Heinz Tursky (1941-2023)

Er war die große Konstante, wenn ich zu einem der vielen numismatischen Events in Hall in Tirol fuhr. Heinz Tursky war immer mit dabei: Freundlich, unauffällig, mit einem unverwechselbaren Lachen und einem so profunden Wissen über die Tiroler Numismatik, dass es mir immer wieder Respekt abverlangte. Wenn ich das nächste Mal zur Haller Münzbörse fahre, wird er nicht mehr da sein. Heinz Tursky ist am 16. April 2023 im Alter von 81 Jahren gestorben.

Der Beruf: Chemielehrer

Niemand hatte es dem am 14. Dezember 1941 geborenen Heinz Tursky an der Wiege gesungen, dass er einst die Tiroler Numismatik nachhaltig prägen sollte. Auch wenn er bereits im Alter von 10 Jahren Münzen zu sammeln begann, folgte er doch dem, was man in der Nachkriegszeit für Vernunft hielt. Er machte in Kufstein sein Abitur, studierte in Innsbruck Chemie und legte 1969 die Lehramtsprüfung mit Chemie im Hauptfach ab. Und das hätte es denn sein können. Immerhin unterrichtete Heinz Tursky viele Jahre lang am BORG – dem Bundes-Oberstufenrealgymnasium in Innsbruck. Dazu war er 24 Jahre lang an der Pädagogischen Akademie des Bundes im Rahmen der Hauptschullehrerausbildung tätig. Aber die Chemie war ihm nicht genug.

Die Gründung der Tiroler Numismatischen Gesellschaft von 1971. Heinz Tursky ist der zweite von links. Foto: Tiroler Numismatische Gesellschaft / Scan Andrea Pancheri.

Die Berufung: Münzen

Heinz Tursky liebte die Münzen. Er sammelte mit Begeisterung und viel Wissen. 1966 wurde er Mitglied der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft, wo er viele Jahre lang als Vorstandsmitglied amtete.

Der große Einschnitt in seiner numismatischen Karriere folgte im Jahr 1971. Damals entschloss sich eine Gruppe von Münzbegeisterten, die Tiroler Numismatische Gesellschaft mit Sitz in Hall zu gründen. Heinz Tursky gehörte zu ihnen. Und er widmete der Gesellschaft einen großen Teil seiner freien Zeit: So redigierte er die Haller Münzblätter und diente als Schriftführer. Bald stieg er auf zum Vizepräsidenten, zum Präsidenten und wurde für seinen Dienst an der numismatischen Community sogar zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Wieder wurde er zu einem brillanten Lehrer – nicht für die Chemie, sondern für die Numismatik. Er inspirierte viele junge Leute, sich für die Numismatik zu begeistern.

Werner Nuding und Martin Holzknecht übergeben Heinz Tursky die Ernennungsurkunde zum Ehrenpräsidenten der Tiroler Numismatischen Gesellschaft. Foto: KW.

Ein numismatischer Sonderfall: Hall in Tirol

Dass die Numismatik in Hall so eine zentrale Rolle spielt, ist auch das Verdienst von Heinz Tursky. Die Tiroler Numismatische Gesellschaft entwickelte sich zu einem wesentlichen Faktor im kulturellen Leben von Hall. Denn schließlich stand hier eine der wichtigsten Münzstätten der Habsburger Dynastie. Hall war ein Zentrum von Innovationen, die wesentliche Bedeutung hatten für die internationale Geldgeschichte. Und die Geschichte dieser Münzstätte rekonstruierte Heinz Tursky in Zusammenarbeit mit dem brillanten Archivar Dr. Heinz Moser.

Die beiden Bände dieser Monographie zur Geschichte der Münzstätte Hall kennt wohl jeder, der sich mit der Numismatik der frühen Neuzeit beschäftigt, denn in ihnen sind beispielhaft die Organisation, die praktische Arbeitsweise und die administrativen Hintergründe einer frühneuzeitlichen Münzstätte dargestellt. Diese Aufarbeitung der Geschichte wurde zur Basis für die gestiegene Wertschätzung, die Bürger und Politiker von Hall der alten Münzstätte und dem kleinen Museum entgegenbrachten. Heinz Tursky gehört zu den geistigen Vätern des Ausbaus der Münze Hall zu einem modernen Museum für Prägetechnik, das heute Touristen aus der ganzen Welt anzieht.

1986 veröffentlichte Heinz Tursky ein zweites Werk, das die Tiroler Numismatik nachhaltig beeinflussen sollte, und zwar einen Katalog der Münzen von Kaiser Rudolf II. aus der Münzstätte Hall, mit dem er das Corpus der Tiroler Münzen initiierte.

Vom Münzsammler zum Münzhändler

Die Numismatik nahm einen immer größeren Teil im Leben von Heinz Tursky ein. Er zog seine Konsequenzen und meldete 1990 ein Gewerbe als Münzhändler an. Seit 1991 war er Mitglied im Österreichischen Münzhändlerverband, seit 1992 beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Numismatik. 1998 entschied sich Heinz Tursky, seine Tätigkeit als Chemie-Lehrer aufzugeben, um sich Vollzeit der Numismatik widmen zu können.

Man war sich in den numismatischen Kreisen Österreichs immer bewusst, was man Heinz Tursky verdankte. So verlieh ihm die Österreichische Numismatische Gesellschaft am 12. Oktober 2012 die Eckhel-Medaille, was seit deren Stiftung im Jahr 1957 damals erst zum 13. Mal geschah. Auch Hall hat sich bei Heinz Tursky noch zu Lebzeiten bedankt: Er ist Träger der Ehrenmedaille der Stadt Hall in Tirol.

Zwischen Sizilien und Hall in Tirol

Heinz Tursky hatte die liebenswerte Fähigkeit, das Leben zu genießen und das zu tun, was ihm Freude machte. Hetzen ließ er sich dabei nicht. Er schätzte die süditalienische Lebensart und war ein großer Fan von Sizilien. Man sagt, dass er mehr als 100mal auf dieser wunderbaren Insel entspannte.

Und nun ist Heinz Tursky am 16. April 2023 im Alter von 81 Jahren verstorben. Wir werden ihn vermissen! Unser Mitgefühl gilt seinen zwei Kindern, seiner Tochter Regina und seinem Sohn Florian.

 

Wenn Sie im Angedenken an Heinz Tursky eine virtuelle Kerze anzünden möchten, können Sie das auf dieser Website tun.