Anlagemünzen Teil 1: Der Krügerrand

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Der Krügerrand ist die älteste Bullionmünze. Er wurde am 3. Juli 1967 erstmals geprägt und entstand damit in einer Zeit, in der die Edelmetallpreise in Schwindel erregende Höhen stiegen. Damals war das Konzept, eine Münze mit dem Gewicht einer Anlageeinheit, der Unze, zu prägen, neu und innovativ. Damit bot sich auch dem Kleinanleger, der keinen Standardbarren zu 12,44 kg kaufen konnte, die Möglichkeit, Gold ins Schließfach zu legen.

Der Krügerrand von 2016. Foto: South African Mint.

Wie alle „Prototypen“ weicht der Krügerrand von dem heute üblichen Gestaltungsschema der Anlagemünzen ab. So ist im Münzbild kein Nennwert zu finden. Trotzdem ist der Krügerrand gemäß der südafrikanischen Notenbankverordnung ein staatliches Zahlungsmittel, dessen Nennwert an jedem Werktag in Relation zum aktuellen Goldpreis festgesetzt wird.

Aufstieg, Fall und Rückkehr des Krügerrands

Wurde in den ersten Jahren der Krügerrand mit einer „kleinen“ Auflage von 40.000 Stück pro Jahr geprägt, vervielfachte sich seine Produktion seit 1970. 1974 wurde mit 3,2 Mio. die Millionengrenze geknackt. 1978 war das Rekordjahr mit über 6 Mio. 1 Unzen-Stücken. 1980 führte die South African Mint die Stückelungen zu 1/2, 1/4 und 1/10 Unze ein.
1986 beschlossen die Europäische Gemeinschaft und die USA wegen der in Südafrika andauernden Apartheidpolitik einen Boykott von südafrikanischen Produkten. Damit verbunden war ein Einfuhrverbot – nicht ein Verbot des Besitzes oder des Handels(!) – von Krügerrands. Doch viele Besitzer von südafrikanischen Goldmünzen fürchteten, diese bei Bedarf nicht mehr verkaufen zu können. Diese Verunsicherung nutzten andere Anlagemünzen produzierende Münzstätten, um die Marktbeherrschung des Krügerrands zu brechen. Einzelne Banken boten gar eine Umtauschaktion an: ihre Goldkunden konnten zu attraktiven Konditionen Krügerrands in kanadische Maple Leafs wechseln. Daraufhin brach der Markt für Krügerrands völlig zusammen. Von 1986 bis 1999 wurde dieser Münztyp praktisch nur für den Sammlermarkt hergestellt. Enorme Mengen von südafrikanischen Goldmünzen wurden eingeschmolzen.
Auch wenn das Einfuhrverbot seit 1999 wieder aufgehoben ist und die Produktionszahlen dementsprechend wieder steigen, hat der Krügerrand seine einstige Monopolstellung nicht wieder erreicht; zu groß ist heute die internationale Konkurrenz. 

Paul Kruger bei seiner vierten Amtseinsetzung als Präsident der Südafrikanischen Republik im Jahre 1898. Provincial Archives of the Free State, Pretoria. Collection Dr. Hendrik Muller, photo collection no. VA0952.

Ohm Krüger

Die Vorderseite des Krügerrands zeigt das nach links gewandte Brustbild von Stephanus Johannes Paulus Kruger. Dieser unter dem Namen Oom Paul oder Ohm Krüger (Oom bzw. Ohm ist das afrikaanse Wort für Onkel) bekannte Politiker wurde 1825 als Nachkommen deutscher Auswanderer in Südafrika geboren. Im Alter von zehn Jahren nahm Paul Krüger teil an dem sagenumwobenen Treck der Buren, die aus der von den Engländern beherrschten Kapkolonie in die „freien“ Gebiete des Nordens zogen. Krüger tat sich im Kampf gegen die Ureinwohner des Landes, die Ndebele, hervor, so dass er im Jahr 1864 zum Generalkommandanten der Truppen der 1857 gegründeten Republik Transvaal gewählt wurde.
1871 entdeckte Johannes Nicolaas de Beer einen Diamanten auf seiner Farm in Transvaal und löste damit den gewaltigsten Diamantenrush der Weltgeschichte aus. 1877 versuchten die Briten Transvaal zu annektieren. Sie wurden zurückgeschlagen, mussten Transvaal 1881 die Unabhängigkeit zusichern und Paul Krüger wurde 1883 zum ersten Präsidenten des neuen Burenstaates gewählt.

Schematische Darstellung der Geologie des Witwatersrand. Quelle: Oggmus / http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0

Die Goldfunde am Witwatersrand in Transvaal erregten erneut das Interesse der Engländer. Sie suchten nach einer Möglichkeit, in die Geschicke des Burenstaates einzugreifen. 1899 erhielt Krüger ein Ultimatum, das ihn aufforderte allen Ausländern in seiner Republik sofort das Wahlrecht zuzugestehen. Darauf antwortete Krüger am 11. Oktober 1899 mit der Kriegserklärung.
Dies war ein Fehler. Das kleine Südafrika verfügte nicht über die Ressourcen, England die Stirn zu bieten. Krüger reiste nach Europa, um in Holland und Deutschland um Unterstützung zu werben. Niemand war dazu bereit. Krüger resignierte. Er blieb in Europa und starb 1902 im Schweizer Exil. Die Buren verloren den Krieg und wurden Teil des englischen Weltreichs.

