Mint Directors Conference in Seoul 2018 – Teil 1: Die Zukunft des Geldes

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von Ursula Kampmann

14. Juni 2018 – Während Kim Jong Un und Moon Jae in Panmunjom ein neues Kapitel in der Geschichte Koreas aufschlugen, trafen sich zwischen dem 22. und dem 26. April 2018 über 250 Teilnehmer zur 30. Mint Directors Conference in Seoul. Anwesend waren Angehörige der Münzindustrie aus 36 Nationen, die von Zentralbanken und Münzstätten, von Zulieferern, Direktmarketing-Gesellschaften, Medien und Münzbörsen kamen.

Die Gastgeber begrüßen die über 250 Delegierten aus 36 Nationen. Foto: MDC 2018

Die Themen, die während der MDC besprochen werden, zeigen, wo die Gemeinschaft der Münzen produzierenden Industrie derzeit steht. Und da stand natürlich ein Thema im Vordergrund:

Die Zukunft der Münzen

Seit Jahren beherrscht ein Thema die erste Sitzung der MDC: Wie steht es um die Zukunft der Münzen? Aus dem elektronischen Zahlungsverkehr ist im vergangenen Jahrzehnt ein lukrativer Geschäftszweig geworden. Die Banken haben ihr Monopol darauf längst verloren. Private Anbieter haben sich etabliert und agieren aggressiv und mit medialen Tiefschlägen gegenüber den etablierten Zahlungsmitteln Münze und Banknote.
Der Krieg gegen das Bargeld ist erklärt.
Für die Münzen produzierende Industrie und ihre Zulieferer ist ein Sieg in diesem Krieg existentiell. Es stellen sich also zwei Fragen:
1.) Hat das Bargeld eine Chance? Macht es Sinn, sich dem Kampf zu stellen, oder sollen wir gleich aufgeben und unseren guten Namen nutzen, um selbst in den virtuellen Zahlungsverkehr einzusteigen?
2.) Wenn der Kampf Aussicht auf einen Sieg bietet: Wie kann sich die Münzen produzierende Industrie mit ihren nicht geringen Ressourcen in diesen „Krieg“ einbringen und für den Erhalt der Münzen eintreten?

Eine Fülle an Informationen bieten die vielen Vorträge, die anlässlich der MDC gehalten werden. Foto: MDC 2018

Die überraschende Widerstandsfähigkeit von Bargeld

Nicht vor dem Plenum, sondern in einer Marketing Sitzung präsentierte Claus Fischer einen wichtigen Vortrag von Helmut Stix, Mitglied der Oesterreichischen Nationalbank. Am Beispiel Österreich zeigte er, dass die Unkenrufe, die das Ende des Bargelds heraufbeschwören, mit der Realität nicht in Einklang zu bringen sind. Tatsächlich benötigen die meisten wichtigen Ökonomien jedes Jahr mehr Banknoten und Münzen.
So hat es seit 2007 keinen Rückgang hinsichtlich des österreichischen Bargeldumlaufs gegeben. Und das ist typisch: In insgesamt 72 Wirtschaftsräumen hat der Bargeldumlauf seit 2003/4 um durchschnittlich 17 % zugenommen. Andere Wirtschaftszweige wären glücklich, wenn sie sich solcher Zuwachsraten rühmen dürften!
Derzeit hortet jeder österreichische Bürger – vom Baby bis zum Greis – um die 3.000 Euro Bargeld. Das ist sicher nicht wenig!
Diese Zahl ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Sie beruht vor allem darauf, dass viele Besucher aus den Nachbarstaaten österreichische Euros als Spargroschen nach hause mitnehmen. Außerdem lohnt es sich in Zeiten von Niedrigzins nicht, Geld auf die Bank zu bringen. Dies mag ein zweiter Grund sein für diese hohe Zahl.
Die Zentralbanken und ihre schlauen Mathematiker sind ziemlich überrascht davon, dass der Bargeldbedarf immer noch steigt, und das obwohl Statistiken eindeutig nachweisen, dass die Schattenwirtschaft mehr und mehr abnimmt. Einige von ihnen erklären den momentanen Aufschwung des Bargelds mit der Wirtschaftskrise von 2008. Sie vergleichen sie mit der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre, die ebenfalls den Banknotenumlauf anwachsen ließ.
Tatsache ist, dass Bargeld nicht nur gehortet wird, sondern immer noch im täglichen Zahlungsverkehr vor allem bei kleinen Summen eine Rolle spielt. Der Bargeldeinsatz nimmt allerdings ab, je höher die Bildung des Marktteilnehmers ist.
Kurz zusammengefasst: Ein Wandel ist zu bemerken, aber der Wandel vollzieht sich extrem langsam.

