2-Euro-Raritäten Teil 6: Deutschland

Im ersten Teil dieser Serie haben wir bereits erfahren, was es mit den 2-Euro-Gedenkmünzen auf sich hat. Auch die europäischen Gemeinschaftsausgaben wurden schon vorgestellt. Den Einstieg in die deutschen Ausgaben und die Serie „Bundesländer“ finden sich in Teil 3 (Ausgaben 2006 bis 2008), in Teil 4 (Ausgaben 2009 bis 2011) und in Teil 5 (Ausgaben 2012 bis 2013). Heute geht es weiter mit den deutschen 2-Euro-Gedenkmünzen ab 2014.

Spiegeleier

Immer wieder wird von gefundenen „Spiegeleiern“ berichtet. Dieses Phänomen kommt vorwiegend auf 2-Euromünzen vor und es lohnt sich, danach Ausschau zu halten. Doch wie kommt es eigentlich zu solch einer Fehlprägung? Die meisten Euroländer benutzen zur Prägung bereits zusammengefügte Münzplatten (Ronden). In Deutschland dagegen kommen der silberfarbige Ring und die golden glänzende Pille erst beim Prägevorgang zusammen und gleichzeitig werden die beiden Motive eingeprägt. Wenn nun Ring und Pille mehr oder minder versetzt zusammengepresst werden, drängt das Pillenmaterial nach außen in den Ring. Der nimmt dabei noch einiges an Material auf. Der Rest vom „Überschuss“ fließt dann auf einer Seite flächenartig über den Ring hinweg. Meist ist davon nur eine Münzseite betroffen. Spiegeleier gibt es in verschieden deutlicher Ausführung von allen deutschen Prägestätten. Derartige Fehlprägungen haben immer Auswirkungen auf den Münzrand und hinterlassen ihre Spuren oft auf dem gesamten Stück.

Wertseite, neu / Motivseite Michaeliskirche. Foto: Angela Graff.

Niedersachsen (Michaeliskirche Hildesheim) 2014

Das Bundesland Niedersachsen hatte im Jahre 2014 den Vorsitz im Bundesrat übernommen. Bereits im Februar kam es zur Ausgabe einer Gedenkmünze aus der Serie „Bundesländer“.

Die Münze zählt zur Gedenkmünzenserie „Bundesländer“ und wurde in allen fünf deutschen Prägestätten (A, D, F, G, J) geprägt. Die technischen Daten entsprechen denen einer 2-Euro-Umlaufmünze.

Die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörte Michaeliskirche (St. Michael) wurde bis 1960 wiederaufgebaut. Sie zählt zu den bedeutendsten vorromanischen Bauwerken Deutschlands und gehört seit 1985 zum Weltkulturerbe der UNESCO. In der MünzenWoche finden Sie diese Prägung hier.

Besonderheiten

Colorierte oder auch vergoldete Stücke sind keine offiziellen Ausgaben. Sie wurden manipuliert und haben dadurch ihren einstigen Wert als Zahlungsmittel verloren.

Fehlprägungen

Bis auf einige kleinere Stempelausbrüche wurden bisher keine Fehlprägungen gefunden.

Bewertung

Im Umlaufgeld sind die Münzen noch anzutreffen. Prägefrische Exemplare werden ab 2,50 Euro gehandelt. Kleine Stempelausbrüche an den verschiedensten Stellen von Wert- und Motivseite kosten bis zu 7 Euro. Achten Sie bitte ebenfalls auf eventuelle Dezentrierungen und auf eine unterschiedliche Beschaffenheit der Europasterne. Es wurden schon einige Stücke mit diesen Merkmalen gemeldet.

Wertseite, neu. / Motivseite Paulskirche. Foto: Angela Graff.

Hessen (Paulskirche) 2015

Die Münze zählt zur Gedenkmünzenserie „Bundesländer“ und wurde in allen fünf deutschen Prägestätten (A, D, F, G, J) geprägt. Die technischen Daten entsprechen denen einer 2-Euro-Umlaufmünze.

Die Paulskirche befindet sich in der Stadt Frankfurt am Main, sie gilt als nationales Denkmal der Bundesrepublik Deutschland. In der Kirche tagten 1848 bis 1849 die Delegierten der Frankfurter Nationalversammlung, der ersten Volksvertretung für ganz Deutschland. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, hatte man die Kirche mit Spendengeldern aus ganz Deutschland bis 1948 wiederaufgebaut. Auch diese Prägung wurde bereits in der MünzenWoche vorgestellt.

Besonderheiten

Colorierte oder auch vergoldete Stücke sind keine offiziellen Ausgaben. Sie wurden manipuliert und haben dadurch ihren einstigen Wert als Zahlungsmittel verloren.

Fehlprägungen

Klassische Fehlprägungen wurden bisher nicht gemeldet. Die auf Internetauktionen gern als Fehlprägungen bezeichneten Merkmale sind oft prägebedingte Zufälligkeiten oder es handelt sich sogar um Manipulationen. Es gibt zum Beispiel Stücke, bei denen mithilfe einer Maschine Münzmaterial abgetragen wurde, um damit eine Prägeschwäche vorzutäuschen. Solch eine Manipulation hinterlässt allerdings erkennbare Spuren auf dem Stück. Ganz deutlich ist ein zentrierter Punkt vom Einspannen auf beiden Seiten sichtbar. Zudem gab es Ringe im Motiv, was auf ein kreisförmiges Abtragen vom Material hinweist.

