Victor Huster: Kleinste Denkmale – Geprägte Zeitzeugen – Moderne Werte

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22. September 2011 – Vom 23. September bis zum 14. Oktober 2011 ist in der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer eine neue Ausstellung zu sehen, die in Zusammenarbeit mit der Numismatischen Gesellschaft Speyer durchgeführt wird. Sie ist dem deutschen Medailleur Victor Huster gewidmet.

Medaille von Victor Huster. Foto: Numismatische Gesellschaft Speyer.

Bereits als Junge begeisterte sich Victor Huster für sein späteres Metier. Sein Vater fand ein 5-Mark-Stück aus dem Jahre 1906, seitdem war ihm bewusst und es hat ihn fasziniert, dass diese hübschen Metallstücke historische Überlieferungen sind, zeitgeschichtliche Dokumente.

Medaillen von Victor Huster. Foto: Numismatische Gesellschaft Speyer.

Er absolvierte verschiedene Studiengänge in Schmuckdesign und Gravur, erwarb sich aber seine umfangreichen Kenntnisse vorwiegend autodidaktisch. Schon mit 18 Jahren entwarf und prägte er seine eigenen Medaillen und fiel mit seiner außerordentlichen Begabung auf. Seine Heimatstadt Baden-Baden erteilte ihm die ersten Aufträge. Um die Medaillenkunst zu beleben und aus der bloßen Reproduktion herauszuführen, gründete er seine eigene Kunstprägeanstalt, deren Nähe zur historischen Münzstätte in Baden-Baden ihn noch heute fasziniert.

Medaille von Victor Huster. Foto: Numismatische Gesellschaft Speyer.

„Die alte Münze war hier oben hinter dem Dampfbad, dann beim Rathaus, das prägt wieder die Geschichte einer Stadt. 1638 wurde die Münze dann geschlossen“, erzählt Victor Huster. Als Eröffnungsmedaille setzte er die numismatische Geschichte der Stadt fort mit der Ausgestaltung der letzten in Baden-Baden geprägten Münze, eines 1/48-Talers unter Markgraf Wilhelm von Baden. Teile der historischen Münze setzte er um in ein modernes Design mit dreifacher Textreihe und der Replik im Zentrum. Für die in der Nachbarschaft ansässige Staatliche Münze in Karlsruhe erstellte er 1987 die Hausmedaille.

Medaille von Victor Huster. Foto: Numismatische Gesellschaft Speyer.

Von 1982 bis 1985 lebte Victor Huster als freiberuflicher Medaillenkünstler in Israel. Aus einem anonymen Wettbewerb erwuchs 1985 als Erster Preis und Prägung die noch heute gültige Hauptmünze 1 Schekel. Er lernte heimische Medaillenkünstler kennen und arbeitete mit ihnen zusammen. Parallel hielt er seine Baden-Badener Kunstprägeanstalt aufrecht. So gut er sich auch mit den beiden Orten, „im Sommer dort, den Winter über da“, arrangierte, irgendwann musste er sich entscheiden: An seiner Kunstprägeanstalt in Baden-Baden hing sein Herz!

Medaille von Victor Huster. Foto: Numismatische Gesellschaft Speyer.

Großes Engagement verbindet sich mit dem „Wunsch, aktuelle Geschehnisse in Medaillen zu hinterlassen, in der Zeitgeschichte so kleine Marken in Form von Medaillen“. Seine Medaille zu Albert Einstein erzielte die größte Aufmerksamkeit; zum 125. Geburtstag von Franz Kafka im Jahr 2008 entstand ein einfühlsames „Doppelporträt, irreal durchstoßen von schreibenden oder gebrochenen Federkielen, verquickt mit Räumen, deren Ausgang sich durch ein Hindernis verschlossen oder zu hoch gelegen befindet, zeugt diese Anlage vom beklemmenden, surrealistischen Stil Kafkas“, so beschreibt Huster die Kafka-Medaille, in der er Kafkas kulturelles Schisma umfasst, die Erosion der traditionellen Werte des orthodoxen Ostjudentums, und gleichzeitig, auf der Rückseite, dessen Vaterphobie mit der Erzählung „Die Verwandlung“.

