Translatio Nummorum – Warum alte Bücher heute noch wichtig sind

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von Ursula Kampmann

19. April 2018 – In den letzten Jahren hat sich die Forschungsgeschichte der Numismatik zu einem der wichtigsten Forschungsschwerpunkte dieser Disziplin entwickelt. Dies mag damit zusammenhängen, dass sich die traditionelle Numismatik in immer größerer Bedrängnis sieht. Sie hat an öffentlicher Aufmerksamkeit verloren und wird gelegentlich als unwichtige Liebhaberei einer kleinen Schar von verschrobenen Außenseitern abqualifiziert. Was liegt also näher, als der Welt zu verkünden, dass letztendlich alle Altertumswissenschaften in der Numismatik wurzeln. Denn Münzen waren das erste, was die Antiquare jenseits der Alpen in größeren Mengen für ihre Forschungen zur Verfügung hatten. In einer Zeit, in der es noch nicht selbstverständlich war, mal schnell an einen anderen Ort zu fliegen, um eine Hypothese zu überprüfen, waren Münzen ein großartiges Forschungsobjekt, an dem sich alle bedeutenden Antiquare und Historiker versuchten.

Ulrike Peter (Hrsg.), Translatio Nummorum. Interpretation römischer Münzen in der Renaissance. Das Altertum, Bd. 61 (2016) 3+4. 319 S. mit Abbildungen in Farbe und Schwarz/Weiß. 17,1 x 24 cm. Paperback. ISSN: 0002-6646.

Ihre Schriften hatten große Auswirkungen auf die Künstler der Renaissance. Denn die antiken Vorlagen wurden kopiert und in eine neue Zeit übersetzt. Nicht umsonst sind so viele Bauten mit den Porträts der guten Kaiser geschmückt. Die Einheit von Münzporträt und Vita wird in vielen Büchern wieder aufgenommen.

Um den Zusammenhang von antiken Münzen, Aufbereitung in den antiquarischen Schriften und Übernahme für die zeitgenössische Kunst und Wissenschaft klarer erkennbar zu machen, förderte das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein dreijähriges Projekt mit dem Titel Translatio Nummorum, das der Zeit zwischen 49 v. bis 96 n. Chr. gewidmet war.

Die Zeitschrift „Das Altertum“ fasst einige Beiträge zusammen, die im Rahmen einer Ausstellung im Bode-Museum Berlin und im Staatlichen Museum für Bildende Künste A. S. Puschikin in Moskau erarbeitet wurden. Sie führen ein in die frühe Literatur über Münzen und ihre Interpretation.

Im Zentrum des Aufsatzbandes steht das Werk von Enea Vico (1523-1567), der zu seinen Lebzeiten als der berühmteste Kupferstecher Italiens galt und mehrere Bücher mit Darstellungen von antiken Kunstwerken und Münzen publizierte.

Folgende Autoren und Themata finden Sie in der sehr lesenswerten Schrift: Ulrike Peter, Einführung: Die „Vorzüglichkeit“ und die „Nützlichkeit“ der antiken Münzen; Stefan Luboschik, Von Kupfern, Caesaren und Punkten. Eine Einführung zu Enea Vico; Ulrike Peter und Birte Rubach, Münzen als historische Quelle. Enea Vicos Kaisergenealogie von 1553 – eine neue visuelle Wissensordnung; Gian Franco Chiai, Vico und die philologischen Quellen; Federica Missere Fontana, Enea Vicos Numismata antiqua – Der Codex Latinus 496 der Bibliotheca Estense-Universitaria zu Modena; Gian Franco Chiai, Imagines verae; Ulrike Peter, Zur Rezeption augusteischer Münzen im 16. Jahrhundert; Birte Rubach, Ins Bild gesetzt – zu den Drucktechniken der Abbildungen in numismatischen Werken; Michael Matzke, Überprägte Antike: Medailleure als Antiquare; Ulrike Eydinger, Das digitale Corpus der antiquarischen Literatur zu antiken Münzen in der frühen Neuzeit; Asia recepta und Autopsie. Das Münzkabinett Berlin im Projekt Translatio Nummorum; Birte Rubach, Antikenrezeption im digitalen Zeitalter – der Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance; Timo Strauch, Die Antikensammlung des Bildhauers Andrea Bregno und ihre Einbindung in die Census-Datenbank; Ulrike Peter, Die Erfassung antiker Münzen in der Census-Datenbank.

Theoretisch müsste man dieses Buch beim Isensee Verlag per E-Mail bestellen können.

Allerdings hat der Verlag seine Website seit 2014 für die Zeitschrift „Das Altertum“ nicht mehr aktualisiert.

Hier finden Sie den Einstieg in die Website „Translatio Nummorum“, die Zugang zur Datenbank bietet.