Nicht gerade häufig in Deutschland zu finden, sind die Anlagemünze der mexikanischen Prägeanstalt, der Casa de Moneda de México, darunter an erster Stelle der Libertad (= Freiheit).
Der mexikanische Libertad, Anlagemünze der mexikanischen Münzstätte seit 1981. Foto: Degussa.
Den Libertad gibt es seit 1981. Sein Vorbild war der Centenario, eine mexikanische Goldmünze, die anlässlich des 100. Jahrestages der mexikanischen Unabhängigkeit herausgegeben wurde, und die viele Jahre lang als Nachprägung bei der mexikanischen Münzstätte erhältlich war.
Das historische Vorbild: Mexiko. 50 Pesos 1921, Mexico City. Aus e-Auction Rauch 18 (2015), 1506.
Zunächst wurde der Libertad in der Feinheit 900 ausgeprägt, die vor allem bei historischen Anlagemünzen, wie der Goldmark, und den Nachprägungen, wie Gulden oder Kronen, häufig vorkommt, für moderne Anlagemünzen aber etwas überholt ist. So wurde die Feinheit 1991 an die marktüblichen Gebräuche angepasst, und das Spektrum der ausgegebenen Stückelungen um eine 1/10 und eine 1/20 Unze erweitert.
Auch wenn kein offizieller Nennwert im Münzbild enthalten ist, der Libertad ist in Mexiko ein staatliches Zahlungsmittel, dessen Wert täglich anhand des Metallpreises ermittelt wird.
Wappen von Mexiko: Adler auf einem Kaktus sitzend, der auf einem Felsen im See gewachsen ist; der Adler hält in seinen Krallen eine sich windende Schlange.
Das mexikanische Staatswappen der Vorderseite
Auf der Vorderseite ist das mexikanische Staatswappen dargestellt, das in seinen Grundzügen seit 1822 existiert. Es zeigt einen Adler, der in seinem Schnabel und seinen Krallen eine sich windende Schlange hält. Er sitzt auf einem Kaktus, der auf einem Felsen in einem See gewachsen ist. Das heutige Staatswappen ist in der Mitte groß dargestellt, seine historischen Entwicklungsstufen laufen – chronologisch im Uhrzeigersinn geordnet – um das aktuelle Wappen herum.
Frühe Darstellung des mexikanischen Wappentieres aus dem Codex Mendoza von der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Die Darstellung bezieht sich auf eine aztekische Legende. Der Gott Huitzilopochtli soll die Azteken einst angewiesen haben, sich an dem Ort niederzulassen, wo sie einen Adler erblicken würden, der in Schnabel und Klauen eine Schlange halte. Dies taten die Azteken und gründeten die Stadt Tenochtitlán, das heutige Mexico-City.
Die frühen Darstellungen dieser Legende kommen übrigens ohne einer Schlange aus, wie im Codex Mendoza zu sehen, der zum Vorbild der Darstellung direkt über dem zentralen Wappen wurde.
Wappen von Mexiko aus den Jahren von 1823 bis 1864 sowie 1867 bis 1893.
Der Adler war mit dem Sonnengott Huitzilopochtli verbunden, umso wichtiger im Reich der Azteken, als diese sich als das Volk der Sonne bezeichneten. Der Kaktus heißt in Nahuatl, der Sprache der Eingeborenen, „nochtli“ und erinnert damit an Tenochtitlán. Die Schlange könnte durch einen Übersetzungsfehler ins Wappen gekommen sein. Sie war mit Quetzalcoatl verbunden, der vielleicht in der ursprünglichen Version durch die Anwesenheit seines heiligen Tieres die Niederlassung der Azteken sanktionierte. „Die Schlange zischt“ soll der ursprüngliche Text geheißen haben, was in der Spanischen Übersetzung falsch zu „die Schlange wird zerrissen“ wurde. Dieses Bild, das an den Adler als Symbol des Guten und die Schlange als Symbol des Bösen anknüpft, war den Europäern viel zu vertraut, um wieder aufgegeben zu werden.
Mitten im dichten Verkehr ist der Engel der mexikanischen Freiheit zu finden. Foto: Thomas Ledl / CC BY-SA 4.0.
Victoria oder der Engel der Freiheit
Auf der Rückseite der Münze ist eine geflügelte Victoria abgebildet. 1996 wurde die ursprüngliche Darstellung, auf der der Engel einen Kranz in seiner rechten Hand hält, neu gestaltet. Es fehlt der Kranz, und der Blickwinkel wurde leicht geändert.
Erkennbar ist aber immer noch das reale Vorbild mitten in Mexico-City, genauer gesagt in einem Kreisverkehr am viel befahrenen Paseo de la Reforma. Es handelt sich um die Bekrönung des Denkmals der mexikanischen Eigenstaatlichkeit und der Kämpfe, die notwendig waren, um diese zu erreichen. Errichtet wurde sie anlässlich der Hundertjahrfeier der mexikanischen Staatsgründung im Jahr 1910. Wie eine Aufschrift verkündet, hat die Nation den Helden der Unabhängigkeit das Denkmal gewidmet. Und tatsächlich ruhen seit 1925 die Gebeine einiger bekannter Freiheitskämpfer hier, darunter z. B. die des Guadelupe Victoria, des ersten Staatspräsidenten Mexikos.
Sie werden mit einer ewigen Flamme geehrt, die seit 1929 am Fuße der Säule brennt.
