verstanden, wären nicht in dem ganzen Museum lediglich 12 Besucher gewesen. Die Gefahr, einen Stau zu verursachen, war also denkbar gering. Ich wies darauf hin und grummelnd überließ uns die Aufsicht unserem Schicksal.

Stadtplan von Pella. Foto: KW.

Das antike Pella muß riesig gewesen sein. Ausgegraben ist nur ein winziger Bereich, für den die griechische Antikenverwaltung wohl gigantische Pläne hat. Fast größer noch als der Ausgrabungsbereich sind vor Ort die Pavillons, die für museumspädagogische Zwecke und den Verkauf von Souvenirs erbaut wurden. Nur schade, daß die Zahl der Besucher damit (noch) nicht Schritt halten kann. Wir waren allein auf dem Gelände.

Die Ruinen von Pella. Foto: KW.

Ehrlich gesagt, so richtig genossen haben wir unseren Besuch auch nicht. Es war einfach zu heiß. Und die Ruinen waren zwar eindrücklich, aber nicht einzigartig. Man wird arrogant, wenn man vier Wochen durch Griechenland gereist ist und viel Spektakuläres gesehen hat. Kurz, nach einem Erkundungsgang suchten wir das Weite. Wir hatten ja schließlich noch eine lange Fahrt vor uns!

Thermopylen kommt natürlich von thermos für warm und pyle für Tor. Foto: KW.

Haben Sie sich schon einmal überlegt, woher das Wort Thermopylen kommt? Thermos steht für warm (klar, die Thermoskanne), und pyle für Tor, weil die Griechen die stinkenden Schwefelquellen, die an diesem Ort hervorsprudeln, für einen Eingang zum Hades hielten.

Baden in den Schwefelquellen ist gut gegen Rheuma. Foto: KW.

Sie sind heute die eigentliche Attraktion und enorm beliebt bei den Einheimischen. Während wir eine halbe Stunde Pause machten, kamen immer wieder Männer – man sollte wohl sagen „im besten Alter“ – vorbei, um die schmerzenden Glieder unter dem schäumenden Naß zu duschen. Sie mußten dafür einen nicht ungefährlichen Parcours über ein wackliges Gitter und einen ungesicherten Fels zurücklegen, was sie mit Eleganz und Erfahrung bewältigten.

Das Denkmal, das an die Schlacht bei den Thermopylen erinnert. Foto: KW.

Nur ein paar Verrückte wie wir halten noch bei dem modernen Denkmal an, das 300 Auslandsspartaner 1955 zu Ehren von Leonidas errichten ließen. Es liegt heute abseits der Straße, weil die neu erbaute Autobahn in Richtung Athen die alte Landstraße ins Abseits gestellt hat, was der Idylle des Orts durchaus gut tut.

Lageplan von den Thermopylen zur Zeit der berühmten Schlacht. Foto: KW.

Es war 480 v. Chr., als sich ein griechisches Heer unter Führung der Spartaner den Persischen Invasoren unter Xerxes entgegenstellte. Man hatte sich zwei Tage halten können, als ein Verräter den Persern einen Saumpfad über die Berge zeigte, so daß diese die griechische Stellung umgehen konnten. Während die Hauptmacht abzog, um später den Kampf wieder aufzunehmen, deckten 300 Spartiaten und 700 Thespier und Thebaner ihren Rückzug. Während die Thebaner sich ergaben, kämpften Spartiaten und Thespier bis zum Tod. Für Sparta hatte sich dieses Opfer gelohnt. Ihm verdankten seine Krieger den unsterblichen Ruhm, nie in der Schlacht zu weichen.

Leonidas. Seine Statue schmückt das moderne Denkmal. Foto: KW.

Die Thermopylen wurden wegen ihrer besonderen Lage immer wieder zum Schauplatz von Schlachten. So kämpfte hier 279 v. Chr. Kallipos vergebens gegen die Galater; sie sollten wenig später das Heiligtum von Delphi plündern. 191 siegten die Römer hier über Antiochos III. und die Westgoten unter Alarich I. stießen 395 bei ihrem Durchzug durch die Thermopylen auf keinen nennenswerten Widerstand.

Denkmal für eine ganz andere Schlacht. Foto: KW.

Ein zweites Denkmal ist – leider nur in griechischer Sprache angeschrieben – der Schlacht bei den Thermopylen vom 24. und 25. April 1941 gewidmet. Die Alliierten mußten sich aus Griechenland zurückziehen, während die Deutschen von Norden nach Südgriechenland vorstießen. Australier und Neuseeländer konnten die Thermopylen einen Tag lang halten, was dem britischen Kommando die Möglichkeit gab, rechtzeitig seine Truppen zu evakuieren.
Leider ist die Würde der beiden Gedenkstätten stark durch einen gewaltigen Strommast beeinträchtigt, der die Denkmäler weit überragt.

