Wer war Emma Bette? Eine Plakette regt zur Spurensuche an

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von numiscontrol

18. April 2013 – Eine kleine Plakette mit dem Bildnis eines jungen Burschen in der Husarenuniform fiel mir an einem Stand auf einem der zahlreichen Sammler- und Trödelmärkte in Berlin auf. Auf der anderen Seite der Plakette war ein Firmenname nebst Adresse eingeprägt. „Emma Bette, Berlin, Puppen & Spielwarenfabrik“. Mich machte diese Marke neugierig, und beim Recherchieren stieß ich auf das wohl dunkelste Kapitel in der Geschichte von Deutschland.

Plakette von beiden Seiten. Foto: Angela Graff.

Wenn man sich mit der Geschichte des Hausvogteiplatzes auseinandersetzt, dann erfährt man auch, dass es hier einst ein richtiges Konfektionsviertel gegeben hat. Bekleidung, Stoffe aller Art, Kindebekleidung, Mäntel und Anzüge, alles konnte man einst an diesem Ort kaufen, wo auch alles direkt angefertigt wurde. Bereits 1837 kam es am Hausvogteiplatz zur Gründung der ersten Firmen, die Mäntel produzierten. Gründer waren zum Beispiel Valentin Manheimer oder Rudolph Hertzog.
Ebenfalls zu einem führenden Konfektionskaufhaus und Versandhaus entwickelte sich das bereits 1815 von Nathan Israel gegründete Unternehmen. Es waren vorwiegend jüdische Unternehmer, die sich hier niedergelassen hatten, um Damen- und Herrenkonfektion anzubieten. Der Textilhandel blühte an dieser Stelle, wie an keinem anderen Ort in der Stadt, und schon bald waren auch die angrenzenden Nebenstraßen mit namhaften Konfektionsfirmen eine gute Adresse für den Einkauf geworden. Firmen wie Rosenfeld & Nathan, Weil & Orbach oder Briese & Loepert machten die „Berliner Mode“ international bekannt.
Der damals zweitgrößte Industriezweig, welcher für die Stadt eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hatte, hatte seinen Hauptsitz an diesem Ort. Bereits 1933, als die „Braunen Horden“ begannen, ihr „Tausendjähriges Reich“ aufzubauen, wurde mit zunehmender Gewalt dieses Viertel „arisiert“. Jüdische Firmen übergab man entweder einem „deutschen Volksgenossen“ oder die Geschäfte wurden einfach geschlossen. Die Nazis hinterließen auch hier ihre widerliche braune Spur. Dabei wurden die jüdischen Besitzer von den Schergen der Nazis verfolgt, gedemütigt, enteignet, zur Emigration gedrängt oder in das KZ gebracht und ermordet.

Postkarte von Emma Bette. Foto: Angela Graff.

Emma Bette hatte ihr Geschäft für Spielwaren in der Leipziger Straße 31/32, welches später noch erweitert wurde und dann „Emma Bette, Bud und Lachmann“ hieß. Hier konnte man außer Spielwaren nun auch Kinderbekleidung erstehen. Nicht nur der Berliner kaufte hier gern ein, Emma Bette brachte ihre Waren auch zum Versand. Dazu gab die Firma einen speziellen, bebilderten Katalog heraus, in dem die Kunden Bekleidung und Spielzeug fanden, die sie bestellen konnten. Die kleine Plakette, welche ich fand, stammt aus ihrem Geschäft und war einst eine bei den Kindern beliebte „Zugabe“ zum Einkauf. Welchen Weg wird diese Plakette schon gegangen sein, was könnte sie uns erzählen?

Stufen zur U-Bahn. Foto: Angela Graff.

Leider ist über das Schicksal von Emma Bette, Bud und Lachmann sowie der gleichnamigen Firma nichts bekannt. Der Name fehlt auch an den Stufen an der U-Bahn Station Hausvogteiplatz, welche Namen aus dem Adressbuch Berliner Konfektionsfirmen tragen.

Foto vom Denkmal auf dem Hausvogteiplatz in Berlin. Foto: Angela Graff.

Meine Recherchen brachten nur wenige Ergebnisse. Geblieben sind Postkarten, Werbevignetten und Plaketten. Stumme Zeitzeugen, welche von einem großen Industriezweig inmitten der Stadt berichten, wo Menschen friedlich arbeiteten, und deren weiteres Schicksal oft unbekannt blieb.

Nur wir allein können dazu beitragen, dass die einstigen gräulichen Taten niemals vergessen werden, indem wir diese Orte besuchen. Die Plakette blieb als stummer Zeuge erhalten.