Schätze im DDR-Münzgeld – Teil 2: 1956-1990

Das Portemonnaie ist voller Kleingeld und trotzdem leicht wie eine Feder – das bringt die meist aus Aluminium geprägten Umlaufmünzen der DDR auf den Punkt. Leichtgewichte waren sie auf alle Fälle, zeitgleich aber auch etwas eintönig. Das 1969 eingeführte 20-Pfennig-Stück brachte dann doch noch etwas Farbe in die Geldbörsen. Aber wer hätte gedacht, dass es sogar unter den vielen Millionen Kleinmünzen der DDR einige „Schätze“ zu heben gibt? Zudem verbergen sich darunter auch einige Besonderheiten und Kuriositäten, denen wir im zweiten Teil der Serie unsere Aufmerksamkeit schenken wollen.

 

Nachdem ab 1954 keine DDR-Münzen mehr im sächsischen Muldenhütten hergestellt wurden, lieferte nur noch die Münzprägestätte am Molkenmarkt in Berlin das notwendige Münzgeld an die Deutsche Notenbank (DDR) bzw. ab 1968 an die Staatsbank der DDR. Die Ausgabe des 1-Deutsche-Mark-Stücks im Jahre 1956 führte auf den gemeinsamen Rückseiten (RS) ein neues Bild ein. Ab sofort, und bis zum Ende der Prägezeit im Jahre 1990, zierte das Wappen der DDR die Rückseiten der Umlaufmünzen der DDR. Die Vorderseite (VS) diente der Wertbezeichnung. Bei Münzen zu 1, 5, 10 und 20 Pfennig war der Rand glatt. Bei Münzen zu 50 Pfennig und dem 2-Mark-Stück war der Rand geriffelt. Das 1-Mark-Stück hatte einen glatten Rand mit dreizehn eingeprägten Sternen. Das 5-Mark-Stück „XX Jahre DDR“, das häufig im Umlauf anzutreffen war, trug viermal die Randinschrift „5 Mark“.

 

Deutsche Mark und Mark

Eine kleine Besonderheit, die heute oft übersehen wird, ist die Tatsache, dass lange Zeit die Bezeichnung „Deutsche Mark“ verwendet wurde. Auf den ersten 1- und 2-Mark-Stücken aus Aluminium, die in den Jahren 1956, 1957, 1962 und 1963 geprägt wurden, stand noch „DEUTSCHE MARK“ als Währungsbezeichnung. Ab 1972 war nur noch „MARK“ auf den Münzen zu lesen. Eine weitere erwähnenswerte Tatsache betrifft das 20-Pfennig-Stück. Es wurde 1969 und 1971 zunächst ohne den Prägebuchstaben „A“ hergestellt. Von 1972 bis 1990 ist das „A“ wieder oben auf jeder Münze zu finden. Warum ist das so? Bis heute konnte dieses Phänomen nicht vollständig aufgeklärt werden. Das 20-Pfennig-Stück aus Messing war in der DDR eine sehr praktische Münze, die im Volksmund gern als „Telefonzwanziger“ bezeichnet wurde. Der Grund war, dass die Apparate der Telefonzellen für ein Ortsgespräch ein 20-Pfennig-Stück verlangten. Das Haupteinsatzgebiet war wohl trotzdem der öffentliche Nahverkehr, da eine Fahrt mit S-Bahn, U-Bahn, Bus oder Straßenbahn 20 Pfennig kostete. Daher hatte man von diesen Stücken immer eine „stille Reserve“ im Haushalt parat.

1 Pfennig DDR 1960 bis 1990

1 Pfennig 1960–1990

Der kleine DDR-Pfennig. Kaum spürbar liegt er in der Hand, und trotzdem ist er da. Er wiegt nur 0,75 Gramm! Vergessen wir zunächst die alten Spott-Bezeichnungen wie „Blechtaler“ oder auch „Aluminiumchip“, denn das gilt heute wohl nicht mehr. Sammler zahlen gern bar in Euro, wenn es um rare Stücke geht! Der Jahrgang 1965 ist momentan gesucht und kann bei guter Erhaltung bis zu 40 Euro bringen. Der Wert für Münzen der Jahrgänge 1972 und 1973 liegt bei 10 Euro bzw. 12 Euro und für 1-Pfennig-Münzen der Jahrgänge 1977 bis 1989 zahlen Sammler bei entsprechender Erhaltung zwischen 20 Cent und einem Euro. Im Jahre 1990, dem Jahr der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten, wurden diese Münzen auch noch geprägt. Es waren aber nur wenige Stücke, die die Münzstätte am Molkenmarkt in Berlin verließen, und daher sind sie inzwischen recht teuer. Steht auf Ihrer gefundenen Münze das Jahr 1990, können Sie für solch einen Pfennig bis zu 12 Euro bekommen.

