Österreichs Geschichte im Spiegel seines Papiergelds

Die Geschichte des österreichischen Papiergeldes ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts ist gekennzeichnet von vielen Höhen und Tiefen, von starkem und bald schwindenden Vertrauen in die neu eingeführten Banknoten, kriegsbedingt gedruckt in Riesenemissionen von auf Hochtouren laufenden Notenpressen. Ende 1797 waren bereits beinahe 75 Millionen Gulden in Form von Papiergeld im Umlauf. Die jährlichen Staatsausgaben waren von weniger als 100 Millionen Gulden (am Ende der Regierungszeit von Kaiserin Maria Theresia) auf 572 Millionen Gulden im Jahr 1798 (unter Kaiser Franz) gestiegen.

Los 5273. Aerarische Anticipations- & Domestical-Obligation zu 100 Gulden des Hzgt. Steyer 1767 und Los 5274. Wiener Stadtbanco 10 Gulden 1784.

Diese Riesensummen konnten nur noch mit Papiergeld abgepuffert werden; Gold- und Silbergeld verschwand zusehends, ersetzt durch Wiener Bancozettel und kupferne Scheidemünzen. 1810, natürlich auch im Zusammenhang mit dem Krieg gegen Napoleon, belief sich die Umlaufsumme des Papiergeldes auf bereits über eine Milliarde Gulden.
Viele einschneidende Ereignisse im Geldwesen der Monarchie lassen sich chronologisch aufreihen:

Los 5282. Einlösungsschein zu 1 Gulden 1811 und Los 5283. Anticipationsschein zu 2 Gulden 1813.

Der Staatsbankrott von 1811 führte zur Einwechselung der alten Bancozettel in neu ausgegebene Einlösungsscheine. Die Bancozettel wurden dabei auf einen Fünftel des Nennwertes abgewertet. Kaiser Franz I. soll in diesem Zusammenhang gesagt haben: „Was soll es. Ein Bankrott ist eine Steuer wie jede andere. Man muss es nur so einteilen, dass jeder gleich viel verliert!“ Ausserdem führte die Regierung eine zusätzliche Währungsform ein, die Antizipationsscheine.

Los 5284. „Privilegirte Österreichische Nationalbank“, 5 Gulden 1825.

Mitte 1816 wurde die „Privilegirte Österreichische Nationalbank“ gegründet mit dem Ziel, dass später kein Papiergeld mehr zu Zwangskursen ausgegeben werden sollte.

Los 5310. Österreichisch-Ungarische Bank, 100 Gulden/Forint 1880 // Los 5314. 100 Kronen/Korona 1902.

Ab 1848, in den Jahren von Kriegen und Revolutionen, musste das riesige Reich erneut verzinsliche und unverzinsliche Cassa-Anweisungen und auch Reichsschatzscheine ausgeben. Dazu kamen die besonderen Ausgaben für Ungarn und die Venezianisch-Lombardischen Gebiete. Kleinnominale schlichen sich zusehends in den lokalen Geldumlauf, in Form von Notgeld-Ausgaben durch Gemeinden und sogar Private. 1857 wurde erstmals der Gulden zu 100 Kreuzern (nicht mehr zu 60 Kr.) als österreichische Währung eingeführt, 1878 gründete man die „Österreichisch-Ungarische Bank“, ab 1892 wurde der Gulden zu 2 Kronen als österreichischen Währung fixiert, und per Beginn des Jahres 1900 wurde die Krone ausschliessliche gesetzliche Währungseinheit.

Los 5340. Österreichische Nationalbank, 50 Schilling 1935.

Dann kam der 1. Weltkrieg mit einem anfänglichen Notenumlauf von ca. 3 Milliarden Kronen, der sich bis gegen Ende 1918 auf über 40 Milliarden steigerte. Der Zusammenbruch der Monarchie änderte nochmals alles. Die neu entstandenen Länder nutzten anfänglich noch alte Noten mit speziellen Aufdrucken; erneut wurden wieder Notgeldausgaben gedruckt, und zu guter Letzt kam ab 1921 noch die Inflation dazu. Als weitere einschneidendes geldpolitisches Ereignisse kann stichwortartig die Einführung der Schillingswährung ab Beginn 1925 genannt werden.

Los 5342. Alliierte Militärbehörde, 1000 Schilling 1944.

Während der Zeit der Eingliederung Österreichs ins Deutsche Reich ab März 1938 kam es zur Einführung der Reichsmark und nach dem 2. Weltkrieg dann die erneute Währung in Schillingen, nachdem zwischendurch die West-Alliierten und auch die russischen Besatzungsbehörden Banknoten als Übergangsgeld gedruckt hatten. Mit dem Euro garantiert endlich wieder eine stabile Währung zwischen Vorarlberg und dem Burgenland dem Bürger Vertrauen ins Geld.

Los 5293. 10 Gulden 1858 (Fälschung und echtes Exemplar) und Briefumschlag.

So ein riesiges Reich, bestehend aus verschiedensten Kulturkreisen und Völkern, mannigfachen Sprachen und Gesellschaftsstrukturen, war verständlicherweise nur schwer regierbar und eine gemeinsame Finanzpolitik eine beinahe unlösbare Aufgabe. Es verwundert deshalb kaum, dass Fälscher die Schwächen des Banknoten-Systems für sich zu nutzen suchten, begonnen mit Napoleon, der mit falschen Papieren die Wirtschaft der zu besetzenden Länder schädigen wollte, bis zu Geldfälschern mit mehr oder weniger Talent. Der berühmteste Fälscher österreichischer Banknoten war Peter von Bohr (1733-1847). Mit grossem Aufwand versuchten die Behörden die Falsifikate aus dem Umlauf zu nehmen und ihrer kriminellen Hersteller habhaft zu werden. Und wie es sich für einen gut organisierten Staat mit genügend Beamten gehört, wurde alles dokumentiert, zentralisiert und aufgerechnet. So sind etwa die Umschläge, in welchen man die Fälschungen aufbewahrte und dann alles nach Wien weiterleitete, interessante Zeitdokumente.

Rückblickend hat also die für Aussenstehende chaotisch anmutende Banknotengeschichte Österreichs absolut seinen Reiz. Wie wäre es mit einem neuen Sammelgebiet? Am 25. Oktober 2018 findet die 52. Auktion der Sincona AG in Zürich statt. Neben einer Vielzahl von Banknoten und Wertpapiere aus aller Welt finden sich auch 78 Losnummern zu Österreich, die die teilweise chaotische Geschichte der Banknoten der Alpenrepublik erzählt.

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