Ein russischer Zarenschatz als Kryptowährung?

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Von Leonie Schulze

16. August 2018 – Am 8. Februar 1904 begann der Russisch-Japanische Krieg, der erst nach vielen verlustreichen Schlachten anderthalb Jahre später beendet werden konnte. 113 Jahre danach wird derzeit einer südkoreanischen Firma vorgeworfen, mit der Nachricht über den Fund eines der in diesem Kriege versenkten Schiffes, Investoren betrogen zu haben.

Der russische Panzerkreuzer ‚Dmitri Donskoi‘ wurde im August 1882 vom Stapel gelassen.

Der Fund der Dmitri Donskoi

Mitte Juli 2018 meldeten Nachrichtendienste weltweit, dass die südkoreanische Shinil Group das Schiffswrack der Dmitri Donskoi gefunden habe. Der russische Panzerkreuzer, benannt nach einem heiliggesprochenen Großfürsten Moskaus des 14. Jahrhunderts, war in der Seeschlacht bei Tsushima im Mai 1905 nach wiederholtem Beschuss selbstversenkt worden.

Das Wrack der Dmitri Donskoi zu finden, ist schon seit längerer Zeit Ziel vieler Bergungsunternehmen. Bereits 2001 hatte eine südkoreanische Firma gemeldet, das Schiff lokalisiert zu haben. Diese Behauptungen stellten sich schnell als haltlos heraus. Auch das Korea Institute of Ocean Science und Technology (KIOST) verkündete 2003 die Entdeckung des Schiffswracks und bewies den Fund mit aussagekräftigen Fotos. Eine Bergung erfolgte jedoch nicht.

Verbirgt die Dmitri Donskoi einen Schatz?

In ihrer Meldung schätzte die Shinil Group den Wert des angeblich im Wrack gefundenen Schatzes auf 133 Milliarden US-Dollar. Die Firma gab bekannt, sie habe 5.500 Boxen gefüllt mit Goldbarren und 200 Tonnen Goldmünzen vor der südkoreanischen Insel Ulleungdo entdeckt. Schnell folgte eine Korrektur dieser Aussagen. Ein Sprecher der Firma berichtete, man habe lediglich Boxen gefunden, die so fest verschlossen seien, dass dies ein Indiz für einen sehr wertvollen Inhalt sei. Außerdem war die Erlaubnis, den Schatz zu bergen, der Shinil Group (noch?) nicht erteilt worden.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, ist darüber hinaus nicht bewiesen, dass es einen solchen Schatz an Bord der Dmitri Donskoi überhaupt gab. Historiker zweifeln, dass es sinnvoll gewesen wäre, einen Goldvorrat dieser Größe dem risikoreichen Seeweg anzuvertrauen. Trotzdem hatte die Shinil Group schon ganz konkrete Pläne, was mit dem geborgenen Vermögen passieren sollte: Die Hälfte des Schatzes sollte der russischen Regierung übergeben werden. Zehn Prozent waren für den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in vorgesehen, um in die Schaffung von Arbeitsplätzen investiert zu werden. 

Wollte die Shinil Group mit dieser Meldung lediglich ihren eigenen Aktienkurs ankurbeln?

Das Verwirrspiel um die Shinil Group in Singapur und Südkorea

Verwirrung stiftet die Tatsache, dass unter dem Label „Shinil Group Singapore“ eine Website existiert haben soll, auf der Investoren eine Kryptowährung namens „Donskoi International“ kaufen konnten. Wer in diese Kryptowährung investierte, sollte, so die „Shinil Group Singapore“, am Gewinn aus dem Verkauf des Goldes von der Dmitri Donskoi anteilmäßig beteiligt werden. Mittlerweile ist diese Website nicht mehr verfügbar. Die südkoreanische Shinil Group distanzierte sich von der Kryptowährung und erklärte, dass eine andere Firma gleichen Namens die Website betrieben habe. 

Das Ganze wird noch mysteriöser, weil die südkoreanische Shinil Group inzwischen ebenfalls die Videoaufnahmen aus dem Netz genommen hat, auf denen der Fundort zu sehen gewesen sein soll. Doch wie man auf den von The Telegraph veröffentlichten Aufnahmen sehen kann, zeigen diese weder Goldbarren noch Goldmünzen.

Anfang August folgte nun die Meldung, dass die südkoreanische Polizei die Büros der Shinil Group in Seoul mit 27 Ermittlern durchsucht habe. Der Firma wird vorgeworfen, sie habe mit der Meldung über den Fund den Wert der eigenen Aktien erhöhen wollen. Außerdem habe man Investoren dazu verführt, in die angebotene Kryptowährung zu investieren. Der Geschäftsführer der südkoreanischen Shinil Group, Choi Yong-seok, behauptet weiterhin, dass zwischen seiner Firma und dem gleichnamigen, in Singapur ansässigen Unternehmen keine Verbindung bestehe. Laut südkoreanischen Medienberichten soll aber sein Vorgänger die Niederlassung in Singapur gegründet haben, kurz bevor die Meldung über den Fund laciert wurde. Dieser Vorgänger wird derzeit mittels eines internationalen Haftbefehls gesucht. Auch Choi Yong-seok darf Südkorea nicht verlassen, solange die Untersuchungen laufen.

Mehr über die Geschichte des Russisch-Japanischen Krieges hat die Zeit veröffentlicht. 

Wenn Sie Schiffswracks mögen, die MünzenWoche berichtete immer wieder über deren Entdeckung, so über die SS City of Cairo, die Silbermünzen im Wert von etwa 47 Millionen Euro enthielt. Wie viel Streit solche Funde nach sich ziehen können, zeigt die Auseinandersetzung um die San José.