Noch heute können Sie bei der Münze Österreich neu geprägte einfache und vierfache Dukaten mit der Jahreszahl 1915 als Anlagemünzen kaufen. Dabei verlor dieses Nominal offiziell bereits im Jahr 1858 auf österreichischem Staatsgebiet seine gesetzliche Zahlungskraft.
Ein einfacher Dukat mit der Jahreszahl 1915. Foto: Münze Österreich.
Handelsmünzen
Im Wiener Münzvertrag, durch den Österreich Anschluss an das Wirtschafts- und Währungsgebiet Deutschland gefunden hatte, waren Pistolen und Dukaten abgeschafft, die Vereinskrone eingeführt worden. Nichtsdestotrotz wollte man die Dukaten, die auf dem internationalen Markt, vor allem in Afrika, der Levante und Asien, gut eingeführt waren und gerne genommen wurden, weiterhin als Handelsmünzen nutzen. Aus diesem Grund war ein ständiger Nachschub erforderlich, den die Münzstätte auf kaiserlichen Befehl lieferte.
Der vierfache Dukat mit der Jahreszahl 1915. Foto: Münze Österreich.
Vor allem der vierfache Dukat wurde gerne benutzt, um als schmückender Trachtbestandteil zu dienen. Sein Durchmesser betrug 39,50 mm. Das war sehr viel im Verhältnis zu seinem Gewicht von 13,96 g.
In Dalmatien, Bosnien, Serbien, Bulgarien und Griechenland wurden aufwändige Trachtbestandteile aus den vierfachen Dukaten mit dem Porträt von Franz Joseph angefertigt. Foto: Aleksandar N. Brzic, Four Ducats Coins of Franz Joseph I (1848-1916) of Austria: Their use in Jewellery and some hithero unpublished imitations. in: FS Glasgow 2011, S. 1697.
Damit wirkte dieser Vierfachdukat besonders repräsentativ, wenn er auf Hauben aufgenäht oder an langen Brustgehängen getragen wurde.
Die finanziellen Belastungen des Ersten Weltkriegs sorgten für ein vorläufiges Ende der Goldprägung. Die Dukaten-Herstellung wurde aber bereits zwischen 1920 und 1936 wieder aufgenommen und seit 1950 bis heute fortgesetzt.
Kaiser Franz Joseph im Alter von 35 Jahren, 1865.
Kaiser Franz Joseph (1830-1916)
Auf der Vorderseite der Dukaten ist Kaiser Franz Joseph I., Herrscher über das Habsburgerreich von 1848 bis 1916 dargestellt.
Franz Joseph Karl von Habsburg, der dem deutschen Publikum in Gestalt Karlheinz Böhms als Gemahl von „Sissi“ vertraut ist, wurde am 18. August 1830 als Sohn des jüngeren Sohns Kaiser Franz I. geboren. Mit kaum 18 Jahren kam er auf den Thron. Er folgte seinem Onkel Ferdinand I., den die Märzrevolution von 1848 gezwungen hatte, auf sein Amt zu verzichten.
Franz Joseph war der jugendliche Hoffnungsträger des fortschrittlichen Bürgertums, das von seiner Herrschaft eine Lockerung der Zensur und mehr institutionelle Rechte erwartete. Doch der neue Kaiser war ganz im Sinne der Restauration erzogen worden. Die von ihm am 4. März 1849 unter Zwang erlassene Verfassung wurde nie voll umgesetzt und bereits drei Jahre später wieder aufgehoben.
Votivkirche. Postkarte, datiert durch Poststempel auf den 15. April 1908.
So war Franz Joseph in seinen Anfangsjahren alles andere als beliebt. Die Wiener Votivkirche zeugt heute noch davon. Man hatte sie erbaut, um für die Errettung des Kaisers während eines Attentats im Jahr 1853 zu danken.
Nur ein Jahr später, am 24. April 1854, heiratete Franz Joseph „seine“ Sisi, eine echte Liebesheirat, wenn sie dem jungen Kaiser das Regieren auch nicht unbedingt einfacher machte. Elisabeth wehrte sich gegen die rigide Habsburgermonarchie, liebäugelte mit liberalen Ideen. Sie gewann ihrem Gemahl Sympathien, zog sich aber schon bald weitgehend aus dem Hofleben zurück und reiste stattdessen durch Europa.
Die Schlacht von Solferino mit ihren vielen Verwundeten wurde zu einem Schlüsselerlebnis für viele Friedensaktivisten, zu ihnen gehörte auch Henri Dunant, Gründer des roten Kreuzes. Zeitgenössischer Kupferstich aus einer britischen Zeitung.
