MenschenGesichter Teil 11: Die Iden des März


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“ dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Zu Beginn des Jahres 44 v. Chr. verlieh der Senat von Rom Caesar eine ganze Reihe von Rechten, wie sie ein Römer nie zuvor besessen hatte. Caesar wurde zum Dictator auf Lebenszeit ernannt, durfte die Tracht des Triumphators tragen, so oft es ihm beliebte, und außerdem das eigene Bildnis wie ein hellenistischer Herrscher auf Münzen setzen.
Wollte Caesar König werden? Diese Frage stellten sich damals alle Römer und heute viele Historiker. Sie ist noch immer nicht abschließend beantwortet. Und doch gibt Caesar selbst auf seinen Münzen einen deutlichen Hinweis darauf, wie er sich sah.

Römische Republik. Denar, geprägt unter der Aufsicht des Münzmeisters P. Sepullius Macer, 44 v. Chr. Kopf Caesars n. r., er trägt die etruskische Goldkrone. Rs. Venus Genetrix mit Szepter n. l. stehend, sie hält auf ihrer ausgestreckten rechten Hand eine Victoria, die n. l. eilt, um jemanden mit dem Kranz zu bekränzen, den sie in ihren Händen hält. © MoneyMuseum, Zürich.

Wenn wir den Kranz betrachten, den er auf seinen Münzen trägt, dann fällt auf, dass es sich nicht um den Lorbeerkranz handelt, den wir von späteren Kaisern kennen. Der Kopfschmuck besteht aus kleinen Blättchen und Kugeln. Wir kennen solche Kränze aus der Archäologie. Sie wurden von kunstfertigen Handwerkern aus Gold hergestellt und sind auf etruskischen Malereien und aus Grabfunden im Original überliefert.
Von den Etruskern hatten ihn die Römer übernommen. Ihn trug der siegreiche Feldherr an dem einen Tag, an dem er in einer prächtigen Prozession sein Opfer dem Iuppiter darbrachte. Mit ihm war der Beamte geschmückt, unter dessen Aufsicht Spiele eröffnet wurden. Die goldene Krone war also dem römischen Bürger ein vertrautes Symbol. Sie erinnerte ihn an Sieg, an Leistung für den Staat, an Verantwortung und viele andere Tugenden, die er von seinen Politikern erwarten durfte.

Wie viele andere Aristokraten fühlte sich auch Cicero politisch von Caesar bevormundet. Büste Ciceros in den Kapitolinischen Museen, Rom. Foto: Glauco92 / http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Und in der Tat setzte Caesar gleich nach seiner Machtübernahme ein Reformwerk in Gang, so schnell, so effektiv – noch nie hatten Römer Vergleichbares gesehen. Dass er dabei auf die Meinungen und Interessen jedes einzelnen der inzwischen 900 Senatoren keine Rücksicht mehr nehmen konnte, ist verständlich, wurde ihm aber von den ehemaligen Herren der Welt trotzdem sehr übel genommen. Cicero stellte resigniert fest: „Wir saßen früher im Heck am Steuerruder [des Staatsschiffes], heute ist für uns kaum noch Platz im Bodenwasser.“ Denn was für einen Sinn machte es noch, sich um ein Amt zu bewerben, wenn einem der Weg zu tatsächlichem Einfluss versperrt blieb?
Es war also nicht die Freiheit für alle, die die Verschwörer mit der Ermordung Caesars erkämpfen wollten, sondern ihr Recht auf das bisherige Spiel um Macht und Einfluss. Mit dem Mord traten sie allerdings einen Bürgerkrieg los, der mindestens so viele Menschenleben kostete, wie Caesars Eroberung Galliens. Nur war es diesmal römisches Blut, das floss, und nicht fremdes.

In der nächsten Folge erfahren Sie, wie Caesars Erbe Augustus nach einem blutigen Bürgerkrieg geschickt ein neues Image konstruierte – auch mit Hilfe der Münzen.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.