Die Münzen Maria Theresias

Am 13. Mai 1717 kam Maria Theresia als zweites Kind Kaiser Karls VI. zur Welt. Ihr älterer Bruder war kurz nach der Geburt verstorben, andere Söhne sollte es nicht geben, so stand bald fest, dass sie die nächste Herrscherin über die Habsburger Erblande sein würde. 

Maria Theresia im Alter von 11 Jahren, Gemälde von Andreas Möller. KHM, Wien.

Die Pragmatische Sanktion und die Thronfolge Maria Theresias

Dies war erst seit wenigen Jahren überhaupt möglich. Ihr Vater Karl, der im spanischen Erbfolgekrieg selbst eine Zeit lang als Prätendent auf das Amt des spanischen Königs gehandelt worden war, hatte erlebt, was es für ein Land bedeutete, wenn das Herrschergeschlecht ausstarb. Deshalb erließ der damals gerade 28-Jährige 1713 die Pragmatische Sanktion, die zwei wesentliche Änderungen brachten:
1.) Durften die Habsburger Erblande nicht mehr unter den verschiedenen Zweigen der Familie geteilt werden.
2.) Sollte es keinen direkten männlichen Erben geben, würde die weibliche Erbfolge in Kraft treten.

Maria Theresia. Goldmedaille zu 10 Dukaten 1741 von A. Widemann auf ihre Krönung zur Königin von Ungarn in Preßburg. Gutes sehr schön. Taxe: 4.000 Euro. Aus Auktion Künker 294 (28./29. Juni 2017), Nr. 3421.

Dies war bereits nach Karls Tod im Jahr 1740 der Fall. Natürlich hofften fast alle Staaten Europas, daraus ihren Vorteil zu ziehen und mit windigen Vorwänden Teile des Habsburger Reichs zu annektieren – genau wie man es mit Spanien gemacht hatte. Deshalb sah sich Maria Theresia, die 23jährige Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen, gezwungen, gegen Preußen und Bayern, Spanien, Sachsen, Frankreich, Schweden, Neapel, die Kurpfalz und Kurköln gleichzeitig zu kämpfen, um die Integrität ihres Landes zu erhalten. 

Nach dem Ende des spanischen Erbfolgekriegs waren die Spanischen Niederlande an Österreich gefallen. Deshalb existieren Prägungen Maria Theresias aus Antwerpen (Münzzeichen Hand) und Brüssel (Münzzeichen Engelsköpfchen): Maria Theresia. 2 Souverain d’or 1762, Brüssel. Sehr schön / Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 600 Euro. Aus Auktion Künker 294 (28./29. Juni 2017), Nr. 3426.

Ganz gelang ihr das nicht. Sie büßte Schlesien und Glatz, Parma und Piacenza ein. Das war schlimm, aber nicht existenzbedrohend. Karl VI. hatte durch seine frühzeitige Regelung der Thronfolge dem Habsburger Reich das Schicksal Spaniens erspart.

Maria Theresia. Reichstaler 1741, Wien. Vorzüglich. Taxe: 500 Euro. Aus Auktion Künker 293 (27./28. Juni 2017), Nr. 1620.

Die Münzprägung Maria Theresias

Als Maria Theresia die Herrschaft antrat, übernahm sie Nominale sowie Schrot und Korn ihres Vaters. Damit war die wichtigste Münze der Taler, der – wie sie in ihrer Münzinstruktion vom 17. Juli 1742 bestätigte – aus 875er Silber mit 28,82 g ausgegeben werden sollte.

Tabelle der wichtigsten Nominale:

  Taler Gulden Vierteltaler 15 Kreuzer 6 Kreuzer Groschen Kreuzer Pfennig
Taler 1              
Gulden 2 1            
Vierteltaler 4 2 1          
15 Kreuzer 8 4 2 1        
6 Kreuzer 20 10 2 2,5 1      
Groschen 40 20 10 5 2 1    
Kreuzer 120 60 30 15 6 3 1  
Pfennig 480 240 120 60 24 12 4 1

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Das Vorbild für die erste Prägung Maria Theresias waren die Münzen ihres Vaters:
Karl VI. Dukat 1738, Kremnitz. Aus Auktion Künker 294 (28./29. Juni 2017), Nr. 3420.

