Die fünfte Ausgabe des Global Art Market Reports von Art Basel und der UBS liegt vor. Der Bericht wurde von der renommierten Kulturökonomin Dr. Clare McAndrew, Gründerin von Arts Economics, geschrieben und von Art Basel und der UBS veröffentlicht. Der Art Market Report 2021 stellt die Ergebnisse einer umfassenden Analyse des globalen Kunstmarktes im Jahr 2020 vor, einschließlich einer von Arts Economics und UBS Investor Watch durchgeführten Umfrage, die das Verhalten von vermögenden Sammlern (HNW Collectors) untersucht. Der Bericht untersucht, wie die weltweite Pandemie verschiedenste Sektoren des Kunstmarktes im Verlauf des letzten Jahrs beeinflusst hat. Zudem gibt er einen Ausblick auf Trends, die den Markt auch 2021 und darüber hinaus prägen werden. Der vollständige Bericht kann kostenlos auf den Websites von Art Basel und der UBS heruntergeladen werden.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Global Art Market Report von Art Basel und der UBS sind:
- Globaler Umsatz: Der globale Umsatz wird auf 50,1 Milliarden US-Dollar geschätzt, und ist somit im Vergleich zu 2019 um 22 % gesunken. Der Online-Vertrieb von Kunst und Antiquitäten erreichte ein Rekordhoch von 12,4 Milliarden US-Dollar, verdoppelte sich damit gegenüber dem Vorjahr und machte 25 % des gesamten Marktwertes aus.
- Führende Märkte: Die drei großen Kunstzentren – die USA, Großbritannien und der Großraum China – waren auch 2020 für die Mehrheit (82 %) des weltweiten Umsatzes verantwortlich. Der US-Markt verteidigte seine Führungsposition mit einem Anteil von 42 % am weltweiten Umsatz, China und Großbritannien lagen jeweils bei 20 %. Der Umsatz des US-Kunstmarkts sank 2020 um 24 % auf 21,3 Milliarden US-Dollar – der bedeutendste Rückgang seit 2009 – blieb aber 76 % über dem Niveau von 2009. Umsätze in China gingen 2020 um 12 % zurück und fielen somit auf 10 Milliarden US-Dollar. Dies ist das dritte Jahr mit rückläufigen Zahlen für China, wenngleich der Rückgang weniger stark ausfiel als in den anderen wichtigen Kunstmärkten. Umsätze in Großbritannien gingen 2020 um 22 % zurück auf 9,9 Milliarden US-Dollar, das niedrigste Niveau seit einem Jahrzehnt, aber immerhin 10 % über der letzten Krise im Jahr 2009.
- Händlerzahlen: Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie führten 2020 zu einem Rückgang des Gesamtumsatzes der Händler um 20 % auf geschätzte 29,3 Milliarden US-Dollar, wobei Händler in verschiedenen Regionen und Segmenten unterschiedlich betroffen waren. Manche Händler konnten trotz sinkender Verkaufszahlen im Jahr 2020 ihre Rentabilität dank gesenkter Betriebskosten halten; 29 % gaben an, profitabler zu sein als 2019 und 18 % konnten ihren Nettogewinn stabil halten. 58 % der befragten Händler gehen davon aus, dass sich ihr Umsatz 2021 verbessern wird, 16 % erwarten eine deutliche Verbesserung. Als wichtigste Prioritäten für 2021 gaben sie Kundenbeziehungen, Online-Vertrieb und Kunstmessen an.
- Auktionszahlen: Öffentliche Auktionen verzeichneten 2020 einen Umsatz von 17,6 Milliarden US-Dollar, ein Rückgang um 30 % im Vergleich zu 2019. Privatauktionen erzielten dagegen schätzungsweise 3,2 Milliarden US-Dollar (ein Plus von 36 % im Vergleich zu 2019). China, die USA und Großbritannien waren weiterhin die drei größten Auktionsmärkte mit einem gemeinsamen Anteil von 81 % am weltweiten Umsatz. China überholte die USA und war damit größter Weltmarkt für öffentliche Auktionen mit einem Anteil von 36 % am Gesamtumsatz, während der Anteil der USA auf 29 % zurückging. 2020 waren sowohl der Wert als auch das Volumen der verkauften Werke in allen Preissegmenten des Kunstauktionsmarktes rückläufig. Umsätze gingen durchweg zurück, da weniger Live-Auktionen stattfanden und Unternehmen gezwungen waren, für einige Zeit zu schließen. Im Bereich Kunstauktionen entfielen 22 % der verkauften Lose 2020 auf Online-Auktionen, doppelt so viele wie in 2019; Verkäufe mit einem Zuschlag von über einer Million US-Dollar machten nur 6 % des gesamten Online-Umsatzes aus, wogegen der Wert bei Offline-Verkäufen bei 58 % lag.
