Münzkabinett Winterthur zeigt keltischen Silberschatz

Keltische Silbermünzen aus Weiach: Sie zeigen auf der Vorderseite einen Apollokopf und auf der Rückseite ein Zweigespann mit Pferden und einem sitzenden Wagenlenker. Quelle: Kantonsarchäologie Zürich.
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Anlässlich der Kulturnacht Winterthur eröffnete das Münzkabinett Winterthur am Samstag, 24. September 2022, drei neue Ausstellungen. Während „Highlights“ und „Querschnitt durch die Sammlung“ eine repräsentative Auswahl aus den reichhaltigen Sammlungsbeständen zeigen, stellt „Weiach – Ein keltischer Silberschatz“ einen spektakulären Münzfund aus dem Zürcher Unterland ins Zentrum.

Weiach – ein keltischer Silberschatz

Fundmünzen sind meist wenig spektakulär. Anders ist dies, wenn die Kantonsarchäologie einen kleinen Schatz hebt, und erst recht, wenn er aus keltischer Zeit stammt. Dies ist beim Fund aus Weiach der Fall. Er versammhttps://muenzenwoche.de/wp-content/uploads/2022/10/01-12-300×296.jpgelt über 60 Silbermünzen aus der Spätzeit der Kelten am Hochrhein.

Im Vorfeld des geplanten großflächigen Kiesabbaus im Gebiet von Weiach-Langächer entschloss sich die Kantonsarchäologie Zürich eine umfassende Prospektion zu veranlassen. Während einer Begehung am Sanzenberg entdeckte ein Mitarbeiter der Kantonsarchäologie im Oktober 2020 eine keltische Münze. In der Folge wurden in einem Areal von rund 5.000 m2 insgesamt 63 keltische Münzen geborgen. Darunter waren 62 „Silberstatere“ und eine Potinmünze des sogenannten „Zürcher Typs“, die alle ins 2./1. Jh. v. Chr. datieren. Zudem wurde eine römische Silbermünze des Kaisers Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) gefunden.

Die „Silberstatere“, geringhaltige Silbermünzen, sind Imitationen nach griechischen Münzen aus einer späten Phase (ca. 125-50 v. Chr.), deren Stil sich deutlich in keltische Richtung weiterentwickelt hat. Sie zeigen auf der Vorderseite einen Apollokopf und auf der Rückseite ein Zweigespann mit Pferden und einem sitzenden Wagenlenker. Der Lenker trägt zum Teil einen Schild, zum Teil einen länglichen Gegenstand. Bei einzelnen Exemplaren steht der Lenker und zwei Exemplare stellen einen Reiter mit erhobenen Händen dar. Alle Stücke weisen unter den Pferden verschiedene Beizeichen („Triskeles“, Rosetten, „Torques“) auf.

Warum die Münzen in Weiach vergraben oder deponiert wurden, ist unklar. Vielleicht wurden sie im Bereich eines Heiligtums (z.B. bei einer Quelle) als Weihegabe deponiert. Bislang sind aus der Umgebung keine weiteren keltischen Fundstellen bekannt. Auch aus römischer Zeit kennt man nur wenige Einzelfunde, sieht man von den spätrömischen Wachtürmen entlang des Rheins ab.

In der Nähe des Fundplatzes verläuft der „Alte Zürichweg“. Dieser wichtige historische Verkehrsweg führte mit Bestimmtheit seit dem Mittelalter von Kaiserstuhl AG mit seinem Rheinübergang nach Zürich. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass diese Verbindung schon von den Römern, vielleicht sogar schon von den Kelten genutzt wurde. Dies wäre eine mögliche Erklärung für die Lage der Fundstelle.

Ausstellung „Highlights“: Schaffhausen, Stadt, Taler 1656, Abschlag in Holz. Vorderseite: Schaffhauser Schafbock springt aus einem Turm mit Zinnen, Umschrift: MONETA NOVA SCAFVSENSIS 1656. Münzkabinett Winterthur, Inv. Nr. S 6980. Foto: Lübke+Wiedemann, Leonberg.

Highlights

Mit über 60.000 Münzen aus fast drei Jahrtausenden und aus der ganzen Welt besitzt das Münzkabinett Winterthur eine der größten Münzsammlungen der Schweiz. Große Teile, wie die Sammlungen antiker griechischer oder mittelalterlicher und neuzeitlicher Schweizer Münzen, halten internationalen Vergleichen stand. Die Sammlung enthält zahlreiche bedeutende, kostbare und auch spezielle Objekte. Nicht alle sind auf Anhieb als solche erkennbar. Die Ausstellung „Highlights“ präsentiert 32 Objektgeschichten, die sich um die Themenkreise „Ego“, „Glanz & Gloria“, „Der zweite Blick“ und „Exoten“ drehen.

Querschnitt durch die Sammlung

Nur selten ist die Münzsammlung in ihrer ganzen Breite zu sehen. Dies versucht die neue Ausstellung. Sie bietet einerseits einen geografisch-historischen Überblick zur Münzgeschichte des 7. Jahrhunderts v. Chr. bis in die Gegenwart und macht andererseits bedeutende Themen aus verschiedenen Zeiten und Kulturen sichtbar. Sie wird periodisch ergänzt und erneuert – selbst die Besucher:innen können sich im Rahmen eines partizipatorischen Projekts mit eigenen Ideen einbringen.

Der Münzsammlung angegliedert ist die Antikensammlung, welche in der neuen Ausstellung ebenfalls einen festen Platz bekommt. Sie ist parallel zur Münzsammlung gewachsen und enthält die ältesten archäologischen Funde der Stadt Winterthur sowie Objekte der antiken Mittelmeerkulturen und der prähistorischen Kulturen. Die Exponate erlauben neue Blicke auch auf Bezüge innerhalb der beiden Sammlungen.

 

Für weitere Informationen besuchen Sie die Website des Münzkabinetts Winterthur.

Seit letztem Jahr ist die Sammlung des Münzkabinetts Winterthur auch über das IKMK-Portal zugänglich.

In diesem Jahr erhielt das Münzkabinett eine spektakuläre Sammlung Renaissance Medaillen als langfristige Leihgabe.

Das Münzkabinett Winterthur ist das einzige Schweizer Münzkabinett, das gleichzeitig ein eigenständiges Museum ist. Aufgrund der Kosten prüft die Stadt aktuell alternative Formen der Trägerschaft.