Bringt Nachlässigkeit die 0-Euro-Scheine zu Fall?

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Von numiscontrol

10. Januar 2019 – Die deutschen Ausgaben der 0-Euro-Souvenirscheine werden momentan vom Sammler immer mehr mit Kritik überhäuft. Zurecht, so könnte man meinen, denn eine wahre Flut von Ausgaben, strapazierten die Brieftaschen der Sammler im Jahre 2018. Die Verantwortlichen scheinen dabei alles zu drucken, was ihnen vorgelegt wird und lassen den einst gefassten guten Grundgedanken völlig außer Acht. Richard Faille wollte mit seiner Idee Schlösser und Museen aus dem Erlös der Scheine unterstützen. Das gelang wohl in Frankreich recht gut. Als dann die Scheine nach Deutschland überschwappten, dauerte es nicht lange und Spekulation, Rechtsstreit, vor allem aber Gier nach dem schnellen Geld übernahmen offenbar das Ruder. Es kommt dabei immer wieder zu Ausgaben, die auf den Kopf der Sammler zielen und ihre Brieftasche treffen sollen. Kurz und gut, Scheine, die keiner braucht, die keinen Nutzen bringen, also nur die Brieftaschen der Herausgeber füllen! Wer steckt wohl dahinter? Der Sammler weiß es inzwischen sehr genau.

Ausgaben ohne Nutzen?

Als dieses Sammelgebiet „0-Euro-Souvenir-Scheine“ in Deutschland populär wurde, zählte man im Jahre 2016 gerade einmal dreizehn Ausgaben. Nur zwei Jahre später, Anfang Dezember 2018, waren es rund 160 Ausgaben, die man innerhalb eines Jahres herausgab. Man kann heute sagen, es sind durchaus noch einige brauchbare und sammelwürdige Souvenirscheine dabei, doch leider bleiben mindestens zwei Drittel Schrott übrig! Das heißt, eine kulturelle Unterstützung, ein kultureller Wert oder eine nationale sowie internationale Bedeutung ist bei vielen Scheinen nicht mehr erkennbar. Ein gutes Beispiel dafür ist wohl der Schein „KEHLSTEINHAUS – EAGLES NEST 1834M“. Wer oder was soll mit dieser Ausgabe unterstützt werden? Oder was wird mit den Einnahmen vom Schein „POPE FRANCIS“ wohl unterstützt? Ganz interessant wird es bei der Serie von gleich 33 Scheinen, die ein Herausgeber aus Salzgitter zur Fußball-WM 2018 auf den Markt warf. Unterstützte man mit dem Erlös die WM oder welche Mannschaft bekam etwas vom Verdienst ab? Berechtigte Fragen kommen da schnell auf! 

Albrechtsburg Meißen mit Fehlern markiert, darunter die Korrektur. Foto: numiscontrol.

Fehler über Fehler

Gerade im Jahre 2018 kam es dabei auf deutschen Ausgaben zu vielen Fehlern in Darstellung, Geografie und Rechtschreibung. Die meisten Fehler am Stück dürfte der Schein „ALBRECHTSBURG MEISSEN“ aufweisen. Alle mir aufgefallenen Fehler (Druckausfall) wurden dazu mit einem roten Pfeil versehen.

Hier kam es bei der gesamten Ausgabe von 5.000 Exemplaren zu den gezeigten Fehlern. Niemand, auch nicht der Auftraggeber, der sein Wandgemälde kennen sollte, bemerkte davon etwas und der Verkauf begann. Als einem Sammler die Fehler auffielen und er darauf aufmerksam machte, passierte trotzdem nichts. Erst als dann auch die Presse aufmerksam wurde und interessiert nachfragte, stoppte man den Verkauf. Die noch im Verkauf verbliebenen 2114 fehlerhaften Scheine, schickte man an die Druckerei zurück und bekam Ersatz dafür geliefert. Das bedeutet 2.886 fehlerhafte Scheine waren bereits verkauft. Als die Rücksendung der restlichen Scheine bekannt gegeben wurde, bekam man solch einen fehlerhaften Schein, schon nicht mehr für drei Euro, sondern sie wurden zwischen 20- und 50-Euro angeboten. 

Scheine mit gleicher Seriennummer, mit und ohne Fehler. Foto: numiscontrol.