 

Besonderheiten:

Der Jahrgang 1968 wurde zwar in einer großen Stückzahl geprägt, diese Münzen sind aber trotzdem etwas Besonderes. Alle Pfennige von 1968 wurden nicht wie vermutet in der DDR, sondern im damaligen Leningrad in der UdSSR hergestellt. Trotzdem wurde dabei der Prägebuchstabe „A“ für Berlin verwendet. Achten Sie bei der Schatzsuche auf Dezentrierungen und Stempeldrehungen, denn sie kommen vor und solche Fehlprägungen können bis zu 50 Euro wert sein. Auch nach der Wirtschafts- und Währungsunion im Jahre 1990 waren diese Münzen noch bis zum 1. Juli 1991 gültig und hatten einen Kurswert von einem Pfennig (West).

5 Pfennig DDR 1968 bis 1990

5 Pfennig 1968–1990

Achten Sie auf den Jahrgang 1982, denn damals wurden nur wenige Münzen geprägt. Für solche Stücke zahlen Sammler bis zu 350 Euro, wenn die Erhaltung stimmt. Münzen der Jahrgänge 1985 und 1986 können dagegen bis zu 18 Euro bringen. Auch im Jahre 1987 wurden nur wenige Münzen hergestellt und für diese Stücke werden oft Preise von bis zu 20 Euro erzielt. Alle anderen Jahrgänge können dagegen noch zwischen 20 Cent und 2 Euro einbringen.

 

Besonderheiten:

Es gab zahlreiche Versuchsprägungen und Materialabweichungen zu Probezwecken. Solche Stücke werden zu Liebhaberpreisen gehandelt. Stempeldrehungen und Dezentrierungen kamen auch hier vor. Nach der Wirtschafts- und Währungsunion im Jahre 1990 waren diese Münzen noch bis zum 1. Juli 1991 gültig und hatten einen Kurswert von 5 Pfennig (West).

10 Pfennig DDR 1963 bis 1990

10 Pfennig 1968–1990

Stücke des ersten Jahrgangs (1963) sind in sehr guter Erhaltung gesucht und liegen pro Stück bei 5–60 Euro. Münzen aus dem Jahre 1965 sind bis zu 10 Euro wert. Entsprechend gut erhaltene Stücke der Jahrgänge 1967–1971 können zwischen 50 Cent und 2 Euro bringen. Der Jahrgang 1972 hatte eine niedrige Auflage und daher zahlen Sammler für solch ein Stück gern bis zu 22 Euro. Spitzenreiter ist hier der Jahrgang 1984, denn inzwischen sind gut erhaltene Münzen schwer zu finden. Die Preise liegen hier zwischen 20 Euro und 45 Euro pro Münze. Die beiden Jahrgänge 1985 und 1986 sind ebenfalls rar geworden. Hier liegt der Wert bei mindestens 3 Euro. Auch die weiteren Jahrgänge sind schon zu kleinen Seltenheiten geworden und können zwischen 50 Cent und 2 Euro einbringen. Wie schon oft betont, kommt es hier auf die tadellose Erhaltung an. Das 10-Pfennig-Stück der DDR wurde im Jahre 1990 letztmalig geprägt und solche Münzen können bis zu 23 Euro wert sein.

 

Besonderheiten:

Es gab zahlreiche Versuchsprägungen und Materialabweichungen zu Probezwecken. Solche Stücke werden zu Liebhaberpreisen gehandelt. Stempeldrehungen und Dezentrierungen kamen auch hier vor. Nach der Wirtschafts- und Währungsunion im Jahre 1990 waren diese Münzen noch bis zum 1. Juli 1991 gültig und hatten einen Kurswert von 10 Pfennig (West).

