So erkennen Sie Fälschungen garantiert. Teil 1: Das Schweizer Vreneli

Nach der Veröffentlichung meines letzten Beitrags wurden mir viele Fragen über Fälschungen von den meistgehandelten Münzen gestellt. Die Fragen waren unterschiedlich formuliert, haben aber alle einen gemeinsamen Kern: Wie kann ich die von mir gekauften Barren und Münzen auf deren Echtheit prüfen? Erstaunlicherweise hat nur eine Person gefragt, wie man sich bereits vor dem Ankauf absichern kann, um nicht eine falsche Münze zu kaufen!

Um die Sache etwas zu erleichtern, habe ich ein paar typische Fälschungen fotografiert und beschrieben. Ich habe mich für die Stücke entschieden, die ich Ende der 90er Jahre gekauft hatte, die aber die bis heute bei diversen Kunden und Händlern im Umlauf sind. Die Informationen sollen lediglich zur Sensibilisierung dienen und nicht für eine endgültige Beurteilung.

Heute fangen wir mit 20 SFR Vreneli an, in weiteren Folgen erörtere ich die österreichischen Dukaten, Englische Sovereign und zum Schluss 20 US-Dollar.

So sieht ein echtes 20-Franken-Vreneli aus. Aus Auktion Künker 298 (2017), 4453.

Das beliebte 20-CHF-Vreneli

Das 20-Schweizer-Franken-Vreneli mit einer geprägten Menge von mehr als 58 Millionen Stück gehört zu der bekanntesten Münzgruppe Europas.

Auf der Vorderseite sieht man den Kopf einer Frau, den Blick nach links gerichtet. Ihr Haar ist im Zopf geflochten und ihr Kleid mit einem Motiv aus Edelweiß bestickt. Im Hintergrund sind die Berge. Oben ist der Schriftzug „HELVETIA“ zu finden, unten rechts ist der Name des Künstlers („F. LANDRY“) geprägt. Am Rand entlang verläuft der Perlkreis. Die Rückseite zeigt den Nominalwert „20 FR“, Zahlen und Buchstaben werden vom Schweizerwappen mit einem Eichenzweig getrennt. Unten steht die Jahreszahl, rechts davon das Münzeichen „B“. Auch hier findet man am Rand entlang den Perlkreis. Die Randprägung besteht aus 22 erhabenen Sternen (7/7/8, insgesamt 22, für jeden Kanton einen). Die Nachkriegsprägungen haben links neben dem Jahr (1935) ein „L“ stehen, um sie von den tatsächlich im Jahr 1935 geprägten Münzen zu unterscheiden. Die Prägungen mit den Jahrzahlen 1947 und 1949 tragen anstelle von Sternen die den Randschrift: „<6 Sterne> AD / LEGEM ANNI / MCMXXXI <1 Stern>“.

Vrenelis: beliebt bei Händlern, Anlegern, Fälschern

Die Münzen gehören zum Portfolio eines jeden Goldhändler. Die einzelnen Stücke werden genauso oft gehandelt wie Anlieferungen mit 1000 oder 2000 Stück.

Fast alle Jahrgänge vom Vreneli werden mit ein paar Prozent über Spot gehandelt.

Die zwei Ausnahmen sind:

  • Die Gondo-Münzen. Im Jahre 1897 wurden nur 29 Stück der Goldvreneli aus dem Goldbergwerk in Gondo geprägt. Diese Prägungen sind an ihrer helleren Farbe – die Legierung enthält im Gegensatz zu den normalen Prägungen Silber – und an einer kreuzförmigen Kontermarke auf dem schweizerischen Kreuz zu erkennen.
  • Münzen aus dem Jahrgang 1926. Diese wurden in einer kleineren Menge (50.000 Stück) geprägt.

Die Legierung, aus welcher die Vreneli geprägt sind, besteht zu 900 Teilen aus Feingold und zu 100 Teilen aus Kupfer. Das ist die Ursache für die leicht rötliche Farbe der Münzen.

Die Parameter: Ein Feingoldgehalt von 5,8 Gramm, ein Durchmesser vom 21 mm und eine Dicke (Stärke) von 1,25 mm. Diese Werte sind im Bereich der Goldmünzen nicht unüblich, aber nur die 20 Franken Vreneli haben solch eine Popularität erreicht. Die kleine Goldeinheit erlaubt Kleinanlegern in Gold zu investieren, ohne größere Mengen an Geld zu bewegen und große Händler sowie Münzbesitzer sind in der Lage, genau zu bestimmen, wie viel von ihrem Kapital bewegt wird.

Die beschriebenen Eigenschaften haben dazu beigetragen, dass diese kleine Münze aus der Schweiz für alle, die sich im Goldmarkt bewegen, zu den Favoriten gehört: Für die Kunden, die Händler, die Sammler – und leider auch für die Fälscher.

Die Vreneli zählen – zusammen mit Dollar und Reichsmark – zu den meistgefälschten Münzen, die ich in meiner 35-jährigen Arbeit gesichtet habe. Aber auch in diesem Bereich sind die Vreneli etwas Besonderes. Mir sind viele verschiedene Varianten von Fälschungen bekannt, die unterschiedliche Prägedaten tragen. Jedoch man kann nicht sagen, dass bestimmte Jahrgänge zu den Lieblingen der Fälscher gehören (wie zum Beispiel der Jahrgang 1904 bei 20 US$ Liberty) oder dass fast jeder Jahrgang gefälscht wird (wie bei 20 RM Wilhelm II Preußen).

