Anlagemünzen Teil 3: Der American Eagle

Seit 1986 gibt es den American Eagle. Ein Jahr zuvor, 1985, hatte der Kongress die US Mint ermächtigt, diese Goldanlagemünze herauszugeben. Traditionell wird dabei Gold verwendet, das aus den Vereinigten Staaten stammt. Die Legierung besteht aus 22 Karat Gold (= 91,66 %), 5,33 % Kupfer und 3 % Silber. Dadurch wirkt das Material leicht dunkler als bei anderen Anlagemünzen und besitzt eine höhere Härte, ist also unempfindlicher gegen Kratzern.

Der American Eagle in Gold wird seit 1986 ausgegeben. Foto: US-Mint.

Wie üblich hat der Kongress bereits in dem 1985 beschlossenen Gesetz das Aussehen der Münze festgelegt – nur eine einzige Abweichung davon gibt es bis heute. War bis 1991 das Datum der Prägung in römischen Zahlen wiedergegeben, ging man 1992 zu arabischen Ziffern über.

Kenyon Cox (1856-1919), Augustus Saint-Gaudens, Ölbild 1908. Metropolitan Museum of Art / Foto: Ursula Kampmann.

Die schönste Münze Amerikas: Zur Vorderseite des American Eagle

1905 empfing Präsident Theodore Roosevelt (Präsident 1901-1909) anlässlich eines kleinen, informellen Mittagessens einen berühmten Gast. Augustus Saint-Gaudens (1848-1907) gehörte damals zu den wichtigsten Bildhauern Amerikas. Er galt als Vertreter der amerikanischen Renaissance. Bereits im Alter von 13 Jahren hatte er das Schneiden von Gemmen gelernt und war für Präsident Roosevelt damit der optimale Ansprechpartner für ein Problem von nationaler Bedeutung. Mr. President fand die amerikanischen Münzen einfach gar zu scheußlich. Ob man da nicht etwas tun könne?

Victoria, spätere Abformung einer Figur des Denkmals für William Tecumseh Sherman von Augustus Saint-Gaudens. Metropolitan Museum of Art / Foto: Ursula Kampmann.

Saint-Gaudens zögerte. Er litt an Krebs, hatte sich schon vor einigen Jahren nach Cornish in New Hampshire zurückgezogen und wollte sich keinem Ärger mehr aussetzen. Und die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Münzstätte verhieß Ärger, diese Erfahrung hatte der Künstler bereits gemacht. Doch Roosevelt ließ nicht locker. Er selbst werde Saint-Gaudens die Rückendeckung geben, die der brauche, um seine künstlerischen Vorstellungen durchzusetzen.

Das von Augustus Saint-Gaudens entworfene 20 Dollar-Stück. Foto: National Numismatic Collection, National Museum of American History / Foto: Jaclyn Nash.

Saint-Gaudens gegen Charles Barber – oder wie ein Kunstwerk massentauglich wurde

Saint-Gaudens sagte zu. Er entwickelte eine Bleistiftskizze und einige Rohentwürfe in Gips, die unter seiner Anleitung von seinem Assistenten Henry Hering vollendet wurden. Es war eine schwere Geburt, denn jeder neue Schritt traf auf den heftigsten Widerstand in der Prägeanstalt. Wo Saint-Gaudens mit den Augen des Künstlers ein Kunstwerk für die Ewigkeit entwarf, forderte der Hauptstempelschneider der Münzstätte, Charles Barber, eine für die Massenprägung taugliche Münze.
Februar 1907 hielt Saint-Gaudens die ersten Proben in der Hand. Mit viel Aufwand hatte man das Angestrebte erreicht: die neuen Münzen waren Skulpturen im Miniformat. Der Präsident war überglücklich, die Angestellten der Prägeanstalt weniger. Es gab keine Möglichkeit, die Münzentwürfe von Saint-Gaudens mit vertretbarem Aufwand in Mengen auszuprägen.
Das nächste halbe Jahr, die letzten Monate seines Lebens, arbeitete Saint-Gaudens mit seinem Assistenten, um einen Kompromiss zu finden, wie man die Majestät der Darstellung den Anforderungen der Kniehebelpressen anpassen könnte. Im August 1907 war das Problem immer noch nicht gelöst, aber Roosevelt bestand darauf, eine kleine Emission von etwa 12.000 Stück zu prägen. Es erwies sich, dass Charles Barber Recht gehabt hatte. Der Entwurf war für die Massenfertigung völlig ungeeignet. Man brauchte bis zu 11 Prägevorgänge, um das hohe Relief zu erreichen! Der Tod entschied über das weitere Schicksal des Münzbildes. Nachdem Saint-Gaudens gestorben war, änderte Charles Barber das Münzbild, so dass es für Umlaufmünzen brauchbar wurde. Er erhielt viel Schimpf und wenig Anerkennung für seine pragmatische Lösung.

Das Monogramm von Augustus Saint-Gaudens. Detail aus Abbildung 1.

Nichtsdestotrotz findet sich bis heute das Monogramm von Augustus Saint-Gaudens auf den Prägungen, so auch auf dem Golden Eagle, für den das Vorderseitenmotiv der alten 20 $ Stücke neu aufgenommen wurde.

