Einprägsam – Das Münzkabinett Schloss Eggenberg

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24. Juni 2010 – Vom Panthertaler der Münzstätte Graz bis zum Schinderling, vom Münzmedaillon aus Flavia Solva bis zum Renaissance-Kleinod Erzherzog Karls II. von Innerösterreich: Das Münzkabinett am Universalmuseum Joanneum hat einprägsame Geschichten über die Macht und Ohnmacht des Geldes zu erzählen und lässt sich dabei von seinem Standort Schloss Eggenberg inspirieren.

Schloss Eggenberg. © UMC.

Die Anfänge der Münzensammlung des Universalmuseums Joanneum gehen auf Erzherzog Johann zurück, der in den Gründungsstatuten des Joanneum im Jahr 1811 festhielt, dass „inländische Münzen von allen Metallgattungen zusammengereihet“ werden sollen. Heute auf rund 70.000 Objekte angewachsen, zählt das joanneische Münzkabinett zu den größten öffentlichen Münzensammlungen Österreichs und beherbergt als Besonderheiten Prunkstücke der Prägestätte Graz und Schatzfunde sowie Einzelfunde aus der ganzen Steiermark. Das seit 1982 im Erdgeschoß von Schloss Eggenberg untergebrachte Münzkabinett wurde im März 2006 geschlossen, weil es nicht mehr den modernen museologischen Anforderungen entsprochen hat.

Neuaufstellung im ältesten Teil des Schlosses: im „Castrum Eckenperg“
Das 2007 wiedereröffnete Münzkabinett spiegelt die Stärken der joanneischen Münzensammlung wider und lässt sich vom Präsentationsort inspirieren, der im Kernbereich von Schloss Eggenberg liegt. Die Bühne bilden zwei Räume, die sich im ältesten Teil der Schlossanlage befinden, dem in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichteten und in einer lateinischen Quelle als Castrum Eckenperg bezeichneten Vorgängerbau der fürstlichen Residenz.

Ausstellungsraum „Balthasar Eggenberger“
Der Ausstellungsraum „Balthasar Eggenberger“ – benannt nach seinem Erbauer, dem reichsten Grazer Bürger des ausgehenden Mittelalters – gibt Einblick in das Leben dieses Finanztycoons, der den Grundstein zum steilen Aufstieg des Hauses Eggenberg legte. In den 1450er Jahren war Balthasar zum Geldgeber Kaiser Friedrichs III. und zum Münzmeister der Prägestätte Graz geworden. Sein Zeitgenosse Jakob von Unrest berichtet über diese Jahre in seiner Österreichischen Chronik: „Der Kaiser erlaubte, dass schlechte Münzen gemacht werden, diese Münzen wurden Schinderlinge genannt. Wer viele alte Kupferkessel hatte, der prägte umso besser. Er erlaubte solche Münzen zu prägen … einem Bürger von Graz namens Eggenberg. Dieser hatte die Münze des Kaisers in Pacht. Da wurden die Münzherren, Münzmeister und Münzer zu großen Herren.“

Mag. Karl Peitler, Leiter des Münzkabinetts im Joanneum, präsentiert die Ausstellung. © UMC.

Der Autor beschreibt damit die so genannte Schinderlingsperiode, als minderwertige Pfennigmünzen aus Kupfer im Umlauf waren und eine spektakuläre Geldkrise auslösten, die die Menschen und Wirtschaft in den österreichischen Ländern maßgeblich schädigte.

