Numismatik: Die Disziplin der Könige

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von Ursula Kampmann

1. März 2018 – Es ist ein Gemeinplatz, dass das Münzsammeln eine königliche Freizeitbeschäftigung ist. Eine Unzahl von Fürsten der Vergangenheit hat sich dieser Leidenschaft hingegeben. Zu ihnen gehörte auch der unglückselige Vittorio Emanuele III., der wegen seiner Unterstützung der Faschisten den Thron verlor. Schon als Kronprinz hatte er begonnen, Münzen zu sammeln. Er ist nicht nur der Initiator des heute noch viel benutzten Corpus Nummorum Italicorum, sondern hat daran selbst auch als Autor mitgewirkt. Seine Münzsammlung ging nach seiner Abdankung in den Besitz des Staates über. Sie wird heute im Gabinetto Numismatico del Museo Nazionale Romano aufbewahrt. Nun erscheint unter den Auspizien der Soprintendenza Speciale per il Colosseo eine Neupublikation der Sammlung. Und Arianna D’Ottone hat sich der islamischen Münzen des Königs angenommen.

Arianna D’Ottone Rambach, La collezione di Vittorio Emanuele III. Monete arabe. Bollettino di numismatica on-line, Materiali 35, November 2015. 21,1 x 29,5 cm. 149 S., durchgängig farbige Abbildungen. Paperback. ISSN: 0392-971X.

Um es klarzustellen: Dieses Buch ist weit mehr als ein einfacher Katalog im Stil der Sylloge Nummorum. Es beginnt mit einer Einführung ins Thema – und Arianna D’Ottone Rambach fasst den Einleitungsgedanken weit. Ihr geht es auch darum, zu zeigen, welche Rolle das Studium der islamischen Münzen in Italien gespielt hat.
So hat sie zunächst die Quellen gesammelt, wann und wo der König die Münzen kaufte. Sie hat die italienische Forschungsgeschichte zum Thema rekapituliert und legt dabei einen besonderen Schwerpunkt auf alle islamischen Münzen in Sizilien. Natürlich rekapituliert sie auch den aktuellen Forschungsstand zu den Münzen der Aghlabiten, der Fatimiden und der Khazruniden, die auf Sizilien entstanden und/oder umliefen.

Der Katalog der 80 islamischen Münzen ist dem Schema angepasst, das alle Bände der Serie aufweisen. Jede Münze hat eine eigene Seite, auf der sie stark vergrößert dargestellt ist. Es folgt eine numismatische Beschreibung, in der auch der Durchmesser angegeben ist. Dieser Bestandteil der Katalogisierung, der uns so selbstverständlich (und vielleicht auch überflüssig) erscheint, entwickelt sich zu einem immer wichtiger werdenden Desiderat der Forschung! Die hat sich nämlich in den letzten Jahren ins Internet verlagert. Portale wie Coinarchives oder Sixbid gehören zu den wichtigsten Quellen für Forscher, die an der Erfassung des gesamten Materials interessiert sind. Und auf diesen digitalen Portalen sind Bilder eben so groß wie die Auflösung es erlaubt und stehen in keinem nachvollziehbaren Verhältnis zur eigentlichen Münze mehr. Deshalb wäre es für die Forschung so wichtig, dass Auktionshäuser dazu übergehen, auch den Durchmesser von Münzen anzugeben.
Aber zurück zum Buch von Arianna D’Ottone Rambach: Eine ausführliche Bibliographie zu jedem Stück sowie eine Anmerkung, die eine Übersetzung der Inschrift enthält, ist jeder Münze beigegeben.

Arianna D’Ottone Rambachs Opus ist Teil eines Werkes, das sich weitgehend unbemerkt von der numismatischen Öffentlichkeit außerhalb Italiens in mittelweile 42 Bänden der königlichen Sammlung widmet. Zugänglich sind all diese Bände im Internet. Sie fassen – natürlich in italienischer Sprache – die neuesten Erkenntnisse zu einem klar umgrenzten Gebiet zusammen und stellen die Stücke dieses Gebiets vor, die sich in der königlichen Sammlung finden. Man kann diese Bände online konsultieren oder sich herunterladen, um sie als Datei zu konsultieren bzw. für die Bibliothek ausdrucken und binden zu lassen.

Damit steht allen Freunden der italienischen Numismatik eine kostenlose und schier unerschöpfliche Quelle zur Verfügung. Auch wenn altmodische Menschen wie ich es bedauern mögen, dass die Bücher nicht zusätzlich im Druck erscheinen. Aber das ist nun etwas, das dem Einzelnen überlassen bleibt. Bei einem deutschen Print-on-Demand-Anbieter würde es zum Beispiel 12,10 Euro (zuzüglich Porto) kosten, ein Heft dieser Serie für die eigene Bibliothek ausdrucken zu lassen.

Hier kommen Sie zur Website, auf der alle Bollettini di Numismatica online zur Verfügung stehen.

Aranna d’Ottone Rambachs Buch finden Sie hier. Von dieser Seite aus können Sie es direkt durchblättern, ein pdf aufmachen oder gar ein pdf herunterladen. 

Und wenn Sie mehr über die Sammlung von Vittorio Emanuele wissen möchten, dann können wir Ihnen – oh Überraschung – einen Artikel in der MünzenWoche empfehlen. Als er veröffentlicht wurde, wusste ich noch nicht, wo die Sammlung aufbewahrt wird;-)