Von Münzen und anderen Missverständnissen

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28. Juni 2018 – Menschen sind soziale Wesen. Sie treten in Beziehung zueinander, tauschen Informationen, Gefühlsbezeugungen und vieles mehr aus. Diese zwischenmenschlichen Kontakte bilden die Grundlage für die Organisation des Zusammenlebens. Ziel jeglicher Kommunikation ist die Verständigung mit den Anderen, und doch sind Missverständnisse alltäglich. Dies ist das Thema der Sonderausstellung im Museum August Kestner: „Beziehungskiste. Über Kommunikation“, die noch bis 19. August 2018 dauert.

Blick in die Ausstellung. © Museen für Kulturgeschichte Hannover.

Die Medien, mit denen die Menschen kommunizieren, sind vielfältig. Sie variieren je nach Anlass und Absicht. Die Ausstellung stellt einige dieser Kommunikationsmedien vor, die über Jahrtausende hinweg in den unterschiedlichen Zivilisationen praktiziert wurden. Sie präsentiert aus den Sammlungen des Museums ein breites Exponatspektrum: Objekte vom alten Ägypten, aus Griechenland und Rom, dem europäischen Mittelalter, Barock und 19. Jahrhundert bis zur Moderne zeugen von dem Bemühen, in Austausch mit den Mitmenschen zu treten und Botschaften weiter zu geben. 

In Anlehnung an den Ausstellungstitel zeigt ein erster Bereich Behältnisse, deren Gestaltung eine Beziehung zu dem Betrachter herstellt, in dem sie Hinweise auf den Inhalt vermitteln. Kästen mit aufwändig gestaltetem Äußerem wie Schatzkisten und Reliquienbehälter stehen neben Freundschaftsgaben zur Anbahnung von Liebesbeziehungen wie Tabatieren und Parfümflakons.

Telefon „Ericofon“, Polymethylmethacrylat, Schweden, hergestellt von 1954 bis 1982. © Museen für Kulturgeschichte Hannover.

Sprache, Schrift und Bilder waren und sind weit verbreitete Kommunikationsmedien, die die Beherrschung anspruchsvoller Fähigkeiten voraussetzen. Erst mit der Ausbildung des Zungenbeins beispielsweise wohl um 500.000 v. Chr. war der Mensch in der Lage, Sprachlaute zu artikulieren. 

Spottmedaille gegen den Papst, Silber, 18. Jahrhundert. Vorderseite: Doppelkopf von Papst und Teufel. ECCLESIA PERVERSA TENET FACIEM DIABOLI. Die Umschrift drückt die Meinung über den Papst schriftlich aus: „Die verdrehte Kirche trägt das Angesicht des Teufels.“ © Museen für Kulturgeschichte Hannover.

Die um 3.000 v. Chr. in Ägypten und Mesopotamien aus Bildern entwickelte Schrift setzt die Kenntnis der Bedeutung von Zeichen voraus. Dies gilt auch für Bildmotive und Umschriften auf Münzen und Medaillen, dem ältesten Medium der Massenkommunikation. Die geprägten Metallstücke vermittelten weit über ihren dekorativen Wert hinaus Botschaften an die Benutzer. 

Halsamphora, Motiv: „Herakles“, attisch, Ton, 6. Jh. v. Chr. © Museen für Kulturgeschichte Hannover.

Auch die heute allgegenwärtigen, in vergangenen Jahrhunderten eher seltenen Bilder enthielten komplexe Aussagen. Sie stellten hohe Ansprüche an die Deutungsfähigkeit der Betrachter. Mythenbilder dienten den antiken Gesellschaften beispielsweise zur Kommunikation über moralische Verhaltensmuster. Sie verbreiteten in populärer Form Hinweise auf richtiges und falsches Verhalten.

Tapisserie, Urteil des Paris, Wirkerei, Frankreich / Aubusson, 2. Hälfte 17. Jahrhundert. © Museen für Kulturgeschichte Hannover.

Tapisserien aus dem Barock veranschaulichen, dass solche Bildbotschaften auch in nachfolgenden Zivilisationen faszinierten und wirkten. 

Totenbuch-Papyrus des Baksu, Neues Reich um 1400 v. Chr., aus der Sammlung Brocklehurst, Spende der Versicherungsgruppe Hannover. © Museen für Kulturgeschichte Hannover.

Eine besondere Kommunikationsform in allen Zivilisationen war und ist die Hinwendung des Menschen an die Götter oder den einen Gott. Der Versuch der Kontaktaufnahme mit überirdischen Prinzipien erfolgt durch Worte, Bilder, Zeichen und Rituale wie beispielsweise Rauchopfer zum Zwecke der Einflussnahme auf den göttlichen Willen. 

Wer nicht mit Worten kommunizieren will oder kann schweigt. Aber Menschen kommunizieren auch ohne Worte. Ihre Mimik, Gestik, Körperhaltungen gehören zur nonverbalen Kommunikation, die den Themenreigen dieser Ausstellung beschließt.

Radio „Weltempfänger T 1000 CD“, 1968, Design: Dieter Rams, Hersteller: Braun AG. © Museen für Kulturgeschichte Hannover.

Besucher der Ausstellung sind zur aktiven Kommunikation mit den Exponaten der Ausstellung eingeladen: Im Bereich „Bitte berühren“ können Holzkästen mit besonderen Schließmechanismen ertastet werden. Der Duft von Weihrauch bringt auf sinnliche Weise die Kontaktaufnahme zu den Göttern nahe. „Bitte schreiben“ lädt zur Erprobung von alten und modernen Schriften und Schreibtechniken ein. Und „Bitte hören“ umfasst Erzählungen zu den Mythen, die ja zumeist mündlich tradiert wurden. Ein Multimedia-Guide bietet vertiefende Informationen an.
Ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung mit Führungen, Vorträgen, Gebärdenführungen, Seminaren, Poetry Slam, „Im Dialog“: Austausch und Gespräch mit Experten, Kinderaktionen, Seniorenprogramm, Angeboten für blinde- und sehbeeinträchtigte Besucher/innen etc.

Alle Informationen bietet die Website des August-Kestner-Museums Hannover.