Die schwere Niederlage von Solferino, die Frankreich der Habsburger Herrschaft in Oberitalien zufügte, und der Sieg Preußens im Deutschen Krieg 1866 zwangen Franz Joseph, auf die liberalen und nationalen Ideen der multikulturellen Bevölkerung seines Reiches einzugehen. Er stimmte politischen Reformen zu und begründete durch seine Krönung zum König von Ungarn im Jahr 1867 die k(aiserliche) & k(önigliche) Doppelmonarchie. Doch dies reichte nicht aus. Franz Josephs Unvermögen, die Interessen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen seines Reichs miteinander zu vereinen, resultierte in zahlreichen Unabhängigkeitsbewegungen, dem Attentat von Sarajewo und dem 1. Weltkrieg.
Bildnis Kaiser Franz Josephs um 1910. Ölgemälde eines anonymen Künstlers, Bundesmobilienverwaltung.
Seine lange Regierungszeit – Franz Joseph herrschte 68 Jahre, mithin eine der längsten Regierungszeiten der Geschichte überhaupt – machte den alten Kaiser zum noch lebenden Symbol einer „guten, alten“ Vergangenheit. So verbanden die Österreicher schon vor seinem Tod seine Herrschaft mit der Pracht der Ringstraße, mit wirtschaftlicher Blüte und kultureller Bedeutung. Immerhin war um 1900 die Weltstadt Wien das Zentrum der intellektuellen Elite. Hier entstand der Jugendstil mit Künstlern wie Klimt, Kokoschka oder Schiele. Gustav Mahler und Arnold Schönberg revolutionierten die Musik, Otto Wagner und Adolf Loos die Architektur. Nicht zu vergessen, die Psychoanalyse, die zahlreiche Literaten inspirierte. Man denke nur an Arthur Schnitzler, Joseph Roth oder Robert Musil. Inwieweit der Kaiser für diese Entwicklung die Verantwortung trug (oder sie eher zutiefst verabscheute), mag dahingestellt bleiben.
Franz Joseph I. starb ein Jahr, nachdem die Prägung der Dukaten mit seinem Porträt ausgesetzt worden war, mit 86 Jahren, mitten im 1. Weltkrieg am 21. November 1916. Zwei Jahre später gehörte die Monarchie der Habsburger der Vergangenheit an.
Das mittlere gemeinsame Wappen. Quelle: Wikipedia / Sodacan. CC-BY 3.0.
Das Wappen
Auf der Rückseite ist das so genannte „mittlere gemeinsame Wappen“ zu sehen. Es handelt sich um das Wappen, das zwischen 1866 und 1915 verwendet wurde. Es zeigt den bekrönten Habsburger Doppeladler, der nach byzantinischem Vorbild geschaffen wurde und mit einem Kopf nach Westen, mit dem anderen nach Osten blickt. Auf der Brust trägt er einen Schild, der das Hauswappen der herrschenden Familie Habsburg-Lothringen zeigt. Es ist aus drei Elementen zusammengesetzt: Das linke Wappen (heraldisch rechts) steht für die Familie Habsburg, das mittlere Wappen für Österreich, das rechte (heraldisch links) für Lothringen. Das Wappen ist umkränzt von der Ordenskollane des Ordens vom goldenen Vlies.
Die Inschrift
In Übersetzung lautet die Inschrift Franz Joseph I., von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich, König von Ungarn, Böhmen, Galizien, Lodomerien (= Wolhynien), Illyrien, Erzherzog zu Österreich.
Die originalen Dukaten: Venedig. Andreas Dandolo, 1342-1354. Dukat o. J. Aus Auktion Gorny & Mosch 205 (2012), Nr. 4160.
Das Nominal
Der Dukat dürfte wohl zu den langlebigsten Münzsorten der Geschichte gehören. Entstanden ist er in Venedig, und zwar im Jahr 1284. Seine Umschrift, die mit dem Wort DVCATVS endete, verschaffte ihm seinen Namen. Die Münzen Venedigs liefen in ganz Europa um und wurden zum Vorbild für viele weitere Prägungen. In den Habsburgischen Ländern wurde der Dukat seit 1527 als einzige Goldmünze ausgebracht. Die Reichsmünzordnung von 1559 machte ihn zur wichtigsten Goldmünze des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.
Diese fast ein halbes Jahrhundert dauernde Tradition ist mit den österreichischen Nachprägungen bis heute lebendig geblieben.
Numismatische Daten des Dukaten
Münzbeschreibung:
Vorderseite: FRANC IOS I D G AVSTRIAE IMPERATOR
Kopf des Kaisers Franz Joseph im kaiserlichen Ornat mit Lorbeerkranz n. r. (für 4 Dukaten)
Kopf des Kaisers Franz Joseph mit Lorbeerkranz n. r. (für Dukat)
Rückseite: LOD ILL REX A A 1915 – HVNGAR BOHEM GAL
Gekrönter kaiserlich-königlicher Doppeladler mit Wappenschild, in den Krallen Reichsschwert und Reichsapfel.
4 Dukaten / 986 / 13,9636 g (13,7696 g) / 39,9 mm / 0,8 mm
1 Dukat / 986 / 1,4909 g (1,4424 g) / 19,75 mm / 0,8 mm
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