Die Top Ten der Museen

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von Ursula Kampmann

12. April 2018 – 8,10 Mio. Besucher hatte der Louvre im Jahr 2017. Das sind über das ganze Jahr gerechnet, mehr als 22.200 Besucher pro Tag. Geht man davon aus, dass die meisten einen Eintrittspreis von 15 Euro zahlen, dann kann man durchaus die Begehrlichkeiten verstehen, wenn kürzlich Sylvester Okwunodu Ogbechie, Professor für Kunst und Architektur an der University of California in Santa Barbara, nicht nur die Rückgabe von wichtigen Objekten forderte, sondern auch Reparationszahlungen. Schließlich hätten die westlichen Nationen viel Geld mit dem Ausstellen von afrikanischen Objekten verdient. Ob er sich da mal nicht verrechnet hat! Es könnte durchaus sein, dass ihm viele Museen eine lange Rechnung präsentieren über die staatlichen und privaten Mittel, die notwendig waren, um die gewaltigen Bestände in den Depots zu verwalten und vor Schaden zu bewahren.

Die Mona Lisa im Louvre. Foto: Pueri Jason Scott, cc-by 3.0.

Denn selbst der Louvre kann seine Unkosten nicht allein aus dem Einkommen finanzieren, das ihm seine 8,10 Mio. Besucher bescheren! Er ist auf staatliche Unterstützungen genauso angewiesen wie auf regelmäßige Zuwendungen der privaten Wirtschaft – oder fremder Staaten, wie das Projekt Abu Dhabi zeigt.

Die 10 beliebtesten Museen der Welt:

1 Musée du Louvre F-Paris 8,10 Mio
2 National Museum of China CHN-Beijing 8,06 Mio
3 Metropolitan Museum of Art USA-New York 6,69 Mio 
4 Musei Vaticani I-Rom 6,42 Mio
5 British Museum GB-London 5,90 Mio
6 Tate Modern GB-London 5,65 Mio
7 National Gallery of Art USA-Washington 5,23 Mio
8 National Gallery GB-London 5,22 Mio
9 National Palace Museum TWN-Taipeh 4,43 Mio
10 Eremitage  RUS-St. Petersburg 4,20 Mio
1 Musée du Louvre F-Paris 8,10 Mio
2 National Museum of China CHN-Beijing 8,06 Mio
3 Metropolitan Museum of Art USA-New York 6,69 Mio 
4 Musei Vaticani I-Rom 6,42 Mio
5 British Museum GB-London 5,90 Mio
6 Tate Modern GB-London 5,65 Mio
7 National Gallery of Art USA-Washington 5,23 Mio
8 National Gallery GB-London 5,22 Mio
9 National Palace Museum TWN-Taipeh 4,43 Mio
10 Eremitage  RUS-St. Petersburg 4,20 Mio

Die zehn beliebtesten Museen liegen alle in den großen touristischen Zentren der Welt. Sie bringen die Millionen von Besuchern. Kein Kulturtempel kann allein von den lokalen Besuchern leben.

China auf dem Vormarsch zur Kulturnation Nr. 1

Wie stark das kulturelle Interesse in China heute ist, zeigt die Tatsache, dass das National Museum of China, das erst im März 2011 als größtes Museum der Welt seine Tore öffnete, bereits jetzt mit 8,06 Mio. auf dem zweiten Platz der Top Ten zu finden ist. Das National Palace Museum in Taipeh mit seiner weltweit größten Sammlung von chinesischen Kunstwerken rangiert auf dem 9. Platz, immerhin noch vor der Hermitage mit ihren 65.000 Exponaten, die in 350 Ausstellungsräumen zu sehen sind.

Kein Platz für naturwissenschaftliche Museen unter den Top Ten?

Wer sich also darüber beklagen wollte, dass das Bildungsideal der vergangenen Jahrhunderte nicht mehr gilt, dem muss man entgegenhalten, dass es schon bezeichnend ist, dass unter den Top Ten der Museumswelt kein einziges naturwissenschaftliches oder technisches Museum zu finden ist. An der Spitze liegen Mehrspartenhäuser, alle mit bedeutenden Gemäldegalerien, oder reine Gemäldegalerien. Selbst das relativ berühmte Deutsche Museum in München, das in einer Touristenhochburg liegt und als Touristenmagnet gilt, kommt auf „magere“ 1,45 Mio.