Der Dukat wurde natürlich auch weiter geprägt, aber er stand außerhalb des Systems und wurde mit vier Gulden neun Kreuzern bewertet.

Karl VI. Reichstaler 1739, Kremnitz. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 200 Euro. Aus Auktion Künker 293 (27./28. Juni 2017), Nr. 1619.

Nach dem österreichischen Erbfolgekrieg und den beiden ersten schlesischen Kriegen waren die Finanzen Österreichs erst einmal ruiniert. Maria Theresia griff deshalb zu einem probaten Mittel, sich zu sanieren. Und das bestand im 18. Jahrhundert darin, den Silbergehalt der Nominale herabzusetzen und verstärkt Kleinmünzen, bei denen der intrinsische Wert sowieso weit unter dem Nominalwert lag, ausprägen zu lassen.

Maria Theresia. Reichstaler 1751, Hall. Fast vorzüglich. Taxe: 150 Euro. Aus Auktion Künker 293 (27./28. Juni 2017), Nr. 1628.

Tatsächlich erließ Maria Theresia im kurzen Abstand von vier Jahren drei Edikte: 1747 befahl sie, die Ausprägung von Talern, Halbtalern und Vierteltalern zugunsten der Kleinmünzen einzuschränken, 1748 und 1750 setzte sie den Metallgehalt aller Gepräge stark herab. Damit zumindest die Staatskassen auf einen Blick die „schlechten“ Münzen erkennen konnten, versah man sie mit einem Andreaskreuz hinter der Jahreszahl. Natürlich blieb dieses „Geheimzeichen“ nicht lange geheim…

Maria Theresia. Dukat 1765, Kremnitz. Fast vorzüglich. Taxe: 400 Euro. Aus Auktion Künker 294 (28./29. Juni 2017), Nr. 3428.

Der Wechselkurs zum goldenen Dukaten wurde allerdings nicht an die neuen Wertverhältnisse angepasst, was dazu führte, dass die Goldmünze innerhalb Österreichs unterbewertet war. Natürlich verließ sie deshalb das Land in größerer Zahl, als der Kaiserin lieb sein konnte.

Maria Theresia. Halber Konventionstaler 1765, Günzburg. Fast vorzüglich. Taxe: 300 Euro. Aus Auktion Künker 293 (27./28. Juni 2017), Nr. 1631.

Um das zu vermeiden, schloss die Herrscherin mit dem Nachbarn, Maximilian III. Joseph von Bayern, am 21. September 1753 einen Münzvertrag. Damit legten die beiden Nachbarstaaten fest, dass sie hinsichtlich Schrot und Korn übereinstimmende Münzen prägen würden, die gleichzeitig in beiden Ländern kursieren sollten. Gewicht und Feingehalt des Talers wurde noch einmal gesenkt. Statt der 28,82 g vom Anfang der Herrschaft Maria Theresias wurden nun 28,06 g festgelegt. Der Feingehalt wurde von 875 auf 833 heruntergesetzt. Der Wert eines Dukaten wurde neu auf 4 Gulden (= 2 Taler) 10 Kreuzer fixiert.
Die neuen Nominale waren so durchdacht, dass Österreich seine Münzen mehr als 100 Jahre lang nach den Anordnungen der Münzkonvention von 1753 gestaltete.

Bancozettel im Wert von 25 Gulden des Wiener Stadt-Banco.

