numindex – der Aktienindex für Münzen

Wie kriegt man Jugendliche dazu, mit dem Münzensammeln anzufangen? Und wie kann man einen Neu-Sammler dazu animieren, sich mit einem bestimmten Thema zu beschäftigen, sodass er sich mit dem „Sammel-Virus“ ansteckt und aus einem Hobby eine Leidenschaft wird? Insbesondere in Zeiten, in welchen die Alt-Sammler das Gefühl haben, dass ihr Steckenpferd immer teurer wird? Denn wenn man einen Münzsammler befragt, ob sein Hobby in den letzten Jahren teurer geworden sei, wird er mit einen Nicken noch vor der Aussprache des letzten Wortes bejahen. Aber außer einer emotionalen Vermutung und einer sich gegenseitig bestätigenden Sammlergemeinschaft, wird es schwer, diese Empfindung zu bestätigen. Umso erstaunlicher wirkt die Tatsache, dass es bis zum heutigen Tag keine nachhaltige Messung von Münzpreisen gibt, die eben diese steigende Preisentwicklung abbildet.

Wie verändern sich die Preise bei Münzen?

Es fehlt also ein Vorschlag an Neu-Sammler, mit welchen Münzen sie beginnen könnten zu sammeln. Und ein übersichtlicher Preisindikator, der bestenfalls online verfügbar ist, wieviel eine der vorgeschlagenen Münzen kosten darf. In der Vergangenheit wurden zwar Versuche unternommen, die Preisentwicklung von Münzen darzustellen, diese bezogen sich jedoch entweder lokal auf einzelne Länder oder sie wurden nur einmal retrospektiv berechnet. Einen Indikator, der die Auktionsergebnisse und bezahlte Münzenpreise erfasst, standardisiert und über die Zeit effektiv wiedergibt, gibt es heute nicht. Um diese Lücke zu schließen, wurde der Numismatische Index, kurz numindex, entwickelt.

Was ist ein Index für Münzen?

Das Ziel eines Index besteht darin, die Veränderung von ausgewählten Preisen übersichtlich und repräsentativ darzustellen. Durch die Zusammenfassung verschiedener, aber ähnlicher Merkmalswerte zu Gruppen, werden durchschnittliche Veränderungen gemessen, und mit einem früheren Zeitpunkt verglichen. Dadurch lässt sich schlußendlich der Trend ablesen und grafisch darstellen. Ein gutes Bespiel ist der Deutsche Aktienindex DAX, der die größten und meistgehandelten deutschen Aktien zu einer Kennziffer zusammenfasst und auf diese Weise wiedergibt, ob Aktienpreise steigen oder fallen.

Bei der Anwendung eines Index auf die Numismatik, würde der Münz-Indikator die Preisentwicklung von ausgewählten Münzen reflektieren. Aus dem numismatischen Index könnte man eine Tendenz über die Preisverläufe von Münzpreisen ableiten. Zwar zeichnet der Index kein vollständiges Bild einzelner Gebiete, Edelmetalle oder Zeitepochen. Aber wie ein Aktienindex stellt er ein Marktsentiment dar.

Annahmen für einen erfolgreichen Index

Der neugeschaffene numismatische Index braucht Grundprinzipien, um eine nachhaltige Entwicklung gewährleisten zu können. Für den numismatischen Index scheint es sinnvoll, die folgenden Annahmen zu treffen:

  • In den Index sollen Münzen aufgenommen werden, die auch tatsächlich im Umlauf gewesen sind. Münzen, welche ausschließlich zu Erinnerungszwecken geprägt wurden (sog. Gedenkmünzen oder Sammlermünzen) und niemals zirkuliert sind, sollen nur in Ausnahmefällen Bestandteil des Index sein
  • Dem numismatisch Interessierten soll nicht nur eine Kennziffer angeboten werden, sondern auch die Möglichkeit, die Münzen selbst in seine Sammlung zu legen (Nachbildbarkeit). Daher muss jede im Index enthaltene Münze mehrfach im Jahr gehandelt / versteigert werden
  • Jede im Index enthaltene Münze soll zum Startzeitpunkt nicht weniger als EUR 100 und nicht mehr als EUR 2.000 kosten
  • Für den numismatischen Index werden Münzen ausgesucht, welche in einer guten Erhaltung mindestens 10% über ihrem Edelmetallwert gehandelt werden und somit einen „numismatischen Aufpreis“ auf dem Markt erzielen
  • Beim Erhaltungszustand der Geldstücke soll darauf geachtet werden, dass die im Handel häufigst verfügbare Münzerhaltung in den Index aufgenommen wird
  • Die Preise der einzelnen im Index enthaltenen Münzen basieren auf allgemein verfügbaren Informationen. Sie werden im Handel und bei öffentlichen Münzauktionen generiert.

