MenschenGesichter Teil 33: Il Moro und Leonardo


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Mailand. Ludovico Maria Sforza, genannt „il Moro“, (1494-1500). Testone. Gepanzerte Büste des Ludovico n. r., darüber auf einem Schild frontale Büste des heiligen Ambrosius von Mailand. Rs. Gekrönter Schild von Mailand, links und rechts davon Stab, daran zwei Eimer. © MoneyMuseum, Zürich.

Im Jahre 1482 erhielt der Regent von Mailand, Ludovico Maria Sforza folgendes Bewerbungsschreiben: „Erlauchter Gebieter! Da ich die Proben aller derer, die sich für […] Hersteller von Kriegsgeräten ausgeben, nun zur Genüge untersucht […] habe, […] so will ich mich denn, ohne irgend einen anderen herabzusetzen, um eine Verständigung mit Ew. Hoheit bemühen, indem ich Ihnen meine Geheimnisse offenbare und sie Ihnen ganz zur Verfügung stelle, um zu gegebener Zeit alle die Dinge auszuführen, die hier unten in Kürze aufgezählt werden: 1. Ich habe Pläne für sehr leichte, aber dabei starke Brücken, die sich ganz leicht befördern lassen […]. 3. Ferner habe ich Pläne für Bombarden [Kanonen], die sich sehr bequem und leicht befördern lassen, mit denen man kleine Steine schleudern kann, fast so, als ob es hagle […]. 5. Ferner werde ich sichere und unangreifbare gedeckte Wagen bauen, die mit ihren Geschützen durch die Reihen des Feindes fahren […]. 9. In Friedenszeiten kann ich mich wohl mit jedem anderen in der Baukunst messen […]. Ferner werde ich bei der Bearbeitung von Marmor, Erz und Ton sowie in der Malerei wohl etwas leisten, was sich […] sehen lassen kann […].“

Francesco Napoletano, Porträt des Ludovico Sforza, um 1494 (Ausschnitt aus dem Sforza-Altar). Quelle: Wikicommons.

Der Schreiber dieser Bewerbung hieß Leonardo da Vinci. Er erhielt die Stellung und Ludovico zahlte ihm 2000 Dukaten jährlich dafür, dass ihm der Mann zur Verfügung stand. Daneben konnte Leonardo noch mit „fürstlichen“ Geschenken rechnen, wenn seine Werke gefielen. Damit war sein Unterhalt mehr als gesichert. Von diesem Geld konnte er leben wie ein Adliger. Denn 2000 Dukaten entsprachen 6400 Testone wie dem hier abgebildeten. Nur um einen Anhaltspunkt zu geben: Für 4 Dukaten, also etwa 13 Testone, konnte man die 1493 erschienene Schedel’sche Weltchronik in ihrer kolorierten Luxusausgabe kaufen.

Leonardos Entwurf für das Sforza-Monument, um 1488-1489. Quelle: Wikicommons.

Leonardo verdiente also sehr gut, musste dafür aber auch alle seine Talente für Arbeiten im Auftrag des Herzogs einsetzen. Leonardo entwarf nicht nur Kriegsgerät, er arbeitete gleichzeitig an einer Reiterstatue des Francesco Sforza, porträtierte die einzelnen Familienmitglieder, spielte Laute, entwarf Festdekorationen, Kleider, Schmuckstücke und was eben so anfiel.

Bis 1499 blieb Leonardo am Hofe des „Moro“, dann marschierten die Franzosen ein und vertrieben Ludovico Sforza. Leonardo zog weiter und verkaufte seine Kunst an den Meistbietenden. Sein Alter verbrachte er in Frankreich, im Dienste Franz I. Auch Ludovico Sforza beendete seine Tage in Frankreich, allerdings nicht als geehrter Künstler, sondern als Gefangener des Königs.

Von „Il Moro“ zu „Il pontifice terribile“: In der nächsten Folge der Serie dreht sich alles um Papst Julius II. und seine Machenschaften.

Alle Teile der Reihe „MenschenGesichter“ finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.