Papyrus aus dem 7. Jh. v.u.Z. widerspricht UNESCO-Resolution

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von Kate Fitz Gibbon
übersetzt von Björn Schöpe

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24. November 2016 – Ein Fragment eines antiken Papyrus, in dessen Text der Name „Jerusalem“ auftaucht, steht im Mittelpunkt einer politischen Diskussion. Am 13. Oktober hat der Exekutivrat der UNESCO eine Resolution angenommen, welche die Restaurierung des Monuments in der Jerusalemer Altstadt betrifft, das die Muslime al Haram al-Sharif nennen, die Juden hingegen Tempelberg. Die UNESCO-Resolution folgt darin der aktuellen Position der palästinensischen Verwaltung, von dem Monument ausschließlich mit seinem muslimischen Namen zu sprechen. Dies erweckt den Eindruck, ganz bewusst jede Anwesenheit in der Antike von Juden in Jerusalem bestreiten zu wollen. Die Resolution sorgte auch innerhalb der UNESCO für Verärgerung; Generaldirektorin Irina Bokova wies sie zurück mit der Äußerung: „Jerusalems Erbe ist unteilbar.“

Juden verehren den Tempelberg als heiligen Ort, weil an dieser Stelle der Salomonische und der Herodianische Tempel standen und wegen der Klagemauer. Die Al-Aqsa-Moschee und der Felsendom wurden Jahrhunderte später auf dem Tempelberg errichtet und sind noch heute den Muslimen heilig. Der Tempelberg wird weder von einer israelischen noch palästinensischen Behörde verwaltet, sondern von der muslimischen Wohltätigkeitsstiftung Jerusalem Islamic Waqf. Die Verwaltung dieses Ortes war äußerst umstritten, nachdem ihn Israel 1967 im Sechstagekrieg besetzt hatte. Doch die israelische Fahne wurde wieder eingeholt und das Monument dem islamischen Waqf übergeben.*

Der antike Papyrus wurde am 27. Oktober bei einer jährlichen Archäologenkonferenz an der Jerusalemer Hebrew University von der Israelischen Altertümerbehörde IAA zum ersten Mal öffentlich vorgestellt. Das Fragment ist eine Art „Versandpapier“ aus dem 7. Jahrhundert v.u.Z. Archäologen entziffern den Text als: „Von des Königs Magd, von Na’arat, Weinkrüge nach Jerusalem.“ Dies ist die älteste bekannte, nicht-biblische Quelle, die den Namen „Jerusalem“ nennt. Die Forscher betonten bei der Konferenz, dass der Text nicht nur deswegen so bedeutsam ist, weil er Jerusalem bereits als wirtschaftlichen Umschlagplatz des Königreichs Judah erwähnt, sondern auch weil er eine Frau in einer Verwaltungsfunktion belegt. Das Fragment wurde vor etwa zwei Jahren von Raubgräbern in einer Höhle in der judäischen Wüste gefunden und vom IAA sichergestellt in einer „komplexen Operation“, wie die Behörde sich ausdrückte.
Während bei der Konferenz zahlreiche Forscher erklärten, dass sie den Papyrus für echt hielten, äußerten manche auch Zweifel, weil der Fund von Räubern kam. Professor Aren Maeir von der Bar-Ilan University und Professor Christopher Rollston von der George Washington University meinten, der Fund hätte nicht bekanntgegeben werden sollen, ohne zuvor weitere Test durchzuführen; Professor Shmuel Ahituv von der Hebrew University und Dr. Eitan Klein und Amir Ganor von der IAA versicherten, dass der Papyrus echt sei.

Auf derselben Konferenz stellte der IAA die Ergebnisse von zehn Jahren archäologischer Forschung vor, die gemeinsam mit dem Islamic Waqf bei Erhaltungsarbeiten auf dem Tempelberg durchgeführt wurden. Dies ist seit den 1930er Jahren die erste archäologische Untersuchung gewesen, die auf dem Plateau des Tempelbergs erfolgt ist. (In einem Projekt wurde Material gesiebt und analysiert, das der Waqf bei Bauarbeiten in den 1990er Jahren zum Auffüllen verwendet hatte; außerdem wurde auf der Südseite des Tempelberges gegraben.)

Yuval Baruch, Leiter der Abteilung „Region Jerusalem“ der Israelischen Altertümerbehörde, gab bekannt, dass Archäologen des IAA auf dem Tempelberg eine Anzahl kleiner Objekte aus der Zeit des Salomonischen Tempels gefunden haben. Dazu gehören eine Grube mit Olivenkernen, Tierknochen und Keramikfragmenten, die in die Zeit zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert v.u.Z. datieren. Wenn die Funde auch sehr bescheiden sind, meinte Baruch: „Die Reste existieren.“
Die Antwort der Palästinensischen Befreiungsorganisation auf die Funde aus der Zeit des Salomonischen Tempels waren abweisend. Generalsekretär Saeb Erekat sagte: „Durch eine orchestrierte Kampagne hat Israel archäologische Behauptungen und Verdrehungen von Fakten benutzt, um die Besetzung von Ostjerusalem zu legitimieren.“

* Damals äußerte der israelische Verteidigungsminister Moshe Dayan: „Wir sind zurückgekehrt zu dem heiligsten all unserer Orte, um nie wieder von ihm getrennt zu werden. … Wir sind nicht gekommen, um die heiligen Stätten anderer zu erobern oder ihre religiösen Rechte zu beschränken. Wir sind gekommen, um sicherzustellen, dass die Einheit der Stadt gewahrt bleibt und wir mit anderen darin brüderlich zusammen leben.“ Moshe Dayan, Avnei Derech [Meilensteine] (Jerusalem: Idanim, 1976), 13, zitiert nach dem Artikel „The Israeli Relinquishment of the Temple Mount“.