Rückkehr in alter Pracht: die 50. World Money Fair 2023

Anfang Februar fand das erste Mal seit dem Frühjahr 2020 die World Money Fair in Berlin wieder statt. Nicht als digitaler Ersatzversuch oder als vergleichsweise kleine Händlermesse wie im letzten Sommer, sondern in vollem Umfang. Ich gebe es zu, wir waren skeptisch. Wir alle haben während der Pandemie gelernt, wie viel in unserer Welt heutzutage eigentlich auch digital geht, wenn es denn muss. Messen, hat sich herausgestellt, sind eigentlich nicht nötig, der Münzhandel boomte auch ohne sie. Würde es nach Corona überhaupt noch genug Aussteller geben, die die hohen Kosten für einen Messestand in Kauf nehmen, und genug kauflustige Besucher, damit die Messen in alter Größe zurückkehren würden? Nun, Florida, New York und besonders Berlin haben es deutlich gemacht: Wir brauchen die Messen nicht – aber wir wollen sie! Denn die 50. World Money Fair war extrem gut besucht, vielleicht sogar besser als vor der Pandemie. Aussteller und Besucher hatten richtig Lust auf Messe, und das hat man in Berlin gemerkt.

Was die World Money Fair von anderen Messen unterscheidet, sind die vielen Münzstätten und Techniker unter den Ausstellern. Während die Zulieferer ihre großen Hightech-Maschinen für alle Aspekte der modernen Münzherstellung in einem gesonderten Saal präsentieren (in den sich auch jeder Sammler mal verirrt haben sollte, denn er ist absolut faszinierend!), sind die Münzstätten mitten drin im Geschehen. Ihre großen Stände sind eine beliebte Anlaufstelle für Sammler. Viele boten exklusive Münzsätze und andere lockende Angebote, die oft in Rekordzeit vergriffen waren. Besonders umschwärmt war der Stand der Kroatischen Münzstätte, bei dem man einige der ersten Euromünzen und Kurssätze des Landes bekommen konnte, das seit Anfang des Jahres das jüngste Mitglied der Eurozone ist.

Wie gewohnt präsentierten Münzstätten und Zulieferer der Fachwelt wie im Media Forum und im Technical Forum, was es an Neuerscheinungen und neuen Technologien und Gerätschaften gab. Einen Bericht über das Media Forum finden Sie hier, einer über das Technical Forum kommt demnächst. Apropos traditionelle Veranstaltungen: Was es dieses Jahr nicht gab, war die Verleihung der Coin of the Year Awards. Auch ein großes Galadinner, gesponsert vom Gastland, gab es nicht – es gab schlicht kein Gastland.

Auch die Händler, vom Einmannunternehmen bis zum großen Auktionshaus vertreten, dürften dieses Jahr glücklich über das Geschäft sein. Wir sahen viele zufriedene Gesichter und leergekaufte Stände. Besonders Goldmünzen verkaufen sich weiterhin wie von selbst. Schon am Tag vor der Eröffnung fand Künkers traditionelle Berlin-Auktion mit vielen Highlights statt. Bei Schätzungen um die 6 Millionen Euro konnte hier ein Gesamtzuschlag von 10 Millionen Euro erzielen werden.

Das bunte, geschäftige Treiben an den Händlertischen ist natürlich nur ein Teil dessen, worum es in Berlin eigentlich geht. Die großen Geschäfte finden in den zahllosen Sitzungszimmern des Estrel Hotels statt, in dem Münzstätten neue Maschinen und Großhändler ihre Chargen erwerben. Große Firmen wickelten diesmal ihre Geschäfte sogar in mehreren Räumen parallel ab. Dass es die Messe schafft, Anlaufpunkt für so viele verschiedene Zielgruppen zu sein, vom Großhändler, Maschinenhersteller und Auktionshaus zum kleinen Händler und zum Sammler jeglichen Budgets, ist wahrscheinlich die wahre Kunst der World Money Fair.

Abschließend noch eine Empfehlung für Sammler aus Berlin und Umgebung, die nächstes Jahr die World Money Fair besuchen wollen: Wie uns viele Besucher berichteten, die erst am Sonntag auf die Messe kamen, war der Tag für sie eine ziemliche Enttäuschung. Wer als Eurosammler noch eine 2-Euro-Münze der Elbphilharmonie bekommen wollte oder für Kurssätze und andere Angebote der Münzstätten kam, hatte selbst morgens um 10 Uhr oft schon keine Chance mehr, etwas zu bekommen. Auch die Angebote an den Händlertischen waren natürlich schon reichlich ausgedünnt. Viele Besucher waren darüber sehr enttäuscht. Daher eine klare Empfehlung für das nächste Jahr: Haben Sie es auf ein besonderes Set, eine Tauschaktion oder auf genügend Auswahl bei den Händlern abgesehen, kommen Sie ja nicht erst am Sonntag auf die Messe, auch wenn der Eintritt reduziert ist!

Und damit bleibt als Fazit eine gelungene Messe mit jeder Menge Besuchern aus aller Welt und einer tollen Stimmung, die ohne größere Probleme ablief. Wir hoffen, dass auch auf der Numismata am 4. und 5. März so eine Atmosphäre herrscht. Die MünzenWoche wird selbstverständlich wieder dabei sein, diesmal sogar mit eigenem Stand!

Ach ja, einen kleinen Aufreger gab es am Ende dann doch noch: Eine Berliner Tageszeitung berichtete unter Berufung auf die Polizei, dass mehrere polizeibekannte Clanmitglieder auf der Messe gesichtet wurden, die augenscheinlich das Gelände ausspähten. Berlin und Clanmitglieder, da denken wir natürlich alle sofort an die gestohlene Riesengoldmünze! Zu Zwischenfällen scheint es aber glücklicherweise nicht gekommen zu sein.

 

Noch viel mehr Fotos von der Messe sowie Interviews und weitere Eindrücke finden Sie auf unserer Eventseite zur World Money Fair.

Und die nächste große Börse steht auch schon wieder: die 53. Numismata in München!