Bargeldlogistik als Entwicklungstreiber

Ron Delnevo, Vertreter der Geldautomaten-Industrie, die gleichfalls hart von einem Verschwinden des Bargelds betroffen wäre, zeigte in seinem Vortrag, wie entscheidend das Aufstellen bzw. der Abbau von Geldautomaten den bargeldlosen Zahlungsverkehr beeinflusst. Vor allem Nationen, bei denen weite Wege zurückgelegt werden müssen, um jeden Bargeldautomaten zu befüllen, sind von dieser Entwicklung betroffen. Private Banken sind immer weniger bereit, die Kosten der Logistik zu schultern, die es braucht, um alle Bürger mit Bargeld zu versorgen. Ein aktuelles Beispiel ist Schweden, das aus finanziellen Gründen und größtenteils getrieben von den Geschäftsbanken die bargeldlose Gesellschaft propagiert.
Ron Delnevo blieb nicht bei dem Problem stehen, sondern präsentierte anhand der australischen Gemeinde Cummins eine Alternative. Auch Australien ist ein Land mit dünner Bevölkerung und weiten Wegen zwischen den Siedlungen. In Cummins entschied sich die Gemeinde, die Versorgung ihrer Bürger mit Bargeld zu sichern, indem man mit dem Geld der Bürger eine eigene Mikrobank gründete, die von ihrer Struktur her stark an die ersten Raiffeisenkassen erinnert: Jeder Bürger investierte im Jahr 2000 im Durchschnitt 1.500 Pfund, um eigene Mikrobank zu eröffnen. Damit verfügen die Bürger von Cummins weiterhin über eine Bankfiliale, die sie mit Bargeld versorgt. Diese Mikrobank macht inzwischen gute Gewinne.

Möglichkeiten der Münzindustrie?

Ein eher düsteres Bild der Möglichkeiten, die der Münzindustrie hinsichtlich dieser Entwicklung noch bleiben, zeichnete Pak Ling Yip, der Münzstättenleiter die Singapore Mint. Er riet, sich erstens bei einer allfälligen Entwertung der Münzen als eine sichere Alternative für Zentralbanken anzubieten. Außerdem empfahl er, selbst in die Herstellung von Medien für das bargeldlose Zahlen einzusteigen und den Absatz von Sammlermünzen anzukurbeln.

Die Grenze zwischen Banknote und Münze

Einen anderen Ansatz vertrat Simon Lake. Er propagiert seit einiger Zeit vehement, auf Kosten der Banknotenindustrie bei den Zentralbanken der Welt für eine Erhöhung der Wertgrenze zwischen Münze und Banknote zu lobbyieren: 74 Nationen besitzen heute Banknoten mit einem Wert, der unter 50 US-Cents liegt. 46 Nationen nutzen Banknoten mit einem Wert unter 20 US-Cents und 24 Nationen mit einem Wert unter 5(!) US-Cents. 9 Nationen weltweit haben sogar eine Banknote in ihrem Umlauf, deren Wert unter einem(!) US-Cent liegt. Und 12 Nationen verzichten vollständig auf Münzen in ihrem Zahlungssystem.
Da die Münze hinsichtlich ihrer Kostenstruktur jeder Banknote weit überlegen ist, wäre genau hier der Punkt, um einzusetzen und den Trend umzudrehen. Zwischen 7 und 21 Nationen in Afrika sollten eine Banknote durch eine Münze ersetzen, in Asien liegt der Wert zwischen 16 und 34, in den beiden Amerikas zwischen 5 und 20, in Europa zwischen 5 und 28, je nachdem wie man die Grenze zwischen Banknote und Münze berechnet.
Leider wird dies derzeit von Zentralbanken nicht so gesehen. Nur 3 Nationen haben in den letzten 24 Monaten eine Banknote durch eine Münze ersetzt. 5 Nationen haben dagegen im gleichen Zeitraum ihre Kleinmünzen abgeschafft.
Simon Lake ruft auf, sich zusammenzutun, um die Zentralbanken weltweit davon zu überzeugen, dass Münzen die bessere Alternative sind. Sein Vorschlag hat eine durchaus beträchtliche Anhängerschaft gewonnen. Andere sehen seinen Kampf gegen die Papiergeldindustrie eher kritisch.
Sie fragen, ob es nicht besser wäre, gemeinsam mit der durchaus einflussreichen Banknotenlobby für den Erhalt des Bargelds zu kämpfen. Vor allem die Münzstätten, die in einer Institution eingebunden sind, die sich auch mit dem Sicherheitsdruck beschäftigt, wollen keinen Streit in den eigenen Reihen.
Es ist durchaus eine strategische Frage, ob sich hier eine gemeinsame Position der MDC finden lässt oder vielleicht auch nicht.

In der nächsten Folge beschäftigen wir uns mit den neuen Handbüchern und Guidelines, die für Münzstätten herausgegeben wurden.

Hier geht es zur Website der MDC 2018.

Die Mint Directors Conference hat eine neue Website.

Veranstalter der MDC2018 war KOMSCO, die Korea Minting, Security Printing & ID Card Operating Corporation.

Auf dieser Seite finden Sie mehr Informationen über KOMSCO.