Australische Münzgeschichten

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Die Rumrebellion
Als 1788 die kleine Flotte von Captain Philipp Botany Bay erreichte, hatte man zwar genug Menschen an Bord, um eine Kolonie zu gründen, aber an Geld war nicht gedacht worden.
Trotzdem brauchte es ein allgemein anerkanntes Zahlungsmittel. Rum eignete sich dafür prächtig. Die Marine besaß gewaltige Vorräte. Und viele Arbeiter sehnten sich danach, ihren Alltag beim Trinken zu vergessen. Kurz, die Soldaten, die seine Majestät der König von England als New South Wales Corps in die neue Welt geschickt hatte, waren bald nur noch als „Rum Corps“ bekannt.
Das war die Lage, als William Bligh (ja genau, der von der Meuterei auf der Bounty) in Australien eintraf. Er sah, wie Spekulanten und Offiziere zusammenarbeiteten, um die freien Bauern in den Ruin zu treiben. Bligh ging dagegen an. Er untersagte unter anderem die Verwendung von Rum als Zahlungsmittel.

Bligh wird verhaftet – propagandistische Karikatur, die Bligh als Feigling darstellt. Sydney 1808. State Library of New South Wales. Foto: Wikipedia.

Dies ließen sich die lokalen Honoratioren nicht bieten. John Macarthur, der führende Wirtschaftskapitän der Kolonie, verfasste eine Petition, in der er den Kommandanten des „Rum Corps“ aufforderte, Bligh zu verhaften und die Verantwortung für New South Wales zu übernehmen. Dies geschah. Man informierte die Regierung, doch die stellte sich hinter ihren Gouverneur. Schließlich hatte das zuständige Ministerium seine Maßnahme vorher abgesegnet. Das New South Wales Corps wurde durch ein anderes Regiment ersetzt. Die für die Rebellion Verantwortlichen vor Gericht gestellt. Bligh wurde mit allen Ehren verabschiedet.
Eines hatte die Obrigkeit allerdings vergessen: Ein auf dem neuen Kontinent allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel gab es damit immer noch nicht.

Holey dollars
Ohne Geld kann eine Wirtschaft nicht existieren. Da half es auch nichts, wenn ausländische Münzen offiziell und zu einem genau festgesetzten Wert kursieren durften: Die meisten der gerade nach Australien gelangten Münzen wurden für dringend begehrte Importgüter sofort wieder bei ausländischen Händlern ausgegeben, die sie aus Australien wegschafften.

Holey dollar und dump – oder wie man aus einer Münze zwei macht. Foto: Holey dollar – Leu Numismatik AG 89 (2003), 466, dump – Spink 194 (2007), 194.

In England war man sich dieses Mißstands durchaus bewußt. So schickte die britische Regierung im Jahr 1813 40.000 spanische Pesos de a Ocho nach Sidney. Das war gut und schön, doch wie sollte man die Stücke im Lande halten? Und dazu war so ein Peso de a Ocho ziemlich viel wert. Aber gerade das Kleingeld mangelte an allen Ecken und Enden!
Da kam ein schlauer Mann auf die Idee, aus einer dieser begehrten Münzen zwei zu machen. Er schlug Gouverneur Macquarie vor, aus der Mitte jedes Pesos eine kleine zusätzliche Münze auszustanzen. Diese erhielt eine neue Prägung: eine Krone auf der Vorder- und die Wertaufschrift auf der Rückseite. Macquarie beauftragte mit der Herstellung der Stücke einen Sträfling namens William Hershell. Der hatte einschlägige Erfahrungen: Er war wegen Münzfälschung in die Kolonien geschickt worden. Der Wert des Rings – der „holey dollar“ – wurde mit 5 Shilling festgelegt, das Zentrum – der „dump“ – mit 15 Pence.
Damit konnte man sich erst einmal behelfen. Welcher ausländische Händler hätte auch eine der völlig überbewerteten gelochten Münzen als Zahlungsmittel akzeptiert? So blieben die Stücke im Land.
Erst 1822 wurden sie offiziell außer Kurs gesetzt, inoffiziell bediente man sich ihrer noch einige Jahre länger.

Gold!
Am 8. September 1851 publizierte eine Melbourner Zeitung einen ersten Artikel über einen Goldfund, den ein Arbeiter am Mount Alexander gemacht hatte. Rund ein Jahrzehnt später hatte sich die Bevölkerung Australiens praktisch verdoppelt. Das Gold hatte die Besiedlung des Kontinents geradezu beflügelt.

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Unter staatlicher Aufsicht hergestellter Goldbarren. Zwar nicht das erste Zahlungsmittel Australiens, aber immerhin ein Vorläufer. Nur acht dieser seltenen Kostbarkeiten haben überlebt. Foto: Royal Australian Mint.

Leider war zu diesem Zeitpunkt die Kolonie fast pleite. Dazu behinderte der akute Bargeldmangel das Wirtschaftsleben. Nun gab es zwar die reichen Goldfunde, doch Australien durfte sie nicht eigenständig ausprägen. Die Lösung waren unter staatlicher Aufsicht hergestellte Goldbarren. Sie kursierten nicht als Geld, sondern dienten privaten Banken als Sicherheit für die ausgegebenen Banknoten. Eine wahrhaft salomonische Lösung!
1852 autorisierte das South Australian Legislative Council die Herstellung von Goldmünzen. Nur wenige dieser in Adelaide geprägten Stücke haben überlebt. Es dauerte noch einige Jahre, ehe sich die englische Regierung dazu entschloß, die reichen Goldvorkommen vor Ort zu verarbeiten. So wurde am 14. Mai 1855 auf australischem Boden eine Zweigstelle der British Royal Mint eröffnet, trotz der Eingaben Adelaides und Melbournes im Verwaltungszentrum Sydney. Einen Monat nach der Eröffnung wurden bereits die ersten Sovereigns geprägt. 1872 wurde eine weitere Zweigstelle der  British Royal Mint in Melbourne eröffnet, 1899 eine letzte in Perth. Bis zum Jahr 1931 wurden britische Sovereigns in Australien produziert.
Übrigens, die ersten eigenen australischen Münzen wurden erst 1910, vor genau 100 Jahren geprägt, als der fünfte Kontinent seine Unabhängigkeit gewonnen hatte. Selbstverständlich stand die erste australische Münzstätte in der neuen Hauptstadt Canberra.

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