Wanderer, kommst Du nach Sparta. Foto: KW.

Wie stimmungsvoll dagegen liegt die Platte, die uns die allen bekannte Aufschrift zeigt: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“ Wir haben auf diesem Stein übrigens auch unser Blut vergossen. Die Dornen des wilden Eichenzweigleins, das wir niederlegten, waren ziemlich spitz.

Zikade. Foto: KW.

Es ist einsam auf diesem Hügel, der wohl den letzten Rückzugsort des Leonidas markiert. Nur die Zikaden singen ihr Lied, und die Welt scheint weit entfernt.

Wir waren rechtschaffen müde. Doch zuerst mußte noch ein Quartier für die Nacht gefunden werden. Und das sollte ruhig sein. Schließlich hatten wir die Nacht zuvor kaum geschlafen. Es wurde eine stundenlange Suche. Immer wieder fuhren wir hinunter zu den Badeorten, stellten fest, daß dort nur Eigentumswohnungen und Villen, aber keine Hotels zu entdecken waren und weiter ging es.
Straßen kann man die Wege, die wir dabei fahren mußten, gar nicht mehr nennen. Und allmählich begann unser Auto dies übel zu nehmen. Die Kühlung wurde lauter, die Temperatur stieg. Es begann sehr, sehr ungemütlich zu werden. Dazu war es schon weit nach acht Uhr.
Als wir endlich ein Hotel entdeckten, dachten wir gar nicht darüber nach, sondern buchten sofort ein Zimmer, ein Fehler, aber das sollte sich erst im Lauf der Nacht herausstellen.

Also, wir waren ja inzwischen bescheiden geworden. Daß die Dusche aus einem Schlauch und einem Loch im Boden bestand? Kein Problem. Die durchgehangenen Betten würden uns bei unserer Müdigkeit auch nichts ausmachen. Lediglich, daß die Klimaanlage das Kondenswasser nicht nach draußen absonderte, sondern über Fernseher und Kühlschrank tropfte, machte uns kurzfristig Sorgen. Aber dann stellten wir unsere Siebensachen auf den wackligen Tisch, steckten Kühlschrank und Fernseher aus, so daß kein Kurzschluß entstehen konnte, und warfen uns völlig erschöpft aufs Bett.
So etwa um 22.00 wurden wir wieder wach. Im Nebenzimmer schien einer das Radio auf volle Lautstärke gedreht zu haben. Was heißt Radio? Bald fühlten wir uns als Zaungäste eines Rockkonzerts griechischer Prägung. Ohne Pause, ohne Punkt und Komma, ununterbrochen brüllten die Lautsprecher in einer Art und Weise, daß an Schlaf nicht zu denken war. Nicht einmal die (laute) Klimaanlage übertönte das Getöse. Wir hielten bis 6.00 morgens durch, dann gaben wir auf. Wir packten und zahlten. Was denn das sei, fragten wir an der Rezeption. Ja, man hätte einmal im Jahr ein Fest zu Ehren eines Heiligen. Um welchen es sich dabei handle? Keine Ahnung, das wußte unsere Gastgeberin nicht.

Überreste vom Fest. Immer noch tanzen ein paar Männer und die Musik spielt dazu mit voller Lautstärke. Foto: KW.

Als wir das Dorf völlig gerädert verließen, tanzten da immer noch ein paar unermüdliche Männer. Wie der Ort hieß? Keine Ahnung, wir haben ihn mit Vergessen gestraft.

28. Tag, 8. Juli 2011, von Theben nach Delphi
Das erste, was wir dringend brauchten, war ein starker Kaffee bzw. für mich einen Tee. Wir entschieden uns, der einstigen griechischen Großmacht Theben einen Besuch abzustatten.

Theben. Drachme, 480-460. Aus Auktion Numismatik Lanz 151 (2011), 395.

Theben gehört zu den besonders ehrwürdigen Orten Griechenlands, die eng mit der griechischen Sagenwelt verwoben sind. Kadmos, Bruder der Europa, soll Theben auf der Suche nach seiner Schwester gegründet haben. Hier spielt die Geschichte von Ödipus, der seine Mutter ehelichte, nachdem er seinen Vater umgebracht hatte.

Theben. Stater, ca. 426-395. Rv. Dionysos. Aus Auktion Gorny & Mosch 195 (2011), 167. – Die Keule auf der Vorderseite spielt auf Herakles, die Rückseite auf Dionysos an.