- Kunstmessen: Eine Analyse von 365 Kunstmessen im Jahr 2020 ergab, dass 61 % der Veranstaltungen abgesagt wurden, 37 % live stattfanden und die übrigen 2 % der Messen als hybride Alternativveranstaltung abgehalten wurden. Der deutliche Rückgang von Live-Veranstaltungen 2020 führe dazu, dass der Anteil der Verkäufe auf Kunstmessen auf nur 13 % des Gesamtumsatzes zurückging, wobei weitere 9 % der Verkäufe über Online-Viewing-Rooms (OVR) getätigt wurden. 41 % aller befragten vermögenden Sammler erwarben 2020 Werke auf einer Kunstmesse, während 45 % angaben, einen Kauf über einen OVR getätigt zu haben. Laut einer Umfrage generierten Werke mit sichtbaren Preisen insgesamt 92 % der Anfragen in OVRs, was auf die Bedeutung einer transparenten Preispolitik für Sammler hinweist. Die Mehrheit (72 %) der befragten Sammler hielt es für wichtig oder unerlässlich, dass ihnen ein Preis vorgeschlagen wird, wenn sie online Kunstwerke durchstöbern. Knapp die Hälfte (48 %) der befragten Sammler gab an, dass sie bereit wären, in der den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 eine Kunstmesse zu besuchen, wobei nur 64 % lokale Veranstaltungen besuchen würden. Die Mehrheit der Sammler (68 %) gab an, dass sie gern eine Messe gegen Ende des dritten Quartals 2021 besuchen würden, mehr als 80 % möchten im letzten Quartal 2021 eine Kunstmesse besuchen.
- Online-Vertrieb: Trotz des Rückgangs der Gesamtumsätze erreichte der Online-Vertrieb ein Rekordhoch von 12,4 Milliarden US-Dollar und verdoppelte sich damit im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Anteil der Online-Verkäufe am Gesamtumsatz wuchs von 9 % im Jahr 2019 auf 25 % im Jahr 2020 an, womit der Anteil des Online-Vertriebs erstmals den des allgemeinen Einzelhandels überstieg. Vermögende Sammler kauften Kunst am häufigsten bei Online-Auktionen, während Galerien und OVRs die zweit- und drittbeliebteste Option für Sammler waren. Der Anteil der Online-Verkäufe im Händlersektor (einschließlich OVRs von Kunstmessen) stieg von 13 % im Jahr 2019 auf 39 % im Jahr 2020. Die Mehrheit der Händler gab allerdings an, dass die meisten Online-Käufe von Stammkunden getätigt wurden. Händler aller Größenordnungen verzeichneten einen signifikanten Anstieg des Online-Umsatzes, wobei Händler am oberen Ende der Preisspanne den größten Zuwachs verzeichneten (bis zu 47 %). Soziale Medien waren weiterhin ein wichtiger Kanal für den Kunstmarkt. Etwa ein Drittel der Sammler kaufte 2020 Kunst über Instagram. Rund 90 % aller vermögenden Sammler gab an, dass sie im Jahr 2020 den OVR einer Galerie oder Kunstmesse besucht hätten.