Es ist auch erstaunlich, dass Prägungen, die das Datum 1935 tragen, nicht so oft nachgemacht sind. Die offiziellen Nachprägungen 1935 LB sind – auf Grund der enorm großen geprägten Mengen (über 20 Millionen Stück) – teilweise, um es diplomatisch zu formulieren, sehr undeutlich geprägt. Das erleichtert dem Fälscher die Aufgabe enorm. Hier haben wir mit dem seltenen Fall zu tun, dass die Qualität mancher Fälschungen sogar besser ist als die der Originale.

Viele mir bekannte Kopien sind aus Gold hergestellt, dessen Feingehalt nur leicht unter 900 liegt oder sogar aus exakt der gleichen Legierung wie die Originale bestehen. Das verursacht ein Identifikationsproblem bei Prüfung mit Geräten, deren Bewertung auf der elektrischen Leitfähigkeit basiert. Bei solchen Fällen würden die Geräte wie erwartet den richtigen Wert anzeigen, der zwischen 9,1 und 8,45 MS/m liegen sollte.

Fälschung konkret: 20 Franken 1922 B

Als konkretes Beispiel möchte ich Ihnen die 20 Franken 1922 B präsentieren. Die Fälschung ist eine interessante Variante aus folgenden Gründen: Der Jahrgang 1922 wurde in vier (mir bekannten) Versionen gefälscht und jede davon ist mit einem anderen Stempel gemacht. Die Qualität der Kopien ist unterschiedlich, von sehr gut bis durchschnittlich.

Die Beurteilung, welche Qualität das von mir präsentierte Exemplar aufweist, überlasse ich dem Leser. Die Münze wiegt 6,52 Gramm, hat einen horizontalen Durchmesser vom 21,06 mm, ist 1,12mm dick.

Die elektrische Leitfähigkeit beträgt 9,4 MS/m – bei 120 KHz; mit Sigmascope C gemessen.

Die Legierung besteht aus: 88,6 % Au; 0,83% Ag; 10,3 % Cu und 0,04 % Zn; mit XRAY XAN 220 gemessen.

Die Fälschung wurde mit der Prägetechnik hergestellt.

Avers des 20 Franken 1922 B mit unsauberer Prägestelle an der Nasenspitze. Foto: Peter Zgorzynski.

Der Avers ist relativ gut nachgemacht. Bei genauerer Betrachtung der Nasenspitze erkennt man jedoch die unsaubere Prägestelle (Negativ)

Die Buchstaben H und A zeigen Abweichung in Form und Prägequalität. Neben dem „A“ ist ein kleiner Punkt sichtbar (Positiv).

Die Ziffern der Jahreszahl auf dem Revers sind zwar bei der Fälschung ähnlich geformt wie im Original, weisen aber unscharfe Kanten auf. Foto: Peter Zgorzynski.

Wie man auf dem Revers sehen kann, zieht die nicht sauber geprägte Jahreszahl die Aufmerksamkeit auf sich. Die Ziffern sind in der Form ähnlich wie beim Original aber die unscharfen Kanten sind deutlich zu sehen.

Der Buchstabe B unterscheidet sich deutlich vom Original. Foto: Peter Zgorzynski.

Der Buchstabe B ist in Form und in Prägung anders als auf der echte Münze.

Auch das Schweizer Wappen verrät die Fälschung. Achten Sie auf die kleine Delle in Form eines Strichs. Foto: Peter Zgorzynski.

Die nächste Stelle, die sich von der Mustermünze unterscheidet, ist der unterste Teil des Schweizer Wappens. Beim falschen Exemplar ist hier die kleine Delle in Form eines Strichs zu erkennen.

Auch die Sterne sind bei der Fälschung anders geformt. Foto: Peter Zgorzynski.

Die Sterne am Rand haben eine andere Form und an einer Stelle ist deutlich einen positiver Strich zu sehen.

Das sind nur ein paar Merkmale, bei weitem nicht alle, die auf der gefälschten Münze sichtbar sind. Es sind nur die Indikatoren, die bei der Identifizierung einer Fälschung behilflich sein können. Selbstverständlich muss man bei der Interpretation aller hier gegebenen Informationen sehr vorsichtig sein. Nicht alle Vreneli, die einen Punkt auf der Oberfläche haben, müssen zwangsläufig falsch sein. Wenn Sie ähnliche Besonderheiten auf Ihren Münzen finden, kontaktieren Sie bitte einen Spezialisten, der mit Hilfe eines Mikroskops und anderer Prüfgeräte in der Lage ist, die Echtheit der Münzen festzustellen.

 

Wenn Sie wissen wollen, mit welcher Erfahrung der Autor sein Wissen weitergibt, lesen Sie den Who’s Who zu Peter Zgorzynski.

Dieses geballte Fachwissen spüren Sie auch in seinem Artikel zum Thema Wolframfälschungen – für alle, die es ganz genau wissen wollen.

Über die Hintergründe des (echten) Vrenelis als Anlagemünze haben wir ausführlich geschrieben.

Mehr darüber, wie man Fälschungen erkennt, haben wir in einer vierteiligen Reihe erklärt, „Fälschungen erkennen – leicht gemacht“: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

In die Faszination der Fälschungen entführte eine Ausstellung in Italien.

Auch NGC bemüht sich, den Kunden ein Instrument in die Hände zu geben, damit diese Fälschungen entlarven.