Workshop Tübingen untersuchte Bildersprache auf Münzen

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von Andreas Pohl

20. Dezember 2012 – Am 15. und 16. November 2012 fand am Institut für Klassische Archäologie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen der internationale Workshop „Art in the Round: New Approaches to Ancient Coin Iconography“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Stefan Krmnicek (Eberhard-Karls-Universität Tübingen) und Nathan T. Elkins (Baylor University, USA). Vortragende aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Schweden, Australien, Kanada und den USA präsentierten auf Schloss Hohentübingen aktuelle Forschungen zu Ikonographie auf antiken Münzen.

Begrüßungsreden von Jürgen Leonhard (Dekan der Philosophischen Fakultät) und Thomas Schäfer (Institutsdirektor der Klassischen Archäologie) eröffneten den Workshop. Der einführende Vortrag zum Tagungsthema von Tonio Hölscher (Universität Heidelberg) behandelte die Historienbilder der römischen Republik unter Hinzuziehung des Repertoires der Münzbilder im Vergleich mit anderen Bildgattungen.

Die erste Sektion „Image and Theory“, unter der Leitung von Fleur Kemmers (Universität Frankfurt), wurde mit einem Vortrag von Gunnar Dumke (TU Chemnitz) zu sekundären Ikonographien von immobilisierten und imitierten griechischen Münztypen eröffnet. Ragnar Hedlung (Universitet Uppsala) diskutierte im Anschluss daran neue Möglichkeiten in der Interpretation von Darstellungen auf antiken Münzen auf Grundlage der Actor-Network-Theory.

Clare Rowan (University of Warwick) skizzierte in der von Stefan Krmnicek (Universität Tübingen) moderieren Sektion „Coin Iconography in Numismatic and Material Contexts“ die Bedeutung der Ikonographie von Münzen der republikanischen Provinzen in Anlehnung zur Funktion und Bedeutung von europäischem Geldkonzept in kolonialem Kontext des 20. Jhs. Im Anschluss daran diskutierte Frank Daubner (Universität Stuttgart) die Kommunikation von Identität auf Darstellungen von Münzen römischer Kolonien in Makedonien. Marta Barbato (Musei Capitolini) stellte ihre Forschungen zur flavischen Typenwahl vor, die sie mit dem Fundspektrum aus dem „sottosuolo urbano“ in Rom belegte. Im Anschluss daran referierte Johannes Nollé (Kommision für Alte Geschichte und Epigraphik) über Kleinasiatische Lokalprägungen und Parallelen in der Überlieferung in lokalen Inschriften. Ute Wartenberg-Kagan (American Numismatic Society) präsentierte den sog. „Clazomenae hoard“ und analysierte die vorliegenden Befunde für und wider eine Authentizität der Münzen. Im letzten Vortrag der Sektion widmete sich Lutz Ilisch (Universität Tübingen) der Metamorphose und der damit einhergehenden Umdeutung der Victoria auf konstantinischen Münzen zum sog. islamischen Schutzengel auf nordmesopotamischen Kupferdirham des 12. Jh.

Der zweite Tag des Workshops begann mit der Sektion „Type Specific Studies and the Importance of Coin Iconography“, welche von Nathan T. Elkins (University of Baylor) moderiert wurde. Maria Cristina Molinari (Musei Capitolini) stellte ihre Forschungen zu den zwei römischen Typen der zweigesichtigen Götter auf Münzen des 3. Jhs. v. Chr. vor. Kyle Erickson (University of Wales, Trinity Saint David) referierte über den Wechsel der seleukidischen Politik und konnte die damit in unmittelbarem Zusammenhang stehende Veränderung der Münzikonographie nachweisen. Mary Jane Cuyler (University of Sydney) widmete sich der Ikonographie neronischer Sesterze für die Beurteilung von Portus Ostiensis. Dabei hinterfragte sie die Vereinbarkeit mit anderen Bildquellen und zeitgenössischen Berichten. Den Abschluss der Sektion bildete der Vortrag von David Wigg-Wolf (Römisch-Germanische Kommission), der das Silbermedallion Kaiser Konstantins aus Ticinum und dessen Bedeutung als früher Bildträger für die Darstellung des Christogramms diskutierte.

Die abschließende Sektion „Coins, Literature, and the Visual Arts“ wurde von dem Medienwissenschaftler Klaus Sachs-Hombach (Universität Tübingen) geleitet. Christopher Simon (Yale University) präsentierte seine Forschungen zur Etymologie für die Beurteilung republikanischer und kaiserzeitlicher Bildtypen. Der Vortrag von Bernd Steinbock (Western University) hatte Münzbildnisse und Panegyrik unter Diokletian und Maximinian zum Gegenstand. Durch vergleichende Analyse konnte Steinbock die parallele Entwicklung  kaiserlicher Kommunikation in beiden Medien nachzeichnen. Patrick Monsieur (Universiteit Gent) präsentierte die mannigfaltigen Beziehungen zwischen Münzbildern griechischer Poleis und gleichartigen Keramik-Stempeln auf Amphoren. Im Schlussvortrag der Tagung beschäftigte sich Martin Beckmann (McMaster University) mit den Porträtdarstellungen auf Münzen im Vergleich zu rundplastischen Portraittypen von Faustina der Jüngeren. Er zeigte die Entwicklung des Portraits mit Hilfe von Untersuchungen von Stempelreihen auf und schloss auf verschiedene offiziell autorisierte Portraittypen in der Münzprägung.

Das Spektrum an Beiträgen und regen Diskussionen aus der Numismatik, Klassischen Archäologie, Alten Geschichte und moderner Medienwissenschaft verdeutlicht die Notwendigkeit antike Münzikonographie von verschiedenen Perspektiven zu behandeln und unterstreicht den Erfolg der Tagung. Es ist zu hoffen, dass die interessanten Ergebnisse der Tagung bald in schriftlicher Form vorgelegt werden.

Dies ist die Seite des Workshops, wo Sie auch das vollständige Programm finden können.