Bewertung

Einzelne Stücke befinden sich noch im Umlaufgeld. Schon ab 3 Euro werden prägefrische Exemplare angeboten. Ein ganzer Satz mit fünf Münzen kostet ab 12 Euro. Wer Lücken in der Sammlung hat, kann hier prägefrische Exemplare günstig erwerben.

Wertseite, neu. / Motivseite 25 Jahre Deutsche Einheit. Foto: Angela Graff.

25 Jahre Deutsche Einheit 2015

Die Münze wurde von allen fünf deutschen Prägestätten (A, D, F, G, J) hergestellt. Die technischen Daten entsprechen denen einer 2-Euro-Umlaufmünze.

Die auf der Motivseite dargestellte Szenerie zeigt jubelnde Menschen vor dem Brandenburger Tor in Berlin als Symbol des Aufbruchs und des Neubeginns. Die Inschriften erinnern dabei an die Rufe der Menschen auf den damaligen Montagsdemonstrationen in der DDR. Die dort skandierten Worte „Wir sind das Volk“, ebneten einst mit den Weg zur Deutschen Wiedervereinigung und aus „Wir sind das Volk“ wurde 1990 „Wir sind ein Volk“. Hier finden Sie die Vorstellung der Prägung in der MünzenWoche.

Besonderheiten

Colorierte oder auch vergoldete Stücke sind keine offiziellen Ausgaben. Sie wurden manipuliert und haben dadurch ihren einstigen Wert als Zahlungsmittel verloren.

Fehlprägungen

Es wurden „Spiegeleier“ aus der Prägestätte Hamburg (J) gefunden. Solche Stücke gelten als Raritäten.

Bewertung

Die Münze ist noch in guter Qualität im Umlaufgeld zu finden. Prägefrische Stücke werden schon ab 2,50 Euro auf dem Zweitmarkt angeboten. Der komplette prägefrische Satz mit fünf Münzen kostet ab 15 Euro. Ist das Spiegelei recht gut und deutlich ausgeformt, kann solch eine Münze bis zu 200 Euro wert sein.

Gemeinschaftsausgabe „Dreißigjähriges Bestehen der EU-Flagge“ 2015

Diese europäische Gemeinschaftsausgabe haben wir bereits in Teil 2 der Serie ausführlich besprochen.

Wertseite, neu. / Motivseite Dresdner Zwinger. Foto: Angela Graff.

Freistaat Sachsen (Dresdner Zwinger) 2016

Die Münze zählt zur Gedenkmünzenserie „Bundesländer“ und wurde in allen fünf deutschen Prägestätten (A, D, F, G, J) geprägt. Die technischen Daten entsprechen denen einer 2-Euro-Umlaufmünze.

Der Dresdener Zwinger ist eines der bedeutendsten Barockbauwerke in Europa. Die Anlage befindet sich in unmittelbarer Nähe vom Residenzschloss in der Dresdener Altstadt. Der Gebäudekomplex nebst seinen Gartenanlagen wurde bei den Luftangriffen auf Dresden im Jahre 1945 umfangreich zerstört. Bis 1960 dauerte der Wiederaufbau und heute gilt der Zwinger als Gesamtkunstwerk aus Architektur, Plastik und Malerei. In der MünzenWoche wurde die Prägung in diesem Artikel vorgestellt.

Besonderheiten

Colorierte oder auch vergoldete Stücke sind keine offiziellen Ausgaben. Sie wurden manipuliert und haben dadurch ihren einstigen Wert als Zahlungsmittel verloren.

Fehlprägungen

Um es gleich einmal vorweg zu nehmen, bei fast allen Münzen „Dresdner Zwinger“ geht die Motivprägung ein- oder gar beidseitig in den Ring hinein. Es handelt sich somit um keine Seltenheit. Es ist auch keine Fehlprägung. Als Seltenheit wären vielmehr die wenigen Stücke anzusehen, bei denen das Motiv vollständig auf die Pille passte. Perfekt geprägte Stück sind somit seltener. Weitere klassische Fehlprägungen wurden bisher noch nicht gemeldet.

Bewertung

Diese Münzen sind noch im Umlaufgeld vertreten. Prägefrische Exemplare sind auf dem Zweitmarkt ab 3,50 Euro zu haben. Der Satz mit den fünf deutschen Prägestätten wird ab 15 Euro gehandelt.

 

Die Fortsetzung zu den 2-Euro-Gedenkmünzausgaben aus Deutschland ab 2017 lesen Sie in Teil 7 dieser Serie.

In Teil 1 erfahren Sie alles über den Hintergrund der 2-Euro-Gedenkmünzen sowie die erste Gemeinschaftsausgabe. In Teil 2 haben wir die europäischen Gemeinschaftsausgaben 2 bis 4 unter die Lupe genommen. Die deutschen Ausgaben 2006 bis 2008 finden Sie in Teil 3 der Serie und die Ausgaben 2009 bis 2011 in Teil 4. Die Ausgaben 2012 und 2013 finden Sie in Teil 5.

Mehr über unseren Autor numiscontrol, alias Reiner Graff, erfahren Sie in unserem Who’s Who.

Einen ersten Überblick zu 2-Euro-Raritäten gab er bereits in diesem Artikel. Besonders beliebt sind zudem seine Beiträge „1871-1909: Zeit der Fälschungen“, „Die Wertentwicklung der ersten Euromünzen des Vatikans“ und „Unentdeckte Schätze bei Umlaufmünzen“.

Der Sammelexperte hat es sich zur Aufgabe gemacht, gerade Anfänger an die Welt der Münzsammlungen heranzuführen – hier finden Sie seine „Grundlagen für Sammler“ sowie seine Serie „Münzpflege leicht erklärt“.