Mit diesen 30 sorgfältig ausgewählten Münzen startet der numismatische Index numindex.

Auswahl von 30 Münzen

Die oben dargestellten Annahmen ergeben eine gute Basis, um in einem folgenden Schritt den numismatischen Indexkorb zusammenzustellen. An dieser Stelle und als besonders von Bedeutung ist hervorzuheben, dass die Akzeptanz des Index in der Welt der Numismatik entscheidend ist. Nur, wenn wir die heutigen Sammler und Händler, die Jugendlichen und Neusammler von der Idee überzeugen können, kann dieser Index auch Erfolg haben. Deshalb wurden die im Portfolio enthaltenen Münzen sorgfältig ausgewählt. Es wurden zahlreiche Interviews und Beratungen mit den renommiertesten europäischen Numismatikern geführt, welche die für ihr Land repräsentativste(n) Münze(n) vorgeschlagen haben.

Für den numismatischen Index wurden 30 Münzen ausgewählt, die einen wesentlichen Bezug zum europäischen Kontinent haben, und tatsächlich auch zirkuliert sind. Es werden ebenfalls Länder oder Nebengebiete in Betracht gezogen, die heute so nicht mehr auf der Landkarte zu finden sind. So hat z.B. Preußen einen nicht unerheblichen Einfluss auf die europäische Numismatik, der Staat an sich existiert jedoch nicht mehr. Diese Tatsache soll keinen Ausschluss aus dem potenziellen Index-Universum darstellen. Um eine möglichst einfache Vergleichbarkeit von Münzen als Bestandteil des Index zu ermöglichen, wird ausschließlich auf Geldstücke zurückgegriffen, welche maschinell geprägt wurden.

Die Idee hinter der Konstruktion des Index war, ihn auf einer bestimmten logischen Weise und auf wiederholbaren Regeln aufzubauen. Einzelne Länder werden durch bestimmte Münzen repräsentiert und ihre Komponenten-Auswahl wird durch die folgenden Faktoren beeinflusst: War ein bestimmtes Land Mitglied der Lateinischen Münzsunion (LMU)? Falls ja, führt der Index den Staat mit 2 Münzen. Je nach Einwohnerzahl oder dem Besitz möglicher Kolonien bzw. besonderer Wirtschaftsgebiete erhält das Land eine weitere Münze. Jede dieser Komponenten hat einen quantitativen Einfluss auf die Anzahl der Münzen aus einem bestimmten Land, die in der aktuellen Version des Index enthalten sind. Die nachfolgende Tabelle widerspiegelt die Verteilung der Münzen auf die Regionen, wie sie im Index zu seinem Beginn Anwendung findet:

Land LMU Einwohnerzahl Kolonie / Zone Teilgebiet Summe Münzen
Belgien 2 Kongo 3
Frankreich 2 Tunesien 3
Italien 2 Eritrea Vatikan 4
Schweiz 2 2
Griechenland 2 2
Österreich 1 1
Ungarn 1 1
Spanien 1 1
Portugal 1 1
Großbritannien 1 Indien 2
Deutschland 2 DOA Danzig 4
Polen 2 Getto 3
Finnland 1 1
Russland 1 1
Baltikum 1 1

Die anschließende Tabelle setzt die Leitprinzipien in die Münzen der einzelnen Gebiete um.