Ein Blick auf die Ausstellungen

Werfen wir einen Blick darauf, wo die erfolgreichsten Ausstellungen gemacht werden. Hier bekleidet Tokio mit Abstand den ersten Platz. Gleich fünf in Tokio durchgeführte Veranstaltungen kamen unter die ersten 20. Insgesamt bekleideten Ausstellungen in Tokio Rang 1, 3, 5 11 und 16. Den ersten Platz sicherte sich eine nur zwei Monate laufende Ausstellung, die mit 22 Skulpturen des berühmten japanischen Bildhauers Unkei (ca. 1150-1223) täglich 11.268 Besuchern pro Tag anlockte.
Ein Grund dafür mag sein, dass „The Art Newspaper“ die Plätze nach den durchschnittlichen Tagesbesuchern berechnete. In Tokio waren die Ausstellungen nur zwei bis drei Monate zu sehen.
Deshalb ist der Platz zwei für Paris relativ. Vier der meistbesuchten Ausstellungen fanden nämlich dort statt. Sie dauerten zumeist vier Monate und lieferten gesamthaft durchaus höhere Besucherzahlen. So kamen 1,2 Mio. Menschen zu der Präsentation der Shchukin Collection, die während vier Monaten in der Fondation Louis Vuitton zu sehen war. In dieser Zeit füllten durchschnittlich „nur“ 8.926 Personen pro Tag die Ausstellung.
Eindrucksvoll ist die Tatsache, dass das Guggenheim Museum in Bilbao alleine für vier der Top 20 verantwortlich zeichnete. Es ist damit weltweit das erfolgreichste Museum im Ausstellungsbereich.

Ab dem Impressionismus lassen sich die Massen begeistern

Nennen wir noch zwei weitere interessante Details: Zunächst die Tatsache, dass von den 10 meistbesuchten Museen der Welt kein einziges eine Ausstellung vorbereitete, die unter die Top 20 kam. Und dann die erfolgreichen Themen: Unkei und Bruegel waren die einzigen vorimpressionistischen Künstler, die die Massen anzogen. Die moderne Kunst mit einem Schwerpunkt auf dem Impressionismus ist sozusagen am massentauglichsten.

Dass numismatische Ausstellungen damit nicht mithalten können, ist klar. Die Frage ist eher, ob wir überhaupt neidisch sein sollen auf diese Massenspektakel. Welchen Wissenszuwachs bringt es dem einzelnen, zusammen mit Tausend anderen genervten Touristen vor der Mona Lisa gestanden zu haben, um ein Selfie zu machen?

Kann man Kunst wirklich in Quantität messen? Soll man das tun? Oder nimmt man damit der Kunst ihre Freiheit und legt ihr die Fesseln des Kommerz an? Gibt es eine Kunst ohne Kommerz? Und wo bleibt die Kultur, jene Kultur, die einst darin bestand, ein Kunstobjekt nicht nur auf seiner touristischen Agenda abgehakt, sondern verinnerlicht zu haben.

Hier finden Sie den Artikel des Art Newspapers mit den Top Ten von Museen und Ausstellungen.

Geben Sie Ihrem / Ihrer Museumsdirektor(in) diesen Artikel zu lesen, wie er die Besucherzahlen in seinem Museum drastisch erhöhen könnte.

Und wenn er/ sie Ihnen dann vorschlägt, auch einen DJ für heiße Nächte im Innenhof anzuheuern, dann verweisen Sie auf den Artikel des Independent über den abgebrochenen Daumen eines Terracotta Kriegers, der während einer „Ugly Sweater Party“ des Philadelphia Museums abhanden kam und diplomatische Verstimmungen auslöste.

Relativ harmlos ist dagegen das ebenfalls geforderte Nachdenken über aktuellere Titel. Hier eine Info-Graphik, die zeigt, wie sich die Titel zwischen 1997 und 2017 verändert haben.

Und davon inspiriert, können Sie sich informieren, wie man einen massentauglichen Ausstellungstitel kreiert.

Und wie sich die Mona Lisa angesichts der Tausenden von Besucher fühlt, zeigt Ihnen der Zeichner Gerhard Glück.