- Globaler Reichtum und Kunstkäufer: Arts Economics und UBS Investor Watch haben 2.569 vermögende Sammler in zehn verschiedenen Märkten befragt. Im Allgemeinen wurde dabei trotz Pandemie eine hohe Aktivität verzeichnet. Im Gegensatz zu früheren Wirtschaftskrisen waren einige Sammler im letzten Jahr entschlossen, den Kunstmarkt zu unterstützen. 66 % der befragten Sammler gab an, die Pandemie habe ihr Interesse am Sammeln noch verstärkt, wobei ein Drittel (32 %) angab, dass dies in erheblichem Maße der Fall war. 81 % haben 2020 Kunst über eine Galerie erworben, die meistgenutzte Option zum Kunstkauf 2020. Millennial-Sammler gaben 2020 am meisten aus, und zwar durchschnittlich 228.000 US-Dollar. 30 % zahlten mehr als 1 Million US-Dollar (bei den Boomern lag dieser Anteil nur bei 17 %). Sammlerinnen gaben 2020 mehr aus als männliche Sammler, wobei ihre durchschnittlichen Ausgaben um 13% zum Vorjahr stiegen. Über alle Märkte hinweg setzten 46 % aller Sammler 2020 ausschließlich auf Galerien, bei denen sie zuvor schon etwas erworben hatten. Ein erheblicher Anteil (41 %) kaufte zudem nur Kunst von ihnen bekannten Künstlern. Vermögende Sammler werden 2021 auf dem Markt aktiv sein, die Mehrheit (57 %) plant, mehr Werke für ihre Sammlungen zu kaufen.
- Wirtschaftliche Auswirkungen: Der Kunstmarkt beschäftigte 2020 schätzungsweise 2,9 Millionen Menschen (ca. 4 % weniger als im Vorjahr) und umfasste etwa 305.250 Unternehmen. Die Nebenausgaben sanken 2020 um 16 % auf 16,6 Milliarden US-Dollar, was mit Sparmaßnahmen und Einschränkungen in Bezug auf Reisen und Veranstaltungen zusammenhängt. Die Umstellung vieler Unternehmen auf den Online-Sektor sorgte dafür, dass fast 80 % mehr für IT ausgegeben wurde als im Vorjahr (3,5 Milliarden US-Dollar).

Clare McAndrew, Gründerin von Arts Economics, kommentiert: „Die COVID-19-Pandemie beeinflusste den Kunstmarkt in einer besonderen Weise, da er fast ausschließlich von kleinen Unternehmen betrieben wird, die auf diskretionäre Einkäufe, Reisen und persönliche Kontakte angewiesen sind. Der Rückgang des Umsatzes war unvermeidlich. Doch die Krise gab auch Anstoß für Veränderungen und Umstrukturierungen, wobei die wichtigste Innovation der Ausbau des Online-Vertriebs war. Der Kunsthandel hat eine unglaubliche Widerstandsfähigkeit bewiesen. Obwohl die Unternehmen noch immer damit kämpfen, den Online-Vertrieb mit dem Reiz von Offline-Verkäufen und -Veranstaltungen zusammenzubringen, sehen nur wenige diese Verschiebung als ein vorübergehendes Phänomen an. Eine der besorgniserregendsten Auswirkungen der Pandemie sind die Folgen für die Beschäftigungszahlen, deren Rückgang sich vermutlich bis weit ins Jahr 2021 erstrecken wird.“

Noah Horowitz, Director Americas bei Art Basel, meint: „Die Ergebnisse des neusten Berichts von Clare McAndrew sind von entscheidender Bedeutung – nicht nur im Hinblick auf die Einblicke, die sie uns in eines der ungewöhnlichsten und herausforderndsten Jahre geben, die der Kunstmarkt je erlebt hat, sondern auch im Hinblick darauf, was sie für die Zukunft unserer Branche bedeuten. Während der Markt 2020 in allen Bereichen stark schrumpfte und sowohl der Wert als auch das Volumen der Verkäufe bei Händlern und Auktionshäusern zurückgingen, bestand weiterhin ein sehr hohes Interesse seitens der Sammler. 2020 war auch eine Zeit der Innovation, Umstrukturierung und Entwicklung neuen Verbraucherverhaltens, vor allem im Internet. All dies hat das Potenzial, die Form des Kunsthandels in der kommenden Zeit neu zu definieren.“
Hier können Sie den Global Art Market Report von Art Basel und der UBS kostenlos ansehen.
Weitere Informationen über Art Basel finden Sie auf der Website von Art Basel.
Möchten Sie die Ergebnisse mit denen des vorherigen Reports vergleichen? Hier ist er: der Art Market Report 2019.
Wenn Sie mehr über die Autorin und Arts Economics erfahren möchten, besuchen Sie die Website von Dr. Clare McAndrew.