Den zuvor gemachten Annahmen und Vorschlägen folgend, soll der numismatische Index zu seinem Beginn aus den folgenden dreißig Münzen bestehen:

Land Nominal Währung Prägejahr Münzstätte
BEL 5 Francs 1880 Bruxelles
BEL 20 Francs 1914 Bruxelles
COG 2 Francs 1887 Bruxelles
FRA 5 Francs 1871 A, Paris (Trident)
FRA 50 Francs 1858 BB, Strasbourg
TUN 20 Francs 1904 A, Paris
ITA 5 Lire 1848 M, Milano
ITA 40 Lire 1814 M, Milano
ERI 5 Lire 1891 Roma
VAT 100 Lire 1950 Roma
CHE 5 Franken 1922 B, Bern
CHE 10 Franken 1911 B, Bern
AUT 20 Kronen 1904 Wien
HUN 5 Korona 1907 KB, Kremnica
ESP 25 Pesetas 1881 M, Madrid
POR 1000 Réis 1898 Lisboa
GRC 5 Drachmai 1875 A, Paris
GRC 20 Drachmai 1884 A, Paris
GBR 2 Pounds 1887 London (Jubilee)
GBR 1 Trade Dollar 1901 C, Calcutta
DEU 5 Mark 1958 J, Hamburg
GER 20 Mark 1905 F, Stuttgart
DOA 2 Rupien 1893 Berlin
DAN 5 Gulden 1923 Berlin
POL 10 Złotych 1925 Warszawa
POL 100 Złotych 1966 mw, Warszawa
GET 5 Mark (Quittung über) 1943 Litzmannstadt
LTU 10 Litu 1938 Bruxelles
FIN 20 Markkaa 1910 L, Helsinki
SUN 10 Rubel 1975 St. Petersburg

 

Ergebnisse für den numismatischen Index

Der Index besteht aus 15 Silbermünzen mit einem Feinsilbergehalt von 290,83 Gramm, 14 Goldmünzen mit einem Feingoldgehalt von 102,66 Gramm und einer Aluminiummünze aus dem Getto Litzmannstadt mit einem Kataloggewicht von 1,55 Gramm.

Bei den aktuellen Edelmetallpreisen ergibt sich daher aus den Münzen ein Edelmetallwert von ca. EUR 5.800. Die heutigen Anschaffungskosten für alle 30 Geldstücke betragen hingegen ca. EUR 13.600. Die Differenz zwischen dem Anschaffungsbetrag und dem Materialwert ist der „numismatische Aufpreis“, der im vorliegenden Fall 134% oder ca. EUR 7.800 ausmacht.

Wenn man die gezahlten Münzenpreise über die letzten 5 Jahre zurückberechnet, kann man die indexierte Entwicklung der numismatischen Preise für das oben beschriebene Münzportfolio wie folgt darstellen:

So stellt numindex für die Zeit von 2018 bis 2023 die Preisentwicklung der indexierten 30 Münzen dar.

Der numindex entwickelte sich ab 2018 von anfangs 1.000 Punkten im ersten Jahr um -10 %, um anschließend in den nächsten drei Jahren auf über 1.800 Punkte zu steigen. Auch wenn er innerhalb des Jahres 2022 um 450 Punkte gefallen ist, erholte er sich seit Jahresbeginn 2023 auf heute 1.530 Punkte. Sein Trend (rote Linie) markiert in den letzten 5 Jahren einen stetig positiven Anstieg und der numindex zeigt einen durchschnittlichen Jahresanstieg um 9%.

Der numindex soll die Wahrnehmung der Numismatik aktiv gestalten und Münzen in den Fokus einer Sammlerleidenschaft rücken. Der Index wird nicht nur für die Vergangenheit berechnet, sondern ab sofort regelmäßig ergänzt und online zur Verfügung gestellt. Potenziellen Neusammlern kann somit ein guter Vorschlag unterbreitet werden, welche Münzen für den Anfang gesammelt werden können.

 

Außerdem weisen wir in Zukunft regelmäßig über eine Aktualisierung des numismatischen Index hin. Den aktuellen Stand finden Sie hier.

Den Autor, Michael Zagorowski, stellen wir in unserem Who’s who vor.