Geliefert wurden dann von der Druckerei 2.000 korrigierte Scheine zum Ersatz. Allerdings hat man in der Druckerei wohl wieder einen Fehler gemacht, denn die Nummerierung in Folge der korrigierten Scheine ist unlogisch und offenbar fehlerhaft gewesen. Mittlerweile wurde nun Scheine mit und ohne Fehler bekannt, welche beide die gleiche Seriennummer haben. Wie ist das möglich und wie viele doppelte Scheine wird es da wohl noch geben? 

Schein Russland ohne Kreml, aber mit Basilius-Kathedrale. Foto: numiscontrol.

Im Sommer, pünktlich zur Fußball-WM, hatte sich in der Serie zur WM ein weiterer grober Fehler eingeschlichen. Auf jedem Schein ist ein Spieler eines Teilnehmerlandes in Aktion dargestellt, dazu gesellt sich auf der rechten Seite ein bekanntes Bauwerk des Landes und wird benannt. Auf dem Schein zum Gastgeber Russland beschreibt man das gezeigte Bauwerk als „KREMLIN MOSCOW“, was übersetzt „Kreml Moskau“ heißt. Doch gezeigt wird nicht der Kreml, sondern die berühmte „Basilius-Kathedrale“ auf dem Roten Platz. Doch scheint es wohl keinen zu interessieren. 

Schein Berlin mit „Siegessaule“ statt „Siegessäule“. Foto: numiscontrol.

Uninteressant für die Ausgabebeteiligten scheint auch die fehlerhafte Ausgabe „BERLIN – SIEGESSAULE“ statt „BERLIN – SIEGESSÄULE“ zu sein. Trotzdem der Fehler bekannt ist, wieder ist die gesamte Auflage betroffen, wird der Schein weiterverkauft. Auf der Münzmesse „NUMISMATA BERLIN 2018“ stand vor den Kassen ein Automat mit solchen Scheinen. „Hier geht es wohl nur noch um das schnelle Geld“, so antwortete ein Besucher der Münzmesse auf meine Frage zum Thema und winkte ab. Und damit hat er wohl auch Recht. Nichts Negatives wird scheinbar ausgelassen, sogar runde kalendarische Ereignisse der Geschichte werden nun schon bewusst vorgezogen. Keiner fragt sich dabei, welche unrichtigen Informationen geben wir denn damit an unsere Nachfahren weiter? Solche Scheine werden schnell zu Dokumenten der Geschichte!

50 Jahre Mondlandung 2018.

30 Jahre Mauerfall 2018.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!

Im Jahre 2018 erschienen gleich drei Ausgaben, welche das Ereignis „50 JAHRE MONDLANDUNG“ feiern sollen. Wenige Wochen später dann die Ausgabe „30 JAHRE MAUERFALL“. Alle Scheine tragen das Jahr 2018, obwohl das Jubiläum erst im Jahre 2019 ansteht! Der Schein „30 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT ist noch für 2018 angekündigt. Ein Schein mit dem Motiv der Frauenkirche in Dresden, hat außer der bildlichen Darstellung nichts mit der Unterstützung vom Bauwerk zu tun. Man scheint sich die Sehenswürdigkeiten, die Ereignisse und die Persönlichkeiten einer Region vor der Nase wegzuschnappen, um sie dann selbst zu vermarkten. Die Kassen der Museen, der Bauwerke und anderen Sehenswürdigkeiten bleiben dabei leer. Zudem sind die Herausgeber recht erfinderisch, wenn es darum geht, solche Scheine zu vermarkten. Schnell hat man mit einer Bestellung auch ein ungewolltes Abo am Hals. Über Preise lässt sich bekanntlich streiten und drei dort ausgewählte 0-Euro-Scheine für knapp 20 Euro. Urteilen Sie bitte selbst. 

Probleme und wieder Probleme

Die Probleme häufen sich. Im neusten Fall geht es um die Ausgabe „Neuschwanstein“. Anbietern sowie Erstellern von Übersichten zum Thema und sogar Münzforen im Internet brachte der Schein plötzlich Post vom Anwalt ein. Angeblich handele es sich bei der Ausgabe um eine Urheberrechtsverletzung und man solle die Abbildung wieder entfernen. Viele kamen der Aufforderung nach und so ist kaum noch ein solcher Schein im Internet zu finden. Gesprochen wird darüber aber auch nicht, der Sammler braucht nach Meinung der Verantwortlichen offenbar keine Informationen. Das Geld ist ja bereits geflossen, was wollt ihr noch? Solche Tatsachen verunsichern die Leute noch zusätzlich. 

