Der Johanniterorden auf Malta und seine Münzraritäten

Das Osnabrücker Auktionshaus Künker versteigert am 11. März 2014 eine Spezialsammlung von Münzen des Johanniterordens auf Malta. Rund 160 Lose führen uns zurück in eine Zeit, in der das Heilige Land verloren war, der Kreuzzugsgedanke aber noch die Köpfe der Menschen beherrschte.

Philippe de Villiers wurde 1521 zum Großmeister des Johanniterordens gewählt. Zu diesem Zeitpunkt war der Ritterorden bereits rund 400 Jahre alt. Er führte seine Entstehung zurück auf ein dem hl. Johannes dem Täufer geweihtes Spital in Jerusalem, in dem Pilger Aufnahme und Pflege erfuhren. Nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 1099 gewann die dort angesiedelte Bruderschaft erheblichen Zulauf. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wandelten sich die Johanniter von einer pflegenden in eine kämpfende Gemeinschaft, deren neue Ordensregel 1153 von Papst Eugen III. bestätigt wurde. Die Johanniter waren sehr erfolgreich. Sie dehnten ihren Einfluss durch zahlreiche Schenkungen auf das ganze christliche Europa aus.
Während die Ritterorden wuchsen und gediehen, taten dies die christlichen Herrschaftsgebiete im Heiligen Land nicht. Stück um Stück fielen sie zurück an die Moslems. Davon waren auch die Johanniter betroffen. 1191 musste der Ordenssitz nach Akko verlegt werden, 1291 nach Zypern, 1310 nach Rhodos. Doch auch von dort wurden die Johanniter vertrieben. Süleyman der Prächtige strebte die Herrschaft über das Mittelmeer an, und dabei stand ihm die strategisch günstig gelegene Insel Rhodos im Wege. Sie fiel nach einer sechsmonatigen Belagerung, bei der 600 Ordensritter und 4.500 Bewaffnete gegen eine osmanische Streitmacht von 160.000 Mann gekämpft haben sollen.

Philippe de Villiers de l’Isle-Adam, 44. Großmeister, 1521-1534. Zecchine o. J., Malta oder Rhodos. Unedierte Umschriftsvariante. Sehr selten. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2817. Schätzung: 3.500 Euro.

Vielleicht entstand die Zecchine von Philipp de Villiers, die bei Künker angeboten wird, noch während der Belagerung von Rhodos, vielleicht wurde sie schon auf Malta geprägt, das die Johanniter von Kaiser Karl V. als Lehen der spanischen Krone erhielten.
Natürlich wollte Süleyman die Johanniter – oder jetzt besser die Malteser, wie sich der Orden nach seiner neuen Heimat nannte – auch von dort vertreiben. 1565 schickte er seine Flotte mit über 200 Kriegsschiffen. Doch die neuen Herren von Malta hatten die Zeit gut genutzt und die Insel befestigt. Auch wenn das Fort St. Elmo fiel, die anderen Festungen, St. Angelo und St. Michael, hielten stand. Nach mehreren Monaten mussten die Türken wieder abziehen.

Jean de la Valette, 49. Großmeister, 1557-1568. 4 Tari o. J. Birgu oder Fort St. Angelo. Das zweite bekannte Exemplar und das einzige sich im Handel befindliche. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2826. Schätzung: 2.000 Euro.

Der Papst bot Großmeister Jean de la Valette dafür an, ihn zum Kardinal zu machen, worauf der Ordensritter dankend verzichtete.
Dem Königreich Zypern war dieses Glück nicht vergönnt. Eine zypriotische Festung nach der anderen fiel seit 1570 an die Osmanen. Die Kämpfe um Zypern lösten unter den europäischen Herrschern eine Welle der neuen Kreuzzugsbegeisterung aus. Eine Hilfsflotte wurde organisiert, die allerdings erst nach dem Fall Zyperns einsatzbereit war. Dafür errangen die Schiffe der Heiligen Liga, die von der maltestischen Flotte verstärkt wurden, bei Lepanto einen historischen Sieg. Der brachte vor allem für die Malteser eine entscheidende Änderung:

Pietro del Monte, 50. Großmeister, 1568-1572. Cinquina o. J., Birgu oder Fort St. Angelo. Wahrscheinlich das 2. bekannte Exemplar. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2849. Schätzung: 1.000 Euro.