Theben gilt als Geburtsort von Herakles und Dionysos. Doch seine große Zeit erlebte es erst nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges, der beide Großmächte, Sparta und Athen stark geschwächt hatte. Die Schlacht von Leuktra im Jahre 371 v. Chr. ging wider Erwarten zu Gunsten Thebens aus. Epaminondas war mit seiner schiefen Schlachtordnung der Sieg über die als unbesiegbar geltenden Spartaner gelungen!

noneTheben gilt als Geburtsort von Herakles und Dionysos. Doch seine große Zeit erlebte es erst nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges, der beide Großmächte, Sparta und Athen stark geschwächt hatte. Die Schlacht von Leuktra im Jahre 371 v. Chr. ging wider Erwarten zu Gunsten Thebens aus. Epaminondas war mit seiner schiefen Schlachtordnung der Sieg über die als unbesiegbar geltenden Spartaner gelungen!

Theben. Stater, 379-338. Aus Auktion Gorny & Mosch 195 (2011), 166. Foto: KW.

Doch die Blüte Thebens dauerte nicht allzu lange. Bereits 338 mußten sich die Thebaner der aufsteigenden Macht Makedonien geschlagen geben. Die Schlacht bei Chaironeia besiegelte ihr Schicksal. In die Burg Thebens wurde eine makedonische Besatzung gelegt. Nach dem Tod Philipps machte Theben einen letzten Versuch, die Unabhängigkeit zu erlangen. Alexander strafte sie rücksichtslos. Er eroberte 335 die Stadt und ließ sie zerstören. Erst der Diadoche Kassander erlaubte den Wiederaufbau der Stadt.

Theben. Drachme, ca. 196-146. Aus Auktion Gorny & Mosch 186 (2010), 1305.

Thebens Macht war endgültig gebrochen, als die Römer 146 v. Chr. den boiotischen Bund auflösten. Theben blieb eine blühende Provinzstadt ohne größere Bedeutung, in der sich relativ bald das Christentum angesiedelt haben soll. Immerhin erzählen fromme Legenden, daß bereits unter Domitian ein Bischof von Theben den Märtyrertod erleiden mußte.
In byzantinischer Zeit entwickelte sich in Theben ein Zentrum Mittelgriechenlands, das für seine Seidenweberei und Purpurfärberei berühmt war. Von hier siedelte Roger II. die Seidenweber um, die Palermo zu einer neuen Heimat dieser Kunst machten.
Nach endlosen Kämpfen eroberten 1460 die Türken endgültig die Stadt, und sie gehörte zu den besonders umstrittenen Orten während des griechischen Bürgerkriegs. Dies und zwei Erdbeben von 1853 und 1893 zerstörten viel von der baulichen Substanz.

Fußgängerzone Thebens am frühen Morgen. Foto: KW.

Heute ist Theben ein kleines Provinznest mit einer hübschen Fußgängerzone. Es wird kaum von Touristen besucht, was man verstehen kann.

Archäologisches Museum Theben. Foto: KW.

Das archäologische Museum von Theben, das einzige, was ein Kunstreiseführer an dieser Stadt hervorzuheben weiß, ist wegen Umbau geschlossen.

Bautafel am Museum von Theben. Foto: KW.

4,5 Mio. Euro wird der Umbau kosten. Wie überall in Griechenland trägt die Europäische Union den größten Teil davon, wohl in der Hoffnung damit den Tourismus anzukurbeln.

„Depot“ des Museums von Theben. Foto: KW.

Was dabei mit den antiken Resten geschehen wird, die auf dem Grundstück gegenüber gelagert sind? Nicht daß es bei ihrer wissenschaftlichen Bedeutung von Belang wäre…

Unbestimmte Ruinen unter einem modernen Kulturzentrum. Foto: KW.

Wollen wir hoffen, daß die Verantwortlichen hier eine bessere Lösung finden wie bei diesen unbestimmten Ruinen, die in ein Kulturzentrum integriert wurden. Was dort einst stand? Keine Ahnung. Die verstaubten Ruinen erregten bei mir jedenfalls kein großes Interesse.

Hinweistafel auf die thebanische Kadmeia. Foto: KW.

Ganz im Gegensatz zu dieser Hinweistafel auf die Kadmeia. Dabei handelt es sich um die legendäre Burg Thebens, die nach Kadmos benannt ist. In der ersten Hälft des 2. Jahrtausends v. Chr. waren die Achäer in Griechenland eingewandert und hatten sich die einheimische Bevölkerung untertan gemacht. Sie verfügten über eine überlegene Technologie, mit der sie in Boiotien ein Kanalsystem anlegten, das uns heute noch zum Staunen bringt. Sie waren es, die den repräsentativen Wohnsitz anlegten, dessen Überreste heute als Kadmeia gezeigt werden.

