Kozinowski, Otto (1939-1994)

Otto Kozinowski wurde am 22. Januar 1939 in Elbing geboren. Seine Jugend verbrachte er in Coburg; am dortigen Kasimirianum hat er auch das Abitur abgelegt. Nach dem Studium an der TH/TU München wurde er Assistent, später wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Lehrstuhl für Mathematik. Danach unterrichtete er einige Jahre lang am Nymphenburger Gymnasium. Bereits in diesen Jahren war er – als freier Mitarbeiter – auch für die Münzhandlung Gerhard Hirsch tätig. Seit Ende 1979 leitete Otto Kozinowski die Numismatische Abteilung des Bankhauses H. Aufhäuser in München. Er hat also aus seiner Liebhaberei, der Beschäftigung mit Münzen und Medaillen, seinen Lebenberuf gemacht, wie mancher andere in den 1960er und 1970er Jahren. Seit 1990 war er auch als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Münzen des Mittelalters und der Neuzeit und für Medaillen tätig. Am 22. März 1994 ist Otto Kozinowski in München unerwartet verstorben.

Ein Leben im Zeichen der Numismatik

Die Details seiner Sammeltätigkeit und seiner Beteiligung am numismatischen Vereinsleben – in der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft – sind bereits von Manfred Schulze und Hans Roland Baldus dargestellt worden. Das braucht hier nicht wiederholt zu werden. Etwas ausführlicher ist aber seine Leistung als wissenschaftlicher Numismatiker und Historiker des Münzwesens zu würdigen, wie sie seit den frühen 1980er Jahren in einer ganzen Reihe von Publikationen ihren Niederschlag gefunden hat. Hauptsächlicher Ausgangspunkt dieser Leistung war – ganz ungewöhnlich für einen Numismatiker, zumal einen, der nicht vom Studienfach „Mittlere und Neuere Geschichte“ herkam – ein Archiv und seine Bestände, das Bayerische Staatsarchiv Coburg. Es enthält beispielsweise auch die Akten der Münzstätte Saalfeld, also der Kreismünzstätte des Obersächsischen Reichskreises für Thüringen, und damit viel mehr, als der Uneingeweihte dort erwarten würde.

Die Arbeiten Otto Kozinowskis, die er selbst nicht mehr zu Lebzeiten veröffentlichte, flossen ein in einen 2005 von Hauck & Aufhäuser publizierten zweibändigen Katalog: Die Münzen des Fürsten- und Herzogtums Coburg von 1577 bis 1918. Die Prägungen der in Coburg regierenden sächsischen Herzöge. Bd. 1: Die Prägungen von 1577 bis 1729; Bd. 2: Die Prägungen von 1729 bis 1918. Herausgeber waren Otto Kozinowski (+), Jürgen Otto und Hubert Ruß.

Der Titel einer 1984 erschienenen Quellenedition von H.-D. Kahl und Otto Kozinowski zeigt anschaulich, worum es geht: „Coburger Dokumente zur Münz- und Geldgeschichte des ernestinischen Thüringen“. Die Coburger Archivbestände hat Otto Kozinowski ausgiebig genutzt und ausgeweitet, für Meiningen, für Reuß, für Schwarzburg, ja für Leiningen, vor allem aber für das Fürstentum Coburg selbst. Das Manuskript einer umfassenden Coburger Münzgeschichte liegt abgeschlossen in Otto Kozinowskis Nachlaß vor. Daß es nicht nur die Akten, sondern auch die numismatischen Quellen angemessen verwertet, versteht sich bei einem Autor von selbst, zu dessen täglichem Brot es gehört hat, mit numismatischen Objekten umzugehen und tadellose Texte für die Auktionskataloge der von ihm geleiteten Münzhandlung herzustellen. Es ist sehr zu hoffen, dass Otto Kozinowskis Coburg-Text möglichst bald ans Licht einer breiteren Fach-Öffentlichkeit kommen kann; es wäre mehr als bedauerlich, wenn das Unzulängliche dem Guten im Wege stehen würde, bloß deshalb, weil es bereits gedruckt ist.

Mit seinen Arbeiten zur Münzgeschichte des Hochstifts Regensburg in der Neuzeit hatte Otto Kozinowski bereits die ursprünglichen Grenzen seines Betätigungsfeldes überschritten. Es gehört nicht viel Phantasie zu der Vermutung, dass er in dieser Richtung weitergegangen wäre, hätte nicht der vorzeitige Tod seinem Leben und seiner Arbeit ein Ende gesetzt. Abschließend zu erwähnen ist noch der Rezensent Otto Kozinowski: Er war jeder Pfuscherei, jedem Dilettantismus sehr abgeneigt, und er schreckte nicht vor deutlichen Worten zurück, wenn er Derartigem da begegnete, wo er sich ein begründetes Urteil zutrauen durfte. Es wäre sehr verwunderlich, wenn für einen Numismatiker dieses Kalibers die numismatische Fachliteratur keinen hohen Stellenwert gehabt hätte.