20 Pfennig DDR 1969 bis 1990

20 Pfennig 1969–1990

Erst im Jahre 1969 reihte sich die 20-Pfennig-Münze in den Reigen der DDR-Umlaufmünzen ein. Wie oben bereits erwähnt, war diese Münze der Farbklecks in den Geldbörsen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass jeder von uns Kindern möglichst schnell solch ein goldglänzendes Messingstück besitzen wollte. Für gut erhaltene Stücke der Jahrgänge 1969 bis 1979 zahlt der Sammler heute oft bis zu 12 Euro. Münzen von 1980 werden zwischen einem Euro und 25 Euro gehandelt. Ähnliches gilt für die Jahrgänge 1981–1988. Aus dem Jahrgang 1989 gibt es noch viele Münzen. Hier liegt der Preis daher niedriger, und zwar zwischen 50 Cent und einem Euro. Obwohl Stücke des Jahrgangs 1990 nur für Münzsätze geprägt wurden, sind diese Münzen auch heute noch zu finden, da viele der Sätze vom Besitzer geöffnet und beim Einkauf eingesetzt wurden. Münzen des Jahrgangs 1990 sind je nach Erhaltung bis zu 23 Euro wert.

20 Pfennig DDR 1969 und 1971 VS ohne Buchstaben A

Besonderheiten:

Es gab zahlreiche Versuchsprägungen und Materialabweichungen für Probezwecke. Zudem kam es im Prägeprozess zu Rondenverwechslungen. Solche Stücke werden zu Liebhaberpreisen gehandelt. Stempeldrehungen und Dezentrierungen kamen ebenfalls vor. Nach der Wirtschafts- und Währungsunion im Jahre 1990 waren diese Münzen noch bis zum 1. Juli 1991 gültig und hatten einen Kurswert von 20 Pfennig (West).

50 Pfennig DDR 1958 bis 1990

50 Pfennig 1958–1990

Die teuersten Münzen kommen aus dem Jahr 1984 und Sammler zahlen dafür bis zu 35 Euro pro Stück. Auch Münzen des Jahrgangs 1980 können bis zu 30 Euro wert sein. In beiden Jahren wurden nur wenige Münzen geprägt. Alle anderen Jahrgänge liegen zwischen einem Euro und 5 Euro. Zu den begehrten Stücken zählen auch hier die Münzen des Jahrgangs 1990, denn es gab sie nur in Münzsätzen. Preise von bis zu 30 Euro sind hier keine Seltenheit.

 

Besonderheiten:

Es gab zahlreiche Versuchsprägungen und Materialabweichungen für Probezwecke. Zudem kam es im Prägeprozess zu Rondenverwechslungen. Solche Stücke werden zu Liebhaberpreisen gehandelt. Stempeldrehungen und Dezentrierungen kamen ebenfalls vor. Nach der Wirtschafts- und Währungsunion im Jahre 1990 waren diese Münzen noch bis zum 1. Juli 1991 gültig und hatten einen Kurswert von 50 Pfennig (West).

 

Die DDR-Umlaufmünzen zu 1 Deutschen Mark, 1 Mark, 2 Deutsche Mark, 2 Mark sowie 5 Mark „XX Jahre DDR“ folgen in Schätze im DDR-Münzgeld – Die Ausgaben der Deutschen Notenbank (DDR) und der Staatsbank der DDR 1956–1990, Teil 3.

 

Alle Fotos Privatarchiv (Repros / Bearbeitungen) ©Angela Graff

 

Unser Autor numiscontrol hat auch einen äußerst interessanten Beitrag zu Geldautomaten und Geldkarten der DDR verfasst.

Wenn Sie wissen wollen, was aus der ehemaligen Prägestätte von Muldenhütten geworden ist, auch darum hat sich numiscontrol gekümmert.

Ohne Ostalgiker zu sein, interessiert sich numiscontrol sehr für die Geschichte des geteilten Deutschlands und kann sich tierisch darüber aufregen, wenn eine Abbildung Geschichtsklitterung betreibt wie auf diesem 0-Euro-Schein.

Übrigens stammt aus der Feder von numiscontrol einer unserer beliebtesten Artikel: Unentdeckte Schätze bei Umlaufmünzen. Eine Übersicht.