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Wer heute die Pfarrkirche von Hall besucht, der hat zwei Möglichkeiten, den Kirchhof zu betreten. Wählt er das Portal, das ihn vom Marktplatz direkt zur Kirche führt, dann entdeckt er gleich zu seiner linken Seite an der Kirchhofsmauer einen Grabstein, der einem Mann gewidmet ist, der als Münzmeister eine der bedeutendsten Revolutionen der Münzprägung begleitete.
Erzherzog Sigismund der Münzreiche, 1477-1496. Guldiner 1486, Hall. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG 91 (2001), 795.
Unter Bernhard Beheim dem Älteren, an dessen Grabstein so viele Touristen der Stadt Hall achtlos vorüber gehen, wurden die ersten Guldiner geprägt, die Großsilbermünzen, die der an Silber reiche Herzog Sigismund der Münzreiche herausgeben ließ. Diese Stücke, deren Gewicht sich bezog auf den goldenen Gulden, dessen Wertäquivalent sie in Silber sein sollten, wurden zu den Vorläufern der verbreitetsten Handelsmünze der frühen Neuzeit, dem Taler.
Das Grab des Münzmeisters Bernhard Beheim der Ältere. Foto: Ursula Kampmann.
Ganz im Stil der Renaissance sehen wir Bernhard Beheim auf seinem Grabstein in einem dünnen Hemd ruhen, den halb verrotteten Körper, zerfressen von Würmern, Schlangen, Kröten und Schnecken. Diese armselige Art und Weise der Darstellung hielten die Künstler der frühen Neuzeit für angemessen, um die Schrecken des Todes zu vergegenwärtigen, um darzustellen, was mit dem menschlichen Körper im Gegensatz zur unsterblichen Seele geschehen würde. Uns heute mag das merkwürdig anmuten, denn der Grabstein gibt uns kaum einen Hinweis darauf, was für ein bedeutender Mann mit ihm geehrt wurde.
Erzherzog Sigismund der Münzreiche, 1477-1496. Dickguldiner vom Halbguldinerstempel 1484, Hall. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG 91 (2001), 794.
Bernhard Beheim der Ältere war verantwortlich für die Prägung der Goldmünzen Sigismunds des Münzreichen von Tirol, ehe er im Jahr 1482 zum Münzmeister der erst im Jahr 1477 eingerichteten Münzstätte in Hall gemacht wurde. Er erhielt damals ein jährliches Gehalt von 200 Mark und trug dafür die Verantwortung für etwa 20 Angestellte. Bernhard Beheim scheint ein innovativer Handwerker gewesen zu sein, der maßgeblich zusammen mit dem obersten Amtmann Sigismund, Anton vom Roß, die Tiroler Münzreform durchführte. Nach der „Erfindung“ des „Pfundners“, einer Münze im Wert von 12 Kreuzern, und des Sechsers, einer Münze im Wert von 6 Kreuzern, schuf man ein Silberstück im Wert von 30 Kreuzern oder einem halben Goldgulden und kurz darauf den Guldiner.
Bernheim war ein wichtiger Mitarbeiter nicht nur Sigismunds, sondern nach dessen Rücktritt auch Maximilians. So schickte ihn sein Herr zum Beispiel im Jahre 1492 nach Straßburg, um dort an einem Münztag seine Interessen zu wahren. 25 Jahre stand Beheim der Münzstätte vor, bis zu seinem Tode im Jahr 1507. Maximilian war so zufrieden mit seinem Münzmeister, daß er nach dessen Tod seinem Sohn, Bernhard Beheim dem Jüngeren das Amt seines Vaters übertrug.
Bernhard Beheim der Ältere wurde in Hall begraben. Sein Grabmal dürfte heute noch für jeden Münzfreund ein Memento Mori sein: Egal, welche Großtaten für die Numismatik Du verbracht haben magst, einst wirst auch Du liegen, vergessen und übersehen wie Bernhard Beheim, der Schöpfer des Talers.
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