Die meist auch äußerlich ansehnlichen Bände seiner schönen und großen Bibliothek haben ihren Schwerpunkt da, wo Otto Kozinowski beruflich und wissenschaftlich gearbeitet hat: Bei Mittelalter und Neuzeit. Der folgende (allerdings aus anderen Einlieferungen ergänzte) Katalog vermittelt einen guten Eindruck von diesem in Jahrzehnten umsichtig zusammengetragenen Bestand: Von der Standard-Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts zur Numismatik des deutschen Sprachraums fehlt kaum ein Titel, bis zu den wichtigeren Neuerscheinungen des Jahres 1993 hin. Bei den älteren Werken handelt es sich auch da fast ausschließlich um Originale, wo es Neudrucke gibt. Dazu kommt vieles Ältere und Spezielle bis in den Ausgang des 16. Jahrhunderts zurück. Besonders dicht sind natürlich die Länder des Hauses Wittelsbach repräsentiert. Gut vertreten sind auch die Zeitschriften des deutschsprachigen Raums aus dem 19. und 20. Jahrhundert, so die „Blätter für Münzfreunde“ komplett von den ersten seltenen Jahrgängen an, fast komplett die Wiener „Numismatische Zeitschrift“. Reichhaltig belegt sind auch die wichtigen älteren Auktionskataloge.

Bibliographie Otto Kozinowski

Folgende Sigel sind benutzt: JCL: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung. JNG: Jahrbuch für Münz- und Geldgeschichte. MMB: Der Numismatik- und Medaillensammler. Berichte aus allen Gebieten der Geld-, Münzen- und Medaillenkunde. NNB: Numismatisches Nachrichtenblatt.

  1. Aufsätze und Miszellen
  • Die Medaille 1767 auf Erdmann Rudolf Fischer. In: JCL 26, 1981, S. 139-144.
  • Ein Beitrag zur Geschichte der Münzstätte Saalfeld zwischen 1690 und 1730. In: JNG 31/32, 1981/82, S. 149-160 u. Tafel 41-45.
  • Die Saalfelder Silberausmünzungen von 1812 und 1813 für das Herzogtum Sachsen-Coburg- Meiningen. In: JNG 31/32, 1981/82, S. 161-165 u. Tafel 45.
  • Ein Beitrag zum Münzwesen des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt zwischen 1764 und 1825. In: MMB Jg. 22, 1982, S. 1641- 1654 (Nr. 131).
  • Saalfeld als Münzstätte der Würzburger Neujahrsgoldgulden von 1812 und 1813. In: NNB Jg. 31, 1982, S. 162.
  • Eine unbekannte coburgische Medaille aus dem Jahre 1818. In: JCL 28, 1983: S. 285-286.
  • Die bayerischen Gedenktaler 1865-1871. In: MMB Jg. 23 , 1983, S. 1885-1889.
  • Ein unbekannter bayerischer Kronentaler. In: NNB Jg. 32, 1983, S. 23.
  • Die Saalfelder Ausmünzungen für Sachsen-Meiningen 1765-1816. In: NNB Jg. 32, 1983 , S. 145-147. Ein Beitrag zum Münzwesen der Reuß’schen Staaten 1763-1828. In: Münz Zentrum Köln, Auktion 51, 28.-30. März 1984, Katalog S. 104-113.
  • Ein Beitrag zur Tätigkeit des Gothaer Medailleurs Ferdinand Helfricht in den Jahren 1828-1838, anläßlich seines 175. Geburtstages. In: MMB Jg. 24, 1984, S. 2031-2042 (Nr. 142).
  • Anmerkungen zur Kronentalerprägung Sachsen-Coburgs in den Jahren 1825 und 1827. In: NNB Jg. 34, 1985, S. 32-38.
  • Eine unbekannte Marke des 16. Jhs. In: NNB Jg. 36, 1987, S. 65.
  • Die Kronentalerprägung Sachsen-Coburgs. Ein Nachtrag. In: NNB Jg. 36, 1987, S. 227-228.
  • Saalfeld als Münzstätte der Leininger Münzen von 1804 und 1805. Zugleich ein Beitrag zum Münzwesen des Fürstentums Sachsen-Coburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In: JNG 37/38, 1987/1988, S. 101- 127 u. Tafel 21-22.
  • Das Staatspapiergeld des Herzogtums Sachsen-Coburg. In: JNG 39, 1989, S. 37-56.
  • Das Münzwesen der Regensburger Bischöfe in der Neuzeit (1523-1803). In: Das Bistum Regensburg im Spiegel von Münzen und Medaillen. München, Zürich (Schnell & Steiner) 1989, S. 21-33.
  • Noch ungedruckt: Hubert Emmerig und Otto Kozinowski, Die Münzen und Medaillen der Regensburger Bischöfe und des Domkapitels seit dem 16. Jahrhundert (Arbeitstitel).
  1. Quellenedition
  • Coburger Dokumente zur Münz- und Geldgeschichte des ernestinischen Thüringen hrsg. von Hans- Dietrich Kahl und Otto Kozinowski. In: JCL 29, 1984, S. 1-1743.
  1. Buchbesprechungen
  • JNG 26, 1976, S. 194 (F. Spruth, Die Bergbauprägungen der Territorien an Eder, Lahn und Sieg. Bochum 1974).
  • JNG 26, 1976, S. 196- 197 (R. Haas, Die Prägungen der Mannheimer Münzstätten. Mannheim 1974). JNG 27, 1977, S. 141 (H. Jungwirth, Corpus Nummorum Austriacorum Bd. 5 Wien 1975).
  • JNG 31/32, 1981/1982, S. 191-194 (W. Grasser, Bayerische Geschichtstaler. Rosenheim 1982).

Nachrufe auf Otto Kozinowski

  • Hans Roland Baldus in NNB Jg. 43, 1994, S. 125.
  • in JNG 42/43, 1992/93 (1994), S. 399-400.
  • M(anfred) Sch(ulze) in money trend Jg. 26, 1994, Nr. 6, S. 45.

Dieser Artikel wurde zuerst in einem Auktionskatalog von Tietjen+Co. veröffentlicht.