Der Vulkan Popocatépetl mit seiner Höhe von 5.452 Meter liegt in unmittelbarer Nähe von Mexico-City im Gemälde „Vista del Popocatépetl“ von Gerardo Murillo (Dr. Atl), 1934. Foto: Luisalvaz / CC BY-SA 4.0.
Die Legende vom großen Krieger und seiner weißen Dame
Victoria ist in eine reale Landschaft eingebettet, die von zwei Vulkanen beherrscht wird. Es handelt sich um die unmittelbare Umgebung von Mexico-City.
Die Großstadt liegt am südlichen Ende eines Tals auf einer durchschnittlichen Höhe von 2.310 Meter über dem Meeresspiegel. Sie ist auf drei Seiten von Bergen umgeben, darunter die berühmten Zwillingsvulkane Popocatépetl und Iztaccíhuatl. Ihr Name geht auf eine aztekische Legende zurück. Popocatépetl (= rauchender Berg) soll ein tapferer Krieger gewesen sein, den die Tochter des Herrschers, Iztaccíhuatl (= weiße Dame), liebte. Als das Mädchen das Gerücht hörte, ihr Geliebter sei im Kampfe gefallen, starb sie vor Kummer. Der zurückgekehrte Popocatépetl legte ihren Leichnam auf einen Berg und blieb dort, um bei ihr mit einer brennenden Fackel bis zum Ende der Welt Wache zu halten.
Eine hübsche Geschichte, die den Einwohnern der Hauptstadt Mexikos nicht nur Vergnügen bereitet. Immer wieder machen die Vulkane von sich reden. Seit dem 21. Dezember 1994 kommt es in der Region ständig zu Zwischenfällen. Mal regnet es Staub, mal glühende Gesteinsbrocken, hin und wieder setzt sich sogar ein Lavastrom in Bewegung. Zuletzt spuckte der Vulkan am 30. Oktober 2015 um 8.57 eine 3.000 Meter hohe Rauchwolke. Es könnte eine Frage der Zeit sein, wann der Popocatépetl zum Anlass für eine Katastrophe wird.
Die älteste Münzstätte Amerikas
Die Prägestätte des Libertad, die Casa de Moneda de México, ist stolz darauf, mit ihrem Gründungsdatum von 1535 die älteste Münzstätte Amerikas zu sein. In diesem Jahr kam Don Antonio de Mendoza als erster spanischer Vizekönig nach Mittelamerika. In seinem Gepäck hatte er den königlichen Befehl, vor Ort eine Münzstätte zu gründen, um die neue Kolonie des Habsburgerreiches mit Geld zu versorgen.
Auch wenn seit 1983 die Münzprägung in San Luis Potosí durchgeführt wird, ist das Hauptquartier der Münzstätte immer noch in Mexico-City zu suchen. Heute kann man die Maschinen aus dem 19. und vom Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Museum besichtigen.
Silberne Variante
Den Libertad gibt es seit 1982 auch in einer silbernen Version. Zunächst wurden lediglich 1-Unzen-Stücke, allerdings bereits in einer Feinheit 999 geprägt. Seit 1991 wurden nach und nach weitere Stückelungen eingeführt, zu 1/2, 1/4, 1/10 und 1/20 Unze sowie Mehrfachausgaben zu 2 und 5 Unzen bzw. einem Kilogramm.
Die aktuelle Version des silbernen Libertad wurde zum ersten Mal 1996 ausgegeben und ist mit der goldenen Variante motivgleich. Sie sind vom Durchmesser her leicht größer als ihre Vorgänger.
Numismatische Daten des Libertad
Münzbeschreibung:
Vorderseite: ESTADOS UNIDOS MEXICANOS Adler, in seinem Schnabel und seinen Krallen eine sich windende Schlange haltend; er steht auf einem Kaktus, der auf einem Fels in einem See gewachsen ist; darunter zwei verbundene Zweige, einer von Eiche, einer von Lorbeer. Umgeben ist diese Darstellung von 10 historischen Varianten dieses Wappens, chronologisch geordnet beginnend mit dem Wappen direkt über der zentralen Darstellung.
Bei den Teilstücken sind die kreisförmig angeordneten Wappen weggelassen.
Rückseite: MEXICO Geflügelte Victoria leicht nach links gedreht; hinter ihr Landschaft mit den beiden Vulkanen Iztaccihuatl und Popocatépetl. Umschrift mit Gewichtsangabe, ORO PURO, Jahreszahl und Feingehalt. Im Feld rechts Münzstättenzeichen.
– / 1 Unze / 900 / 34,559 g (31,103 g) / 34,50 mm / 2,5 mm
– / 1/2 Unze / 900 / 17,280 g (15,55 g) / 29,00 mm / 1,75 mm
– / 1/4 Unze / 900 / 8,640 g. (7,78 g) / 23,00 mm / 1,40 mm
Seit 1991 wird der Libertad in einer höheren Feinheit ausgeprägt.
– / 1 Unze / 999 / 31,103 g / 34,50 mm / 2,10 mm
– / 1/2 Unze / 999 / 15,55 g / 29,00 mm / 1,75 mm
– / 1/4 Unze / 999 / 7,78 g / 23,00 mm / 1,30 mm
– / 1/10 Unze / 999 / 3,11 g / 16,00 mm / 1,00 mm
– / 1/20 Unze / 999 / 1,55 g / 13,00 mm / 0,85 mm
Alle Folgen der Serie „Anlagemünzen“ finden Sie hier.
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