Ausstellungsraum „Hans Ulrich von Eggenberg“
Hans Ulrich von Eggenberg, der Urenkel Balthasars und erster Minister Kaiser Ferdinands II., war derjenige Eggenberger, unter dem ab 1625 mit dem Bau der fürstlichen Residenz begonnen wurde. Dieser außergewöhnliche und hochgebildete Mann, dem in wenigen Jahrzehnten der Aufstieg zu einem der einflussreichsten Fürsten des Heiligen Römischen Reiches gelang, bestimmt die Atmosphäre des zweiten Raums. Die Münzen dieses Ausstellungsraumes geben einen Überblick über das steirische Münzwesen und den Münzumlauf der Steiermark von der Antike bis in das ausgehende 18. Jahrhundert. Eindrucksvolle Schatzfunde und ausgewählte Einzelstücke illustrieren die Zugehörigkeit der Steiermark zu überregionalen Geldsystemen seit der Zeit der Kelten.
Ausgesuchte Stücke der Münzstätte Graz zeigen außerdem die Leistungen dieser Prägestätte, in der von etwa 1215 bis zu ihrer Schließung unter Maria Theresia im Jahr 1772 Münzen geprägt wurden.

Ein Blick in den Ausstellungsraum. © UMC.

Bis in das 19. Jahrhundert beherrschte der Taler die Entwicklung des Geldes und stellt den Höhepunkt der Bedeutung von Münzen dar. In Graz wurden Taler von 1574 bis 1765 geprägt. Vor allem ihre großflächigen Vielfache sind prächtige Zeugnisse hoher Stempelschneidekunst. Das Münzkabinett am Landesmuseum Joanneum verfügt über nahezu 80% aller in Graz geprägten Varianten und Jahrgänge. Absolute Höhepunkte dieser einzigartigen Serien sind die Panthertaler Erzherzog Karls II., Dreifachtaler Kaiser Ferdinands II. und seines Sohnes Ferdinand III., selten vorkommende Klippenstücke sowie die letzten steirischen Taler, die unter Maria Theresia geprägt wurden.
Im Heiligen Römischen Reich pflegte der Landesfürst ab den 1560er Jahren verdienstvollen Untertanen als besonderes Zeichen seiner Gnade Medaillen zu überreichen, die sein Bildnis und seine Devise trugen. Die Medaillen waren mit kostbaren Zierfassungen versehen und hingen an goldenen Ketten. Ein im Jahr 1567 vom italienischen Medailleur Antonio Abondio für Erzherzog Karl II. von Innerösterreich geschaffenes Medaillenkleinod gehört zu den Höhepunkten des Münzkabinetts am Universalmuseum Joanneum. Das Porträt auf der Vorderseite zeigt den nach rechts blickenden und bärtigen Landesfürsten mit kurz gelocktem Haar und schmaler Halskrause, den Oberkörper im Prunkharnisch, mit einer Feldbinde umgürtet.
Den Abschluss des Münzkabinetts bilden die Münzen und Medaillen der Familie Eggenberg. Hans Ulrich von Eggenberg hatte ja im Jahr 1625 vom Kaiser als Zeichen besonderer Bevorzugung die Gnade und Freiheit erhalten, „dass er und seine Nachkommen des Namens und Hauses der Fürsten zu Eggenberg allerlei goldene und silberne Münzsorten, gross und klein nach Zulass der kaiserlichen Münzordnung mit Umschriften, Bildnissen, Wappen und Gepräge auf beiden Seiten münzen und schlagen lassen sollen und mögen.“ Anders als seinem Urgroßvater Balthasar war es Hans Ulrich und seinen Nachkommen erlaubt, auf seinen Münzen das eigene Bildnis und den eigenen Namen zu setzen. Heute gelten die Münzen der Eggenberger unter Sammlern als besonders begehrenswerte Raritäten.

Schloss Eggenberg ist mit seinem fürstlichen Palast, seinen barocken Schauräumen, seiner mittelalterlichen Kapelle und seinem romantischen Landschaftspark mit Planetengarten die bedeutendste Schlossanlage der Steiermark. Es beherbergt als Universum der Kunst neben dem Münzkabinett noch weitere Sammlungen des Joanneums: die Alte Galerie und das 2009 eröffnete Archäologiemuseum mit dem Lapidarium.

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Münzkabinett Schloss Eggenberg
Eggenberger Allee 90
A-8020 Graz
Öffnungszeiten: Apr-Okt, Di-So 10-18 Uhr, Nov-März, Di-So 10-17 Uhr
Information: +43-316/58 32 64-9513