Medaille von Victor Huster. Foto: Numismatische Gesellschaft Speyer.

Seit 35 Jahren, seit 1976, gestaltet der 1955 geborene Victor Huster freiberuflich Medaillen und Münzen und prägt die Medaillen zumeist auch selbst in seinem „Medaillencabinet und Prägeanstalt“ in Baden-Baden. Sein Oeuvre umfasst inzwischen ca. 950 Objekte, darunter 27 preisgekrönte (1. – 4. Preis) Münzentwürfe (und parallel dazu viele Künstlerproben der Münzentwürfe ohne Wertbezeichnung, die er als Gegenpol zu den oft eintönigen Münzgestaltungen verstanden wissen will) und zahlreiche offizielle Medaillen, darunter auch die zum 2000-jährigen Jubiläum der Stadt Speyer im Jahr 1990.

Zahlreiche Preise und Auszeichnungen für Münzgestaltung hat Victor Huster für sein Schaffen
erhalten, so 1982 den Ersten Preis für die 5-Mark Gedenkmünze zur Umweltkonferenz, 1997 den Ersten Preis in der nationalen deutschen Vorentscheidung zur Gestaltung des Euro-Umlaufgeldes, den Ersten Preis und auch die Prägung der 10-Euro- Gedenkmünze „100 Jahre Deutsches Museum München“ im Jahr 2003 oder auch zum 150. Jubiläum des Germanischen Nationalmuseums.
Das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart verfügt über eine Sammlung seiner Gedenkmünzen und Medaillen, seine Werke finden sich im Hessischen Landesmuseum, im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und wurden bereits Mitte der 1990er Jahre ins British Museum aufgenommen, ebenso ins Holländische Pfennigkabinett. Seit 1994 nahm er regelmäßig und mit großem Erfolg an den internationalen FIDEM-Ausstellungen teil, der „Fédération Internationale de la Médaille“.
Victor Huster errang sich bereits in jungen Jahren einen Platz in der internationalen Spitzengruppe der Medailleure. Er arbeitet im Gegensatz zu fast allen anderen nicht mit zeichnerischen Vor-Entwürfen, sondern überträgt seine Ideen sofort zu Collagen und in den Gips. Aus diesem dreidimensionalen Modell entsteht dann über mehrere Umgüsse die Vorlage für Medaillen, die gar nicht erst platt-grafisch wirken können, sondern sich durch besondere Reliefhöhe, Lebendigkeit und Originalität auszeichnen.
Tatsächlich erfordert der ‚Werdegang‘ eines Stück Metalls zur wirklichen Kunstmedaille einen hohen Aufwand an Recherche, Einfühlungsvermögen, Gestaltungskraft und technischer Versiertheit. Die Kopie des Modells aus Bronze oder Kunstharz wird vom Abtaststift der Reduktionsmaschine in mikroskopisch genauen Spiralbewegungen vom Mittelpunkt her in all ihren Konturen, Höhen und Tiefen erfasst. Gleichzeitig werden diese Bewegungen übersetzt auf eine auf dem Werkstück angesetzte Fräse, die sie in den Stahl der späteren Medaille eingraviert. Für das Prägewerkzeug muss der Medailleur mit Grabsticheln und Feilen unter der Lupe nacharbeiten und verfeinern. Das kleinste hat eben mal einen Durchmesser von 0,05 Millimeter. Schließlich muss das Stempelpaar dann noch im Glühofen gehärtet werden.
Weitere Wiedererwärmungsschritte folgen, damit das nun glashart gewordene Material beim Prägen unter diesem unglaublich hohen Druck von bis zu 500 Atü nicht zerspringt.

Kleinste Denkmale – Geprägte Zeitzeugen
23. September bis 14. Oktober 2011
in der Hauptstelle der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer, Wormser Str. 39, Speyer.
Mo-Fr. 8-12, 13.30-16 Uhr, Do 8-12, 13.30-18 Uhr.
Eintritt frei.