Am 1. Juli 1571 nahm Don Juan d’Austria, ein natürlicher Sohn Karls V., mit seinem Flagschiff Reale die Parade einer Flotte ab, welche die Heilige Liga ihm zur Verfügung gestellt hatte, um die Türken zu besiegen.
Don Juan d’Austria, der Sieger von Lepanto.
Vorausgegangen war ein Ultimatum des osmanischen Sultans an die Venezianer, sofort Zypern abzutreten. Dies wollte sich eine selbstbewußte Christenheit nicht gefallen lassen. Die Venezianer fanden einen Verbündeten in Papst Pius V., der den Feldzug gegen die Türken zum Heiligen Krieg erklärte, und sofort alle Christen zum gemeinsamen Handeln aufforderte. Bis nach Polen und Rußland wurden Briefe verschickt, der französische König und der Erzherzog von Österreich um Unterstützung gebeten, doch der einzige, der sich der Heiligen Liga anschloß, war Karl V. von Spanien.
Pius V., 1566-1572. Bronzemedaille auf den Sieg von Lepanto.
So trafen am 7. Oktober 1571 208 christliche Galeeren auf 250 türkische Schiffe. Dieser Moment der Schlacht ist auf unserer Medaille wiedergegeben. Von links nähert sich die christliche Flotte. Der Wind bläht die Segel und das zentrale Schiff, das in der Mitte der Medaille zu sehen ist, trägt die Personifikation des Glaubens, das Kreuz in der Rechten, den Kelch des Abendmahles in der linken Hand. Direkt über ihr blickt Gottvater auf das Geschehen, und das nicht nur als Beobachter. Er greift ein. Seine Hände senden Strahlen aus, welche die feindlichen Schiffe treffen, die im wogenden Meer versinken. Die lateinische Umschrift interpretiert das Geschehen: Deine Rechte, o Herr, hat den Feind getroffen. Zwar fand die Schlacht 63 Kilometer westlich der Stadt Lepanto statt, aber auf solche geographischen Kleinigkeiten wollte der Medailleur keine Rücksicht nehmen. Er bildet das runde Hafenbecken von Lepanto im Hintergrund ab.
Heutiger Blick auf die Bucht von Lepanto.
Es wird begrenzt von zwei eindrucksvollen Ecktürmen, die der Besucher heute noch besichtigen kann. Einige kleine Gestalten stehen rechts davon am Ufer und beobachten entsetzt das Geschehen.
Der Sieg der Christen wurde nämlich zu einem Triumph: Nach einem erbitterten dreistündigen Gefecht waren 80 Galeeren der Türken versenkt, 130 gekapert und nur 40 gelang es zu entkommen. Lepanto war dabei die letzte Seeschlacht alten Stils. Obwohl die Kanone schon längst erfunden war und mit ihr bewaffnete Schiffe im Auftrag Portugals, Englands und der Niederlande die Weltmeere beherrschten, hatte Don Juan d’Austria auf den Einsatz dieser neuen Technologie mehr oder minder verzichtet. Im veralteten und unmodernen Spanien glaubte man noch an die „ritterlichen“ Künste des Rammens und Versenkens mittels Schiffsschnabel, wie es weiland die Griechen in den Kampf zur See eingeführt hatten. Nur gut, daß die Osmanen die neue Technik ebenfalls nicht beherrschten. Die Schlacht von Lepanto hätte sonst anders geendet.
Santa Maria della Vittoria in Ingolstadt.
Als einen großen Erfolg kann man sie auch sonst nicht gerade bezeichnen. Zwar wurden noch Generationen später im gesamten christlichen Europa Kirchen im Namen der Maria della Victoria (= der Maria vom Sieg) geweiht, aber der Erfolg war schon verschenkt, bevor er ganz gewonnen war. Das Heer zerstreute sich nämlich. Die Venezianer wollten den Sieg nutzen, um aus einer Position der Stärke heraus mit dem osmanischen Sultan über neue Handelsprivilegien zu verhandeln. Papst Pius V., der die Liga zusammengebracht hatte, starb überraschend ein Jahr später, und die Spanier alleine konnten angesichts der Bedrohung ihrer Herrschaft in Europa nichts Entscheidendes ausrichten. Die Türken bauten also innerhalb weniger Jahre eine neue Flotte, die der alten in nichts nachstand. „Die Ungläubigen haben nur meinen Bart versengt, er wird wieder nachwachsen“, so soll der Legende nach der Sultan gesagt haben. Und mit seiner Einschätzung der Lage war er näher an der Realität als die hysterischen Begeisterungsstürme, welche der christliche Sieg noch Jahrhunderte lang in den verschiedenen Schulbüchern auslösen sollte.