Bürgermeister von Paphos beschuldigt Museumsangestellte des Diebstahls von Altertümern

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von Kate Fitz Gibbon
übersetzt von Björn Schöpe

15. September 2016 – Eine öffentliche Diskussion ist entfacht zwischen dem Bürgermeister von Paphos (Zypern), und der zyprischen Altertumsbehörde. Grund dafür ist die Behauptung des Bürgermeisters, Museumsangestellte würden antike Objekte stehlen und verkaufen, und dies sei ein Grund, warum Tausende von Objekten in den Lagerräumen des Archäologischen Museums von Paphos noch immer nicht digital katalogisiert seien. Der Streit geht zurück auf eine Beschwerde über den Zustand des Museums, die Bürgermeister Phedonas Phedonos 45 Tage zuvor der Leiterin der Altertumsbehörde, Marina Solomidou-Ieronymidou, übermittelt hatte. Bislang habe er noch keine Antwort darauf erhalten.

Bürgermeister Phedonos beklagte, dass nur 5000 der ca. 20.000 Objekte des Museums in den vergangenen sieben Jahren digital erfasst wurden. Die Sammlung wurde in den 1930er Jahren begründet, in den 1960ern kamen noch viele Stücke hinzu. Der große Teil davon ist nie zuvor katalogisiert worden. Nach Äußerungen des Bürgermeisters weiß niemand, welche und wie viele antike Objekte eingelagert sind. Phedonos sagte, dass zwar der Großteil der Angestellten in der Altertumsbehörde nicht stehle. Das Ausplündern erlebe in Zypern aber einen Boom und „Plünderer und das organisierte Verbrechen haben in der Altertumsbehörde Eingang gefunden“.

Der Bürgermeister war anwesend bei einer Pressekonferenz in den Lagerräumen des Museums von Paphos, wo Frau Ieronymidou ihre Angestellten verteidigte und betonte, dass Tausende von Objekten nur undokumentiert seien, nicht aber gestohlen. Der Kurator Despo Pilidou, der Frau Ieronymidou unterstützte, äußerte, dass die Depots von Museen keine Orte seien, „wo wir einfach Dinge reinwerfen oder so hinstellen, dass sie dann dort Schaden nehmen“. Pilidou sagte, die Museen auf Zyprus könnten nur 10 Prozent ihrer Bestände ausstellen wegen unzureichender finanzieller Mittel, weil Nachrüstungsbedarf bestehe und aufgrund der großen Menge von Altertümern auf Zypern. Zyperns Verkehrsminister, dessen Ministerium die Altertumsbehörde untersteht, verteidigte Frau Ieronymidou, forderte die örtliche Polizei aber auch auf, der Beschwerde des Bürgermeisters nachzugehen.

Bürgermeister Phedonos hat außerdem Anzeige gemacht wegen des Diebstahls von Altertümern aus dem Museum von Polis Chrysochous. In diesem Fall fand man die gestohlenen Objekte in 50 Kilometer Entfernung am Strand von Timi.
Im Vergleich mit den gut organisierten Kunstgalerien zeigt ein Foto der Pressekonferenz hüft- und schulterhohe Stapel von unterschiedlichen Kartons im Depot des Museums.

Der Artikel ist zuerst erschienen am 10. August 2016 auf der Webseite des Committee for Cultural Policy.

2012 kam es in Griechenland zu einer Reihe von spektakulären Raubüberfällen auf Museen, über die wir berichteten.

Im Jahr zuvor hatte ein Bericht der UNESCO haltlose Zustände in Museen auf der ganzen Welt offenbart. Hauptkritikpunkt waren die Lagerbedingungen und die fehlende Katalogisierung.

Wir berichteten auch von dem türkischen Museumsdirektor, der seine Spielschulden durch den Verkauf der ihm anvertrauten Altertümer beglich.