Kadmeia – Die Ausgrabung. Foto: KW.

Von oben kann man in die Grabung hineinsehen. Wir waren die einzigen, die dies sehr zur Verwunderung der einheimischen Bevölkerung taten. Dem Staunen über unser Tun nach können hier nicht sehr oft Touristen vorbeikommen.

Abfallsäcke in der Grabung. Foto: KW.

Deshalb dürfte man es auch für überflüssig halten, die Abfallsäcke, die sichtlich schon mehrere Wochen in der Grabung stehen, zu entfernen. Wir hatten mal wieder genug. Wir wollten weg, zu einem schönen Hotel, ohne laute Musik, ganz egal, was es kosten sollte.

Der Löwe von Chaironeia. Foto: KW.

Doch als wir in Richtung Delphi fuhren, bemerkten wir ein Schild, das uns darauf aufmerksam machte, daß es bei dieser Abfahrt zum Ort der Schlacht von Chaironaia ginge. Es war ein ungewöhnliches Schild: Bunt; so daß man Lust bekam, den Ort zu besichtigen.
Und das war eine Wohltat. Die Stadtverwaltung hatte eindeutig Mühe darauf verwendet, ihren Ort lebenswert zu machen. Schon von weitem sahen wir einen Mann, der die Anlagen pflegte. Dann wurden wir auf einen großen, gut ausgebauten Parkplatz geführt, von dem aus es ein Katzensprung zum Löwen von Chaironeia war, den einst die Thebaner errichteten, um an ihre Gefallenen zu erinnern. Das Gelände war sauber, keine ekligen leeren Plastikflaschen, die herumlagen. Nur der Löwe wirkte ein wenig eingedätscht. Kein Wunder, man hatte ihn um 1800 gesprengt in der irrigen Annahme, in seinem Sockel sei ein Schatz verborgen. Was heute in Chaironeia steht, wurde 1902 aus den Trümmern rekonstruiert.

Das kleine Museum von Chaironeia. Foto: KW.

Unweit des Löwen liegt das Museum von Chaironeia, und dort durften wir wieder einmal erleben, wie wichtig ein aufmerksamer Museumswärter für das Wohlbefinden der Besucher ist. Sobald wir die Tür durchschritten hatten, wurden wir begrüßt und freundlich gefragt, ob wir einen englischen Film über die Geschichte des Orts sehen wollten. Natürlich wollten wir. Und wir wußten es auch zu schätzen, daß der Wächter sofort zwei seiner eigenen Stühle herbeischleppte, damit wir es uns vor dem Bildschirm bequem machen konnten.

Fund aus dem Massengrab der Makedonen. Foto: KW.

Ich gebe zu, ich habe schon Museen mit eindrucksvolleren Funden besichtigt, aber nichtsdestotrotz war es bewegend, die Überreste aus den Massengräbern zu sehen, in denen die Toten der Schlacht von Chaironeia beigesetzt wurden.

Münzvitrine im Museum zu Chaironeia. Foto: KW.

Münzen gab es natürlich auch. Ich möchte auf keinen Fall versäumen, das kleine Museum von Chaironeia allen Besuchern Griechenlands ans Herz zu legen.

Das Kloster von Osios Lukas. Foto: KW.

Nach einem kleinen – nicht-numismatischen – Abstecher nach Hosios Lukas passierte es. Unser Auto hatte endgültig genug von Hitze, Bergen, langsamem Fahren, auf und ab. Es streikte. Binnen Sekunden war das Thermostat in den roten Bereich gestiegen. Nichts ging mehr. Wir standen auf der Straße, waren genervt und mußten warten, bis der Wagen wieder abgekühlt war.
Die weiteren Kilometer fuhren wir wie auf Eiern. Jede Steigung machte uns Angst. Und dann kam ich auch noch auf die Idee, nicht in Delphi, sondern im Ski-Erholungsort Arachova Quartier zu suchen. Die Hälfte aller Hotels war geschlossen. Doch endlich fanden wir ein offenes Haus. Ein Fünfstern-Hotel, das von einem einzelnen Mann gehütet wurde. Es waren griechische Fünf-Sterne, aber der Preis paßte dazu. Und das Zimmer erfüllte unsere innersten Träume. Es war sauber, kühl, mit einer richtigen Duschkabine, kurz: Ein Traum. Wir beschlossen, unsere letzten Tage hier zu bleiben und das Auto zu schonen. Schließlich wollten wir nicht das Wagnis eingehen, es in Griechenland reparieren zu müssen.

Über unseren Besuch in Delphi und über den neuen Hafen von Patras lesen Sie in der nächsten und letzten Folge des numismatischen Tagebuchs.

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