Die Bancozettel

1763 endete der Siebenjährige Krieg. Österreich hatte er Kosten in Höhe von rund 260 Millionen Gulden (= 130 Millionen Taler) beschert. Während Friedrich II. seine Kosten vorwiegend mit Münzverfälschungen aufbrachte, erhob Maria Theresia zunächst eine Kriegssteuer. Als das nicht reichte, griff sie zu Anleihen. Doch die Zinsen, die auf diese sich ständig vermehrenden Staatspapiere zu zahlen waren, fraßen bald mehr als die Hälfte des Staatshaushalts auf. Allein 1761 betrug die Neuverschuldung 13 Millionen Gulden!
Maria Theresia musste also neue Wege gehen. So entschied sie sich für Papiergeld. Seit 1762 gab das Wiener Stadt-Banco die so genannten Bancozettel aus. Das funktionierte, denn der Staat sorgte dafür, dass eine große Nachfrage bestand. Man konnte damit nämlich die Steuern zahlen, ja manche Abgaben mussten(!) mindestens zur Hälfte in Bancozetteln abgeliefert werden, was die Nachfrage natürlich noch erhöhte. Wer 200 Gulden in Bancozetteln besaß, konnte diese sogar in Obligationen umtauschen, die zu 5 % verzinst wurden. Das war derart beliebt, dass bereits 1763 die Zinsen auf 4 % gesenkt werden konnten. Bancozettel wurden mit bis zu 2,5 % Agio gehandelt! Und was an Bancozetteln zurück an den Stadt-Banco floss, ließ man öffentlich verbrennen.
Bis 1811 – fast ein halbes Jahrhundert – liefen die Bancozettel um, ehe im Krieg gegen Napoleon derart viele Scheine ausgegeben wurden, dass Österreich 1811 den Staatsbankrott anmelden musste.

Die 1877 erbaute Wiener Börse. Glasnegativ, 1910-1915. Library of Congress, Prints and Photographs Division, Washington, D.C. 20540 USA, hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print.

Um den Handel mit diesen Papieren zu erleichtern und heimliche Spekulationen zu verhindern, gründete Maria Theresia 1771 eine Börse. Damit gehört die Wiener Börse zu den ältesten der Welt. Ge- und verkauft werden durften ausschließlich Staatsanleihen, Papiergeld und Fremdwährungen. Ein Börsenkommissar leitete das Geschehen. Vier Börsenmakler wickelten die Geschäfte ab.
Aktien allerdings wurden hier erst seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts gehandelt.

Maria Theresia. Konventionstaler 1767, Wien. Justierspuren. Vorzüglich. Taxe: 300 Euro. Aus Auktion Künker 293 (27./28. Juni 2017), Nr. 1633.

Was verdient eigentlich eine Kaiserin?

150.000 Gulden (= 75.000 Taler) erhielt Maria Theresia jedes Jahr vom Geheimen Kammerzahlamt. Dazu kamen jeden Monatsersten 8.000 und am 15. weitere 4.000 Gulden. Insgesamt zahlte ihr also das Kammerzahlamt 324.000 Gulden pro Jahr aus. Zum Vergleich, ein Tagelöhner verdiente im Todesjahr Maria Theresias in etwas 15 Kreuzer, also einen Viertelgulden. Ein Kilogramm Brot kostete rund vier Kreuzer.

Franz I. 1/2 Reichstaler 1750, Graz. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 150 Euro. Aus Auktion Künker 293 (27./28. Juni 2017), Nr. 1634.

Nichtsdestotrotz war nicht Maria Theresia die Wohlhabende in der Familie, sondern ihr Mann Franz Stephan. Der betätigte sich vorbildlich als Unternehmer, um den Adel und das reiche Bürgertum dazu zu bewegen, es ihm gleichzutun.
Er betrieb große Mustergüter in der heutigen Slowakei, auf denen Obst und Wein angebaut, Viehzucht betrieben und Bier gebraut wurde. Er gründete Manufakturen, in den Majolika hergestellt bzw. Baumwolle verarbeitet wurde. Bei seinem Tod im Jahre 1765 hinterließ er das für damalige Verhältnisse unglaubliche Privatvermögen von rund 18 Millionen Gulden, mit denen Maria Theresia die Staatskasse sanierte.

Maria Theresia im Alter von ca. 60 Jahren. Gemälde von Joseph Rösch.

Nach ihrem Tod lagen im Zimmer Maria Theresias 3.943 Gulden und 44 Kreuzer herum. Ein Zeichen dafür, dass die Geldprobleme im Jahr 1780, als die Herrscherin starb, der Vergangenheit angehörten. Sie hinterließ ihrem Sohn Joseph II. ein wohl geordnetes Reich, das dieser durch seine Reformen zu einem modernen Staat umgestaltete, der trotz Napoleon zu dem mächtigen Vielvölkerstaat des 19. Jahrhunderts wachsen konnte.

Zur Künker Auktion, in der diese Münzen angeboten werden, kommen Sie hier. 

Und den MünzenWoche-Vorbericht zu dieser Auktion lesen Sie hier.