Der Weißkopfseeadler. Foto: Dave Menke / United States Fish and Wildlife Service.

Das Ideal der amerikanischen Familie – Die Rückseite

In der offiziellen Verlautbarung der US Mint ist zu lesen, dass die Darstellung auf der Rückseite des Golden Eagle den traditionell amerikanischen Wert der Familie spiegelt. Gezeigt wird ein Nest des Wappentiers der Vereinigten Staaten, des „American Eagle“. Darin sitzt einer der beiden erwachsenen Vögel und breitet schützend seinen rechten Flügel über zwei junge Tiere. Von links fliegt ein weiterer Adler heran. Dieses liebevolle Familienidyll, bei dem eine Partei (dürfen wir annehmen die weibliche?) das Haus und die Kinder hütet, während der andere in der Fremde für die Familie sorgt, soll amerikanische Familientradition und Einheit symbolisieren.
Der „American Eagle“, das Wappentier der Vereinigten Staaten, ist eigentlich ein Weißkopfseeadler (haliaeetus leucocephalus). Diese Tiere sind mit ihrer Körperlänge von 70-90 cm und ihrer Flügelspannweite von 1,80-2,30 m die größten Greifvögel Nordamerikas. Ursprünglich fand man diese prachtvollen Raubvögel in ganz Nordamerika, durch Umwelteinflüsse konzentrieren sich die Bestände mittlerweile auf die Küstenregionen und Alaska – auch in Kanada gibt es noch größere Populationen.
Die USA hat in den letzten Jahrzehnten enorme Anstrengungen unternommen, um ihrem Wappentier das Aussterben zu ersparen. Tatsächlich konnte der Weißkopfseeadler bereits am 12. Juli 1995 von der Liste der national gefährdeten auf die der national bedrohten Rassen gesetzt werden. Am 28. Juni 2008 wurde er sogar ganz von dieser Liste gestrichen.

Die Sammler-Variante des Eagle unterscheidet sich durch das Münzzeichen W für West Point. Foto: US-Mint.

Numismatische Variante

Für Sammler gibt die US Mint zusätzlich eine Ausführung des American Golden Eagle in Polierter Platte und in unzirkuliert heraus. Sie trägt zur Unterscheidung das Münzzeichen „W“ für West Point.

Der American Silver Eagle. Foto: US-Mint.

Metallvarianten des Eagle

Den Silver Eagle gibt es seit 1986 ausschließlich im Gewicht von einer Unze Silber zum Nennwert von einem Dollar. Seine Vorderseite ist einem Entwurf von Adolph A. Weinman von 1916 nachempfunden, seine Rückseite zeigt den Heraldischen Adler, wie er auch auf der 1 $ Note zu sehen ist.

Der American Platinum Eagle. Foto: US-Mint.

Ferner wird seit 1997 der Platinum Eagle mit wechselnden Rückseiten herausgegeben. Es gibt ihn zu einer Unze Platin im Nennwert von 100 $, einer 1/2 Unze im Nennwert von 50 $, einer 1/4 Unze im Nennwert von 25 $ und 1/10 Unze im Nennwert von 10 $.

Der American Eagle in Gold wird seit 1986 ausgegeben. Foto: US-Mint.

Numismatische Daten des American Eagle

Münzbeschreibung:
Vorderseite: LIBERTY Weibliche Personifikation der Freiheit mit wehenden Haaren frontal voran schreitend; in der rechten Hand hält sie eine Fackel, in der linken Lorbeerzweig; ihren r. Fuß setzt sie auf einen Felsen, davor Eichenlaub, darüber das Monogramm des Künstlers Augustus Saint-Gaudens; im Hintergrund links das Kapitol; alles umstrahlt von der Glorie der aufgehenden Sonne.

Rückseite: UNITED STATES OF AMERICA Adler in seinem Nest sitzend, den rechten Flügel schützend über zwei junge Adler gebreitet; von links fliegt ein zweiter Adler herbei, in seinen Krallen ein Zweig, dessen Darstellung stark an einen Lorbeerzweig angelehnt ist; im Feld links E PLURIBUS UNUM (= Aus vielen wird eines), rechts IN GOD WE TRUST (= Auf Gott vertrauen wir); darunter Wertbezeichnung.

50 US-Dollar / 1 Unze / 916,66 / 33,93 g (31,103 g) / 32,70 mm / 2,87 mm
25 US-Dollar / 1/2 Unze / 916,66 / 16,97 g (15,552 g) / 27 mm / 2,24 mm
10 US-Dollar / 1/4 Unze / 916,66 / 8,48 g (7,776 g) / 22 mm / 1,83 mm
5 US-Dollar / 1/10 Unze / 916,66 / 3,39 g (3,110 g) / 16,5 mm / 1,19 mm

Hier kommen Sie zur United States Mint.

Sie finden in der MünzenWoche gleich zwei Filme zu diesem Thema.
Dieser Link bringt Sie zu einem Film über Saint-Gaudens und seinen Entwurf zu einer neuen Umlaufmünze für die USA.

Und dieser Film erzählt Ihnen etwas über die geheime Botschaft, die in jedem Dollar verborgen ist.

Alle Folgen der Serie „Anlagemünzen“ finden Sie hier.