Innsbrucker Ausstellung präsentiert drei Habsburger Frauen (und Sammlerinnen)

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16. August 2018 – Frauen. Kunst und Macht erzählt von drei bemerkenswerten Persönlichkeiten, die Maßstäbe für die fürstliche Kultur innerhalb der Dynastie der Habsburger setzen: Erzherzogin Margarete, Statthalterin der burgundischen Niederlande (1480–1530), Erzherzogin Maria, Königin von Ungarn (1505–1558) und Erzherzogin Katharina, Königin von Portugal (1507– 1578). Zum ersten Mal präsentiert eine Ausstellung das Mäzenatentum in der Renaissance mit Blick auf mächtige Frauen und beleuchtet anhand einer Tochter und zwei Enkelinnen von Kaiser Maximilian I. eine bislang weitgehend verborgene weibliche Seite der Kunstgeschichte.

Porträtmedaillon der Erzherzogin Margarete von Österreich, Conrat Meit, datiert: 1528. Foto: KHM-Museumsverband

Die Ausstellung präsentiert rund 100 Werke aus bedeutenden europäischen Sammlungen aus Ungarn, Portugal, Deutschland, Schweiz und Österreich, darunter auch herausragende Objekte aus Schloss Ambras in Innsbruck und dem Kunsthistorischen Museum in Wien: Kunstkammerstücke, Gemälde, Skulpturen, farbig leuchtende Manuskripte, wertvollen Edelsteinschmuck und einst in Europa noch nie gesehene Gegenstände aus den damals gerade neu entdeckten fremden Ländern.

Zur Ausstellung, kuratiert von Dagmar Eichberger und Annemarie Jordan Gschwend, erscheint ein reich bebilderter Katalog in den Sprachen Deutsch und Englisch.

Trinkhorn, sog. Greifenklaue aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Foto: KHM-Museumsverband

Die Kunst schafft es, Ideen ohne Worte zu vermitteln und bei den Betrachtern unvergessliche Eindrücke zu hinterlassen. Hochwertige Kunstobjekte und prächtige Luxusgegenstände waren in der Renaissance für die höfische Repräsentation wichtig. Ihr Besitz sollte den sozialen Status, den Rang und den Reichtum ihrer Sammler widerspiegeln. Unter den Männern des Hauses Habsburg befanden sich im 16. Jahrhundert eine ganze Reihe erstrangiger Sammler: Maximilian I., Erzherzog Ferdinand II., Maximilian II., Philipp II. und Rudolf II.

Porträtmedaille von Philibert von Savoyen und Margarete von Österreich nach Jean Marende, 1502. Foto: KHM-Museumsverband

Erst seit jüngerer Zeit wendet man sich auch den Frauen der Habsburgerdynastie zu und würdigt deren herausragende kulturelle Rolle. Als kaiserliche Statthalterinnen und fürstliche Gemahlinnen fanden sie in ganz Europa offene Türen zu den führenden Künstlern ihrer Zeit vor. Ihre gesellschaftliche Stellung und die engen Kontakte zu den mächtigen Kaufmannsfamilien und einflussreichen Diplomaten ermöglichte es ihnen, bedeutende Sammlerinnen zu werden.

Erzherzogin Margarete, Niederländisch, nach 1506. Foto: KHM-Museumsverband

Die exquisite Kunstsammlung der Erzherzogin Margarete von Österreich (1480– 1530), Tochter Kaiser Maximilians I. und Statthalterin der habsburgischen Niederlande gilt heute als das Vorbild schlechthin, an der sich alle nachfolgenden Generationen von Frauen ihrer Familie messen lassen müssen.

Maria von Ungarn, Hans Maler, Innsbruck, 1519/20. Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg, Stadt Coburg und Bundesrepublik Deutschland

Maria von Ungarn (1505– 1558), die jüngere Schwester Kaiser Karls V., wurde am Hof ihrer Tante Margarete in Mechelen erzogen. Dort bekam sie aus erster Hand deren Sammelleidenschaft mit. Später, als Witwe und selbst Statthalterin der Niederlande, erbte sie Margaretes reiche Bibliothek und begründete in ihrer Residenz Brüssel eine ausgedehnte Porträtgalerie. Sie wurde schnell zu einer führenden Förderin der Künste, ließ Paläste errichten und arbeitete eng mit berühmten Malern und Bildhauern wie Anthonis Mor, Leone Leoni und Jacques du Broeucq zusammen.

Katharina von Österreich, Königin von Portugal, Cristovao Lopes (Kopie nach Anthonis Mor). Foto: Museu de Sao Roque/ Santa Casa da Misericórdia de Lisboa

Katharina von Österreich (1507– 1578), Königin von Portugal, die jüngste Schwester Kaiser Karls V., ließ sich in Spanien und Portugal von anderen Sammelströmungen leiten. Durch den blühenden Handel auf der Iberischen Halbinsel saß sie direkt an der Quelle, um die europäischen Höfe mit neuartigen, wertvollen und exotischen Luxusgütern zu versorgen. Sie importierte für das Habsburger Familiennetz Luxusgüter aus Elfenbein, Rhinozeroshorn, Perlmutt oder Seychellennuss aber auch lebende wilde Tieren als Exotica aus Afrika, Asien und der Neuen Welt.

Medaille auf Margarete von Österreich, Niederländisch (?), nach 1508. Foto: KHM-Museumsverband

Die Ausstellung in Innsbruck auf Schloss Ambras steht in einer Reihe bedeutender internationaler Ausstellungen: Mit groß angelegten Ausstellungen in den letzten Jahrzehnten zu Kaiser Karl V., Kaiser Ferdinand I. und Kaiser Rudolf II. sowie zuletzt zu Erzherzog Ferdinand II. in Innsbruck 2017 und Prag 2017/2018 kam es zu sehr erfolgreichen Präsentationen, die das politische und historische sowie kulturelle Bild der Dynastie der Habsburger nachhaltig geprägt haben. Die aktuelle Ausstellung „Frauen. Kunst und Macht“ reiht sich hier ein: Sie macht drei der wichtigsten Habsburger Erzherzoginnen des 16. Jahrhunderts einem breiten Publikum zugänglich.

Die Ausstellung in Innsbruck wirft ihr Licht voraus auf das Gedenkjahr 2019 für Kaiser Maximilian I. (1459– 1519). 2019 wird mit vielen Ausstellungen und Aktionen zum 500. Todestag Kaiser Maximilians I. gedacht. Die Ambraser Sonderausstellung thematisiert bereits im Jahr zuvor das Erbe dieses großen Machthabers und hebt dabei bislang noch wenig bekannte Aspekte hervor. Statt die übliche historische männliche Kaiserreihe zu akzentuieren, bietet das Kunsthistorische Museum erstmals die Sicht auf eine Tochter und zwei Enkelinnen Maximilians, drei ihm nachfolgende mächtige und besonders kunstsinnige Frauen des Hauses Österreich.

Die Webseite von Schloss Ambras finden Sie hier.

Wer sich für die Geschichte der Habsburger interessiert, dem sei diese Dokumentation empfohlen. 

Im vergangenen Jahr widmete das Schloss Ambras eine Ausstellung dem Erzherzog Ferdinand II. Unseren Bericht finden Sie hier.