Südafrikanische Republik. Halbes Pond, Berlin, 1892. Büste Paul Ohms mit der Siegnatur O.S. Rv. Adler über Wappen. Aus Auktion CNG 100 (2015), 970.

Krügerrands aus Berlin

Die ersten Vorbilder des Krügerrands, die damals noch nicht Rand, sondern abgeleitet vom englischen Pfund Pond hießen, wurden nicht in Südafrika, sondern in Berlin geprägt.
Die Goldfunde in Transvaal gaben den Buren die Möglichkeit, eine eigene Münzprägung zu beginnen. Krüger beantragte ein Gesetz zur Gründung einer Nationalbank, in dem gleichzeitig festgelegt wurde, dass das südafrikanische Geld sich am britischen Vorbild orientieren sollte. Da das Land damals keine Münzstätte besaß, beauftragte man die Berliner Münzstätte, die ersten Zuidafrikaanse Ponde prägen zu lassen. So gestaltete der Berliner Stempelschneider Otto Schultz die Münzen, deren Vorderseite für den modernen Krügerrand wieder aufgegriffen wurde.

Burische Planwagen des Battle of Blood River Monuments in Kwazulu-Natal. Sie haben, deutlich zu erkennen, nur eine Deichsel. Foto (in Ausschnitt): Renier Maritz / Wikipedia.

Krüger war aus zwei Gründen nicht mit ihnen zufrieden. So war im Wappen die europäische Version eines Planwagens dargestellt, die nicht dem burischen Vorbild entsprach. Außerdem hatte Otto Schultz die Büste – wie durchaus üblich – mit seinen Initialen O.S. gezeichnet. Leider entsprach Os dem burischen Wort für Ochse, nicht gerade eine Bezeichnung, die Krüger gerne mit sich in Verbindung bringen ließ.

Der Springbock ist das Wappentier der Republik Südafrika. Foto: Bernard Dupont / Wikipedia.

Der Springbock

Die Rückseite des Krügerrands zeigt den Springbock (antidorcas marsupialis), das Wappentier der Republik Südafrika. Er lebt in der Savanne Südafrikas und gleicht der Gazelle, die allerdings einer anderen Gattung zugeordnet wird. Seinen Namen hat der Springbock von den senkrechten Sätzen, mit denen er sich in die Höhe schnellt, wenn er erschreckt wird. Bis zu 3,50 m können diese Sprünge erreichen. Im Lauf schafft der Springbock bis zu 90 km/h und gehört damit zu den schnellsten Tieren der Welt. Nur der Gepard läuft schneller als er.
Diese Eigenschaften haben den Springbock zum Wappentier der burischen Republik Südafrika gemacht. Sportteams des Landes benennen sich gerne nach ihm, so ist das erfolgreiche Rugby-Team Südafrikas unter dem Namen „the Springboks“ bekannt.
Nach dem Ende der Apartheidregierung entzündete sich der Streit um den Springbock am Logo der südafrikanischen Fluggesellschaft, South African Airways. Die Verantwortlichen entschlossen sich, das anstößige Tier aus ihrem Firmenzeichen zu entfernen. Doch weitere Aktionen gegen den Springbock unterblieben auf Nelson Mandelas persönliche Intervention. Er bekannte sich öffentlich dazu, während seiner Gefängniszeit mit großer Spannung die Rugby-Spiele der „Springboks“ verfolgt zu haben. Dies war die Ehrenrettung für das südafrikanische Wappentier – und so ist es bis heute auf den Rückseiten der Krügerrands zu finden.

Numismatische Daten

Münzbeschreibung:
Vorderseite: SUID AFRIKA – SOUTH AFRICA
Bärtige Büste des Paul Kruger im Anzug n. l.
Rückseite: KRUGERRAND / FYNGOUD – FINE GOLD
Springbock n. r., im Feld Jahreszahl, unten Angabe des Gewichts in Unzen.

Künstler: Otto Schultz (Vorderseite), Coert Steynberg (Rückseite).

Kein Nominal / 1 Unze / 916,66 / 33,93 g (31,103 g) / 32,7 mm / 2,8 mm
Kein Nominal / 1/2 Unze / 916,66 / 16,97 g (15,552 g) / 27 mm / 2,2 mm
Kein Nominal / 1/4 Unze / 916,66 / 8,48 g (7,776 g) / 22 mm / 1,8 mm
Kein Nominal / 1/10 Unze / 916,66 / 3,39 g (3,110 g) / 16,5 mm / 1,3 mm

Hier kommen Sie zur Südafrikanischen Münzstätte.

Alle Folgen der Serie „Anlagemünzen“ finden Sie hier.

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