MenschenGesichter Teil 12: Augustus, Friedenskaiser oder Massenmörder?

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mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“ dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Der sogenannte Augustus von Primaporta erinnert in seiner Bildsymbolik an die Rückgewinnung der verlorenen Feldzeichen und feiert den erfolgreichen Friedensherrscher. Vatikanische Museen, Rom. Foto: Till Niermann. http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Wir kennen Augustus als Erben Caesars, der nach langen und beschwerlichen Kämpfen den Bürgerkrieg beendete. Seine Zeitgenossen sahen ihn ganz anders. Für sie war er der Schlächter der Republik, der in Zusammenarbeit mit Marcus Antonius die Proskriptionen ausheckte. Ihnen fielen die bedeutendsten römischen Politiker – darunter auch Cicero – zum Opfer. Augustus vertrieb Tausende von Bauern aus Italien, um auf ihrem Grund seine Veteranen anzusiedeln. Er verlängerte den Bürgerkrieg um viele Jahre, nur um die Alleinherrschaft zu gewinnen. Mit dem Sieg über Marcus Antonius gelang ihm dies. Fortan war er der Mächtigste in Rom; nun war es Zeit, das Image zu wechseln.

Römische Kaiserzeit. Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.). Denar, Köln, 19 v. Chr. Kopf des Augustus in idealisierter Gestalt n. r. Rs. Clupeus Virtutis (siehe Text), links davon Adler, rechts davon Feldzeichen. © MoneyMuseum, Zürich.

Und dies tat Augustus mit bewundernswerter Gründlichkeit. Jedes öffentliche Gebäude, jede Statue, jede Münze feierte allein seine Tugenden. Sein Gehorsam gegenüber dem Althergebrachten, seine militärische Tüchtigkeit, seine Freigebigkeit und die Tatsache, dass die Götter ihn liebten und schützten, wurden gepriesen. Unter anderem auf der hier abgebildeten Münze. Augustus stilisierte sich zum Übermenschen. Im Bild alterte er nicht. Auf Münzen, die zur Zeit seiner Alleinherrschaft geprägt wurden, ähnelt sein Porträt den klassischen Büsten des Gottes Apoll.
Auf der Münzrückseite sehen wir den Clupeus Virtutis, einen goldenen Schild, der dem Augustus vom Senat wegen der kaiserlichen Virtus verliehen wurde. Unter „virtus“ verstand ein Römer all die Eigenschaften, die ein Mann (lat. vir) besitzen musste, um den Göttern wohlgefällig zu sein. Dazu gehörte Pietas, die Bereitschaft, alle überlieferten Gesetze und Gebräuche zu achten und einzuhalten, sowie militärische Tapferkeit. Verfügte ein Mann darüber, dann war er ein Liebling der Götter, das heißt, er hatte Erfolg. Umgekehrt galt der Schluss: Wer Erfolg hatte, musste über Virtus verfügen, sonst hätten ihm die Götter nicht den Sieg geschenkt. Und genau diesen Inhalt vermittelt die Münze: Sie verbindet den größten außenpolitischen Erfolg des Augustus, die Wiedergewinnung der von Crassus an die Parther verlorenen Feldzeichen, mit der kaiserlichen Virtus. Die Aussage der Münze lautete für die Zeitgenossen: „Weil unser Kaiser im Übermaß über Virtus verfügt, haben ihm die Götter den Sieg geschenkt, und die kaiserliche Virtus garantiert weiterhin den göttlichen Schutz.“
Augustus hatte das Glück, dass er die meisten Augenzeugen des Bürgerkriegs überlebte. So kannten ihn deren Nachkommen nur noch als das, was er ihnen jahrzehntelang eingehämmert hatte: als den großen Friedenskaiser.

In der nächsten Folge erfahren Sie, wie Nero seinen einzigen außenpolitischen Erfolg auf den Münzen bekannt machte und feierte.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.

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