MenschenGesichter Teil 10: Im Angesicht des Feindes


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“ dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Drei Provinzen erhielt C. Iulius Caesar im Jahre 59 v. Chr. zugesprochen, als er nach Ende seines Konsulats ein neues Wirkungsfeld suchte. Sie alle waren sorgfältig nach einem einzigen Gesichtspunkt ausgewählt: Sie mussten ausreichendes Konfliktpotenzial bieten, um einen Krieg zu legitimieren. Denn Caesar lebte in einer Zeit, in der politische Macht nur noch über Eroberungen zu erreichen war. Und Macht in Rom, das war es, was Caesar wollte.

Rekonstruktion des Belagerungswerkes, das Caesar um Alesia, den Ort des gallischen Widerstandes, anlegen ließ. Foto: Prosopee. http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Zufällig brach der Konflikt in einem Gebiet aus, das entfernt etwas mit einer seiner Provinzen, der Gallia Narbonensis (d. h. Südfrankreich), zu tun hatte. Die Helvetier wollten aus ihrem Land, das ihnen nicht genug Nahrung bot, in ein anderes Gebiet ziehen. Ihr Weg führte durch die Narbonensis. Damit hatte Caesar den Anlass, und er brach einen Krieg vom Zaun, der innerhalb weniger Jahre alle Bewohner Galliens in Mitleidenschaft zog. Im Dominosystem löste eine Auseinandersetzung die nächste aus. Die meisten keltischen Stammesoberen reagierten hilflos, versuchten vergebens, das Problem im Alleingang zu lösen. Erst im Jahre 52 v. Chr. gelang es Vercingetorix, die Stämme des mittleren Galliens zu sammeln und zu einer konzertierten Aktion zu bewegen. Der Ausgang seiner Bemühungen ist bekannt: Bei der Belagerung von Alesia opferte er sich für seine Mitkämpfer. Er lieferte sich Caesar aus, um ihnen wenigstens den Tod zu ersparen. Sechs Jahre lang hielt ihn der römische Feldherr gefangen, ehe er ihn im Jahre 46 v. Chr. im Triumphzug mitschleppte und ihn danach hinrichten ließ.
1,2 Millionen Kelten sollen bei der Eroberung Galliens umgekommen sein. 1,2 Millionen Menschen, geopfert für die politischen Ziele eines einzigen Mannes. Hatte es sich wenigstens gelohnt für Caesar?

Römische Republik. Denar, geprägt unter der Aufsicht des Münzmeisters L. Hostilius Saserna, 48 v. Chr. Kopf eines Galliers n. r., dahinter gallischer Schild. Rs. Keltischer Streitwagen n. r. jagend, auf dem Wagengestell keltischer Krieger in voller Bewaffnung. © MoneyMuseum, Zürich.

Der hatte gehofft, sich in Rom durch seine Siege so viel politische Achtung zu erwerben, dass er künftig die entscheidende Rolle in der Politik spielen würde. Aber selbst den bestimmt nicht zimperlichen Senatoren waren die Methoden Caesars suspekt. Sie planten, ihn anzuklagen. Zu Beginn des Jahres 49 v. Chr. kam es zum Bruch. Caesar überschritt den Rubico und setzte eine Propagandamaschinerie in Gang, die seine Verdienste ins rechte Licht setzten sollte. Dazu gehörte natürlich auch die Eroberung Galliens. Sie wurde den Bewohnern der Stadt auf Münzen vor Augen geführt, von denen die hier gezeigte nur ein Beispiel ist.
Am 9. August 48 v. Chr., in dem Jahr, in dem unser Stück wohl geprägt wurde, besiegte Caesar das Heer des Senats und machte sich zum faktischen Alleinherrscher des Römischen Reiches.

In der nächsten Folge erfahren Sie, wie Caesar sich selbst nach seinem Sieg im Bürgerkrieg auf den Münzen darstellte.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.