Wenn man sich einzelne Ausgaben einmal genau ansieht, dann wird schnell klar, dass es wohl nicht der letzte Fall gewesen sein könnte. Zu oberflächlich scheint man hier inzwischen an die Sache heranzugehen. Da werden offenbar die sicherlich urheberrechtlich geschützten Fotos von Autoren der Geschichte einfach bearbeitet, gespiegelt und dann als Grafik auf dem Schein präsentiert. Hoffentlich hatte man dazu die Erlaubnis vorher eingeholt, denn eine entsprechende Genehmigung vom Urheber ist auch in den Ankündigungen kaum erkennbar. Es gibt Ausgaben zum Thema DDR, da bedient man sich offenbar an den Grafiken von Postwertzeichen und Banknoten des ehemaligen Landes. Grafiken, die ein Grafiker einmal geschaffen hat, egal ob das Land noch existiert oder nicht! Die DDR ist zwar Geschichte, aber kann sich nun jedermann daran ausprobieren, um neue Kunstwerke zu schaffen? Gibt es beim Thema DDR einen rechtslosen Raum, oder warum kann man das ehemalige Emblem der DDR einfach umgestalten, wie man es gerade möchte? Hoffentlich nicht! Auch hier wieder die Frage: Welche falschen Infos geben wir mit einem, je nach Lust abgeänderten, Wappen an unsere Nachfahren weiter? Hier sollte unbedingt eine klare Linie bestehen und das Wissen existent sein, was geht und was eben nicht geht.

Es gibt noch viele Beispiele die hier aufgeführt werden könnten. Man fragt sich unter Sammlern inzwischen also berechtigt, hat die EuroSchein-Souvenir GmbH in Berlin noch das Steuer fest in der Hand? Wohin führt dieser Kurs?

In Deutschland ist es besonders im Jahre 2018 zur Ausgabe von zahlreichen Serien gekommen, in denen sich die Grundidee der Unterstützung von touristischen Stätten wie Museen, Schlössern und kulturellen Einrichtungen, nicht immer direkt nachvollziehen lässt oder äußerst fraglich geworden ist. Was bewegt den Sammler? Zu oft ist bei einigen Ausgaben der direkte Auftraggeber unbekannt und daher nicht für Interessenten, Touristen sowie Sammler nachvollziehbar. Außerdem wird die momentane Flut von neuen Ausgaben vom Sammler eher negativ aufgefasst, da die finanzielle Belastung immer größer wird um eine „Komplettsammlung“ aus Deutschland aufzubauen, ja schon ganz unmöglich geworden ist. Ein weiteres Sammelgebiet wurde somit zum unberechenbaren Faktor. Einige Sammler haben sich daher dem noch jungen Sammelgebiet bereits wieder abgewendet. Komplette Sammlungen aus Deutschland sind auf Internetauktionen keine Seltenheit mehr. Von Touristen werden diese Scheine zwar beachtet, aber weniger gekauft oder gar gesammelt.

Fazit: Es ist äußerst traurig anzusehen, wie sehr sich ein Gebiet mit einer einst grandiosen Idee verändert hat und hoffentlich nicht zum Flopp der Numismatik wird.

Schloss Martinskirchen, Land Brandenburg. Foto: numiscontrol.

Wenn Sammler dieses Sammelgebiet aufgeben wollen, sollten sie allerdings bedenken, dass sie damit nicht nur die schwarzen, sondern auch die weißen Schafe treffen. Herausgeber mit seriösem Hintergrund würden dann auf diese zusätzliche Unterstützung vom Schloss, dem Museum, oder der historischen Anlage, wieder verzichten müssen. Man sollte sich daher mehr Wissen über die einzelnen Ausgaben beschaffen und alles sehr kritisch hinterfragen, bevor ein Kauf beschlossen wird. Herausgeber sollten auch selbst noch weitere Informationen bereitstellen, um für den eigenen Souvenirschein zu werben, wie es beispielhaft der Förderverein e. V. vom Barockschloss Martinskirchen in Brandenburg macht. Man könnte zum Beispiel konkret auf etwas hinweisen, was mit dem Erlös vom Schein am Schloss geplant ist und was bereits geschaffen wurde. 

Weitere interessante Ausführungen vom Autor über die 0-Euro-Scheine finden Sie in diesem Artikel der MünzenWoche.