Großmeister Pietro del Monte konnte sich darüber freuen, dass fortan die osmanische Seemacht auf das östliche Mittelmeer beschränkt blieb. Malta wurde zu einer Art christlichem Grenzposten, der die östliche von der westlichen Einflusszone trennte.
Das brachte natürlich eine erhebliche politische Aufwertung mit sich. 1587 erhielt Großmeister Hugues Loubens de Verdalle den päpstlichen Titel Kardinalsdiakon, was sich auch in seinem Wappen niederschlug:

Hugues Loubens de Verdalle, 52. Großmeister, 1582-1595. 4 Tari o. J. (1588-1595). Sehr selten. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2856. Schätzung: 7.500 Euro.

Der Kardinalshut wird über dem Wappenschild des Großmeisters abgebildet. Alof de Wignacourt wurde 1607 den Titel eines Fürsten des Heiligen Römischen Reichs verliehen.

Alof de Wignacourt, 54. Großmeister, 1601-1622. 3 Tari o. J., Valetta. Sehr selten. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2864. Schätzung: 1.000 Euro.

Damit war die offene Krone über dem Wappen verbunden. Während die Insel systematisch zu einer einzigen Festung ausgebaut wurde, gewannen die Großmeister für den Orden eine immer größere Unabhängigkeit. Ihre reichen Einkünfte wurden ihnen gerne zugestanden, da nur sie es ermöglichten, im Kampf gegen die Osmanen die damals modernste Technik einzusetzen.

Ramon Perellos y Roccaful, 64. Großmeister, 1697-1720. 2 Zecchini o. J., Valetta. Einziges im Handel befindliches Stück. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2895. Schätzung: 10.000 Euro.

So ließ Ramon Perellos y Roccaful zum Beispiel Artillerie-Batterien an der Küste installieren, sowie ein ausgedehntes Grabensystem anlegen.

Emmanuel Pinto, 68. Großmeister, 1741-1773. 10 Scudi 1761, Valetta. Äußerst selten. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2932. Schätzung: 2.000 Euro.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts gelang es Emmanuel Pinto, sich vollständig aus der Lehenshoheit Spaniens zu lösen. Sichtbares Zeichen dafür war die Bügelkrone, die seitdem auf den maltesischen Münzen zu finden ist. Sie steht für die königgleiche Stellung des Großmeisters. Doch die Ideen des Absolutismus standen im scharfen Kontrast zu den Idealen eines Ritterordens, was letztendlich die Krise verschärfte, die durch den Wegfall des Feindes eingesetzt hatte: Schließlich waren die Türken seit der Wende zum 18. Jahrhundert mehr damit beschäftigt, sich gegen Russland zu verteidigen, als neue Gebiete in Europa zu gewinnen.

Francisco Ximenez de Texada, 69. Großmeister, 1773-1775. 20 Scudi 1773, Valetta. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2946. Schätzung: 3.500 Euro.

Nun flossen die Einkünfte des Ordens nicht mehr in erster Linie in die Verteidigung, sondern in den prachtvollen Lebensstil des Großmeisters, so dass Francisco Ximenez de Texada den Bankrott des Ordensstaates anmelden musste.

Emmanuel de Rohan, 70. Großmeister, 1775-1797. 20 Scudi 1782, Valetta. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2955. Schätzung: 1.500 Euro.

Trotz des ernsthaften Bemühens von Emmanuel de Rohan, durch Rückbesinnung auf alte Ideale eine Wende einzuleiten, näherte sich die Zeit der Malteser als christlicher Vorposten Europas ihrem Ende. In Frankreich brach die Revolution aus und kostete den Ritterorden all seinen dort gelegenen Besitz.

Ferdinand von Hompesch, 71. Großmeister, 1797-1798, 30 Tari 1798, Valletta. Aus Auktion Künker 246 (11./12. März 2014), 2973. Schätzung: 300 Euro.

Ferdinand von Hompesch sah sich 1798 durch Napoleon gezwungen, Malta zu verlassen.
Die endgültige Niederlage kam im Wiener Kongress. Großbritannien erhielt Malta und Gozo zugesprochen, die Ordensenteignungen zu Gunsten Frankreichs und der Rheinbundstaaten wurden nicht wieder rückgängig gemacht.
Nach einer Phase der Neuorientierung kehrte der Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta wieder zu seinen Wurzeln zurück. Von seinen exterritorialen Besitzungen in Rom aus widmet er sich heute dem Hospitaldienst. Er verfügt weltweit über ca. 13.500 Ordensdamen und -ritter sowie ca. 80.000 freiwillige Helfer und Angestellte und unterhält derzeit mit 104 Staaten und internationalen Organisationen diplomatische Beziehungen.

Einen Film über die bei Künker angebotene Sammlung finden Sie hier.

Einen Vorbericht zu den Auktionen finden Sie hier.