Die Medici – Menschen, Macht und Leidenschaft

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von Ursula Kampmann

20. Juni 2013 – Noch bis zum 28. Juli 2013 findet in Mannheim eine gewaltige Ausstellung über die Medici statt. Sie wird begleitet von einem opulenten Buch, das verschiedene Artikel beinhaltet und sich an den Schwerpunkten der Ausstellung orientiert. Einige der Artikel sind auch für Freunde der Numismatik und Wirtschaftsgeschichte interessant.

Die Medici – Menschen, Macht und Leidenschaft, Hg. Alfried Wieczorek, Gaelle Rosendahl, Donatella Lippi. Schnell + Steiner Verlag, Regensburg 2013. 416 S mit ca. 300 Abb. 24 x 28 cm. Fadenheftung, Kartoniert. ISBN 978-3-7954-2634-7. 34,95 Euro.

Das inhaltsschwere und reich bebilderte Werk rund um die Medici beginnt mit dem Ende der Dynastie, bei der Grablege in San Lorenzo, deren Ruhestätten in den letzten Jahren aufwändig untersucht wurde. Vor dem Hintergrund der neu gewonnenen Erkenntnisse aus der Untersuchung der menschlichen Überreste der Großen des Geschlechts wird noch einmal die Geschichte der Medici erzählt – historisch chronologisch, aber mit vielen Seitenblicken auf eigentlich abgelegene Themen.

Gerüst des Katalogs sind die chronologisch geordneten Porträts – im Sinne von Bild und Text – der bedeutenden Vertreter der Medici. Von Giovanni di Bicci (1360-1429) bis Gian Gastone (1671-1737) reicht das Spektrum. Dazwischen eingestreut sind Artikel über die Hintergründe der Geschichte, die alles erst verständlich machen. Für die erste Phase zum Beispiel, den Aufstieg des Geschlechts der Medici, wird berichtet, was es eigentlich bedeutete, eine weltweit funktionierende Bank zu betreiben. Die Geschichte dieser Bank erzählt Giampiero Nigro und liefert dazu spannende Bilder über den praktischen Betrieb eines Geldinstituts des 14. Jahrhunderts. Seine Ausführungen werden ergänzt durch einen Beitrag zum Wirtschaftsdenken im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Richtig abgerundet wird diese Epoche nicht nur durch eine Zusammenfassung, wie die Medici die Republik von Florenz unter ihre Kontrolle brachten, sondern auch durch einen Artikel von Martin Hirsch, der den in der Staatlichen Münzsammlung liegenden Schatzfund von Willanzheim vorstellt, einen Fund von florentinischen Goldflorenen, vergraben in der Zeit der Pest in Franken.
Die weiteren Seiten dominiert die Kunst und das Mäzenatentum, denn nicht umsonst trug Lorenzo den Beinamen „Il Magnifico“. Neue Sehweisen kommen in dem Beitrag eines Forensikers über den Hergang des Attentats auf Giuliano de’ Medici zum Tragen. Matteo Borrini rekonstruiert als Gerichtsmediziner der Vergangenheit den Ablauf mit Hilfe des Original-Schädels von Giuliano. Illustriert wird übrigens im ganzen Buch gelegentlich auch mit Renaissance-Medaillen (wobei völlig unerfindlich bleibt, warum deren Rückseite systematisch links abgebildet wird und so der numismatischen Sehgewohnheiten konträr läuft). Medizin und Gesundheit ist ein weiterer Themenkomplex, dazu Militär und Rechtswesen.
Ab Cosimo I. steht das höfische Leben, Glück und Unglück der Agierenden im Mittelpunkt. Dass dafür auch Geld eine entscheidende Rolle spielte, kann man gerade noch erahnen, wenn ein Kapitel die Alchimie behandelt und die Hoffnung des Jahrhunderts, damit Gold zu erzeugen, um so allen finanziellen Problemen zu entkommen. Hier wird nun auch die Sammelleidenschaft der Medici thematisiert, wobei einzelne Objekte – oder gar eine Münzsammlung – nicht gesondert behandelt werden. Nichtsdestotrotz überzeugt das Konzept, die Geschichte der Medici nicht historisch-geradlinig zu erzählen, sondern die Nebenthemen in den Mittelpunkt zu stellen. Sie machen diese Geschichte verständlich und nachvollziehbar.

Kurz, selbst wenn Sie schon ein Buch über die Geschichte der Medici im Schrank haben, ja sogar Tim Parks geniale Abhandlung besitzen, wie die Medici ihr Geld einsetzten, um an die Macht zu kommen, selbst dann werden Sie aus diesem überlegt konzipierten Prachtband jede Menge neues Wissen über die Medici und vor allem deren Zeit gewinnen.

Hier kommen Sie zur Website des Verlags Schnell + Steiner, wo Sie für erschwingliche 34,95 Euro das prachtvolle Buch bestellen können.

Und hier geht es zur Website der Ausstellung.